Hamburg verliert jährlich in der Summe 1400 Bäume. Millionen-Programm für Nachpflanzungen gefordert. Kritik üben die Grünen auch am neuen Online-Baumkataster.

Hamburg. Die Zahl der Bäume in Hamburg nimmt seit Jahren kontinuierlich ab. Im vergangenen Jahr sind laut Senatsangaben erneut deutlich mehr Straßenbäume gefällt als nachgepflanzt worden. In der Summe ergibt sich für 2013 ein Schwund von 1405 Bäumen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, fordern die Grünen eine gezielte Nachpflanzaktion an den Straßen – und haben zu dem Thema einen Antrag in die Bürgerschaft eingebracht.

Der grüne Abgeordnete Martin Bill spricht von einem „Sanierungsstau bei Bäumen“. Nach seiner Vorstellung soll die Stadt 1,4 Millionen Euro aus dem „Sonderinvestitionsprogramm Hamburg 2010“ in Nachpflanzungen investieren. Da jede Pflanzung etwa 1000 Euro koste, könnten damit rund 1400 neue Bäume an die Straßen gesetzt werden.

„Bäume in der Stadt erfüllen zahlreiche wichtige Funktionen: Sie wirken positiv auf das Mikroklima, produzieren Sauerstoff, binden Schadstoffe, sie dämpfen Lärm und schützen den Boden vor Erosion“, so Bill. Die Stadt müsse in grüne Infrastruktur genauso investieren, wie in Straßen und Brücken.

Insgesamt gibt es in Hamburg gut 1,8 Millionen Bäume: rund 245.000 an Straßen, 600.000 in Grünanlagen und etwa eine Million auf Privatgrund.

Kritik üben die Grünen auch am neuen Online-Baumkataster. Darin sollten lediglich die Orte der Straßenbäume verzeichnet werden, kritisiert Martin Bill. Zudem solle die Plattform nur einmal im Jahr aktualisiert werden. Die Grünen hatten dagegen gefordert, ein Echtzeit-Register im Internet zu erstellen, in das aktuelle Daten über den Zustand der Bäume eingespeist werden.

„Zwei Jahre nach unserem Antrag kommt der Senat mit einer Minimalversion. Der Mehrgewinn ist jedoch null“, so Bill. „Die Bürger interessiert nicht der lateinische Namen des Baumes, sondern sein Pflegezustand. Wann wurde er begutachtet? Welche Schäden hat er? Soll er gefällt werden?“ Das Argument der Umweltbehörde, ein Echtzeit-Register sei zu aufwendig, könne er nicht nachvollziehen, so Bill. „Die Daten werden direkt vor Ort in das digitale Baumkataster eingegeben. Da dürfte eine regelmäßige Synchronisierung mit der Website kein Problem sein.“

SPD-Umweltpolitikerin Monika Schaal weist die Kritik zurück. „Mit dem Straßenbaumkataster ist Hamburg bundesweit führend“, so Schaal. „Wir hatten ein Kataster bereits 2003 gefordert, was aber von dem damaligen Senat abgelehnt wurde. Auch unter grüner Regierungsbeteiligung ist nichts passiert.“ Ein zentrales Echtzeitkataster sei zu aufwendig, da die Bezirke für die Pflegemaßnahmen zuständig seien.

Schaal betonte, der SPD-Senat habe zuletzt 4,5 Millionen Euro für die Sanierung des Stadtgrüns ausgegeben. Zudem seien die Mittel für die Grünpflege in den Bezirken 2014 um vier Millionen Euro erhöht worden. Zudem sei 2011 das Programm „Mein Baum, meine Stadt“ ins Leben gerufen worden, bei dem jeder von Bürgern gespendete Euro vom Senat verdoppelt werde. „Auf diese Weise konnten 3600 zusätzliche Bäume gepflanzt werden. Leider haben die Grünen das Programm nicht unterstützt, sondern es schlechtgeredet.“

In der Umweltbehörde hält man eine direkte Nachpflanzung der Straßenbäume nicht für sinnvoll. „Die meisten gehen ein oder müssen gefällt werden, weil die Standortbedingungen sich so verschlechtert haben, dass dort kein Baum mehr wachsen kann“, so Sprecher Volker Dumann. „Laut einer Untersuchung gefällter Standorte waren nur 15 Prozent für Nachpflanzungen geeignet.“ Es sei daher sinnvoller, die vorhandenen Gelder für Pflege und Erhalt des Straßenbaumbestands einzusetzen.

Der Umweltverband BUND zeichnet in Sachen Bäume ein düsteres Bild. Aufgrund einer Datenanalyse der Jahre 2002 bis 2012 kamen die Naturschützer zu dem Schluss, dass Hamburg rund 6000 Bäume jährlich verliert: 1000 Straßenbäume, 2000 Bäume in Grünanlagen und 3000 auf Privatgrund.

Daher hatte der BUND die Einführung einer „Naturdenkmalverordnung“, nach der alte, seltene oder wertvolle Bäume wie in Berlin unter besonderen Schutz gestellt werden könnten. Auf den Vorschlag habe der Senat aber nicht reagierte, sagte BUND-Geschäftsführer Manfred Braasch.

„Die SPD ist mit dem Versprechen angetreten, in Hamburg wieder mehr Bäume zu pflanzen. Trotzdem verlieren wir mindestens 6000 Bäume pro Jahr“ , so Braasch. „Vorschläge wie eine Naturdenkmalverordnung bleiben unbeantwortet – das spricht Bände.“