Der Krankenhaus-Tarifstreit wird ruppiger. Ver.di macht Asklepios schwere Vorwürfe. Der Krankenhaus-Konzern glänzt mit guten Zahlen, warnt aber vor Mehrausgaben.

Hamburg. Die Asklepios-Kliniken, einer der größten Arbeitgeber Hamburgs, haben offenbar einen Einstellungsstopp verhängt. Der Klinikkonzern führt als Gründe an, dass die finanziellen Auswirkungen des aktuellen Tarifstreits zu unklar seien. Die Gewerkschaft Ver.di vermutet, dass mit dem Einstellungsstopp Druck auf die Tarifverhandlungen ausgeübt werden soll. Auch ausgeschriebene Stellen sollen jetzt nicht besetzt werden.

Das Schreiben, das bei vielen Asklepios-Mitarbeitern für Wut und Empörung sorgt, ist von Matthias Meyer, dem Leiter des Unternehmensbereichs Personalmanagement: Da die Auswirkungen der Tarifrunde derzeit „noch nicht absehbar“ seien und vor dem Hintergrund der „extrem hohen Forderungen der Gewerkschaft Ver.di“, heißt es darin, „besteht ab sofort für den gesamten Asklepios Kliniken Hamburg Konzern ein vollständiger Einstellungsstopp!“

Und weiter: „Sobald ein Tarifabschluss vorliegt, wird die Geschäftsführung die sich hieraus ergebenden Mehrbelastungen kalkulieren und mit Ihnen gemeinsam die – über die bereits erfolgten Anpassungen des Personalplans hinaus – zusätzlich erforderlichen Anpassungen des Personalplans erarbeiten und beschließen.“

„Der vorläufige Einstellungsstopp kommt, weil die Ver.di-Forderungen für uns eine Viertelmilliarde Euro Mehrausgaben in den nächsten sieben Jahren bedeuten würden und wir nicht wissen, wie weit sich die Gewerkschaft damit durchsetzt“, sagte Konzern-Sprecher Rudi Schmidt.

Für Asklepios-Betriebsrätin Katharina Ries-Heidtke, Mitglied in der Verhandlungskommission, ist das Schreiben der Geschäftsführung „ein Ausdruck der Hilflosigkeit“. Damit habe sich der Arbeitgeber keinen Gefallen getan. „Die Stimmung bei den Mitarbeitern ist jetzt richtig hochgekocht.“ Solch eine Reaktion des Arbeitgebers auf einen Warnstreik habe sie noch nie erlebt. „Das ist unerträglich.“

Wenn Asklepios ankündige, die Mehrbelastungen aus einem Tarifabschluss dem Personalplan anzupassen, sei das „Angstmacherei, damit wir mit den Forderungen runtergehen“. Ries-Heidtke: „Davon lassen die Kollegen sich aber nicht beeindrucken.“

Hilke Stein, Verhandlungsführerin für Ver.di, sagte: „Diese Reaktion des Arbeitgebers ist ein bisher einmaliger Vorgang. Das hat schon was von Nötigung, die Beschäftigten werden in Geiselhaft genommen.“ Auf die Mitarbeiter werde Druck ausgeübt, vor allem auf die Auszubildenden. „Das ist zumindest fahrlässig.“

Unterdessen gab Asklepios bekannt, dass man im vergangenen Jahr dank steigender Patientenzahlen bei Umsatz und Gewinn zugelegt hat. In den bundesweit 142 Kliniken und Einrichtungen seien 2013 rund 2,2 Millionen Patienten behandelt worden, 4,6 Prozent mehr als im Vorjahr, teilte Asklepios am Donnerstag mit. Der Umsatz kletterte um drei Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (Ebitda) stieg auch wegen Sparmaßnahmen noch stärker und legte 6,4 Prozent auf 284 Millionen Euro zu. Damit verbesserte sich die Ebitda-Marge auf 9,8 von 9,5 Prozent.

Asklepios zählt neben Helios und Rhön-Klinikum zu den größten privaten Krankenhauskonzernen in Deutschland.

Ver.di fordert für die Pflegekräfte Gehaltserhöhungen von 150 Euro sowie ein weiteres Lohnplus von 3,5 Prozent. Auch Nacht- und Bereitschaftszuschläge sollen steigen. Der Krankenhaus Arbeitgeberverband hält diese Forderungen für zu hoch und verweist auf den nächsten Verhandlungstermin. Dieser ist für den 14. April angesetzt.

Betroffen von den Warnstreiks waren neben dem UKE und der Asklepios-Kliniken Altona, Barmbek, St. Georg, Wandsbek, Harburg, Nord und Rissen unter anderem auch das Universitäre Herzzentrum UHZ.