Ältestes Festmahl der Welt fand am Freitagabend im Rathaus statt. Der Bundesaußenminister sprach von „verdammter Pflicht“ gegenüber der Ukraine, die Dänin Helle Thorning-Schmidt redete zur Europawahl.

Hamburg. Feine Speisen und große Prominenz beim ältesten Festmahl der Welt: Am Freitagabend fand im Rathaus das traditionelle Matthiae-Mahl mit zahlreichen hochrangigen Gästen statt. Am Haupttisch saßen nach der Sitzordnung unter anderem die dänische Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt, Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), die Hamburger Ehrenbürger Michael Otto, Uwe Seeler und Michael Greve sowie Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) als Gastgeber Platz.

Traditionell hielten der Bürgermeister und die Ehrengäste zwischen den Gängen des Menüs ihre Festreden. Außenminister Steinmeier reiste mit Verspätung direkt aus Kiew an, wo er noch am Nachmittag Vermittlunggespräche mit Vertretern von ukrainischer Regierung und Opposition geführt hatte. Bürgermeister Olaf Scholz war die Anspannung über die Verzögerung noch anzumerken, als er nach der ersten Vorspeise ans Pult trat.

"Mit vorsichtiger Erleichterung begrüßen wir die Ankunft des Außenministers. Er wird uns sicherlich später ausführlich aus Kiew berichten. Nicht zuletzt durch Vladimir Klitschko, der ein Hamburger und Ukrainer ist, fühlen wir uns mit dem Land verbunden.“, sagte Scholz in seiner Rede. Anlässlich des Besuches von Thorning-Schmidt erinnerte der Bürgermeister auch an seine Heimat Altona, die lange Zeit unter dänischer Herrschaft stand. "Dass beide Nationen so schnell nach 1945 alte Feindschaften begraben haben, zeichnet die Freundschaft zwischen den Deutschland und Dänemark aus."

Städte seien schon immer für den Austausch von Kulturen wichtig gewesen. "Hamburg wird sich auch künftig als Handelspartner einbringen." Scholz betonte, wie wichtig die Fehmarnbeltbrücke sei: "Dadurch wird man in nur zweieinhalb Stunden von Hamburg nach Kopenhagen fahren können."

Steinmeier: „Wir haben die verdammte Pflicht, die Ukraine in Ruhe zu lassen“

Dann folgt Steinmeier mit seiner Rede nach der Hummersuppe. Der Außenminister fand deutliche Worte zur Situation in der Ukraine: „Das ist alles höchst fragil, und bei den leichtesten Fehlern kann das zurückkehren in das Blutvergießen der letzten Tage“, sagte der Steiner. Dennoch sei das, was jetzt vereinbart worden sei, so etwas wie eine letzte Chance.

Die Ukraine ist seit vielen Jahren Gegenstand eines geopolitischen Schachspiels“, sagte Steinmeier. Sowohl die EU als auch Russland versuchten immer wieder, das Land auf die eigene Seite zu ziehen. Doch nach all dem Blutvergießen, all den Opfern und den Mühen, die es gekostet habe, das Land zu einem politischen Prozess zurückzubringen, könne das nicht so weitergehen. „Ich glaube, wir haben die verdammte Pflicht, jetzt nicht in einen Wettbewerb einzutreten, wer zieht die Ukraine zu sich rüber, sondern wir haben die verdammte Pflicht und Verantwortlichkeit (...), dass wir dieses Land in Ruhe lassen.“

Eigentlich sollte Steinmeier in der Hansestadt eine Rede zur Europäischen Union halten. Die fiel jedoch den aktuellen Ereignissen zum Opfer. Dänemarks Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt sprach nach dem Hauptgang jedoch wie geplant zur Kooperation mit Deutschland und der anstehenden Europawahl.

Das Matthiae-Mahl gilt als das älteste noch begangene Festmahl der Welt. In diesem Jahr steht die Veranstaltung im Großen Festsaal des Rathauses ganz im Zeichen der Europäischen Union und der Zusammenarbeit im Ostseeraum. Deshalb sind drei Monate vor der Europawahl am 25. Mai auch Thorning-Schmidt und Steinmeier als Ehrengäste geladen.

Zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Königreich Dänemark bestehen nach Angaben der Senatskanzlei seit Jahrhunderten gute und enge Beziehungen, die in jüngster Zeit etwa durch wechselseitige Besuche der Bürgermeister Kopenhagens und Hamburgs intensiviert worden seien. Eine noch engere Verbindung erhoffen sich Hamburg und Dänemark durch die voraussichtlich 2021 fertiggestellte feste Fehmarnbelt-Querung.

Rehkeule, Seeteufel und Hummersuppe auf der Menükarte

Die Menükarte sah für den Abend zunächst Carpaccio vom Seeteufel und Hummersuppe als Vorspeisen und Rosa gebratene Rehkeulemit Kronsbeerenjus, Kräuterseitlingen und Spitzkohl à la crème als Hauptgang vor. Zum Dessert wurde Nougatmousse mit Zwergorangenragout und Orangen-Safran-Eis gereicht. 17 Köche richteten das Mahl an, 117 Kellner bedienten die 400 geladenen Gäste bei dem Festmahl. Bereits vor einer Woche begann das Personal mit dem Polieren des Silberbesteckes

Scholz begrüßte die Gäste ab 19 Uhr am oberen Absatz der Senatstreppe im Rathaus. Dort empfangen Hamburger Regierungschefs traditionell ihre Gäste, um einem alten Brauch folgend nicht in die Verlegenheit zu kommen, einem zu Pferd angereisten Staatsgast die Steigbügel halten zu müssen. Gegen 19.45 Uhr trug sich Thorning-Schmidt ins Goldene Buch ein, ehe das Festmahl mit rund 400 Gästen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur um 20 Uhr begann.

Im Vorjahr waren Frankreichs Premierminister Jean-Marc Ayrault und Ex-„Mr. Tagesthemen“ Ulrich Wickert Ehrengäste. Zuvor waren unter anderem schon Kanzlerin Angela Merkel (CDU), EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler nach Hamburg zum Matthiae-Mahl gereist.

Hamburgs Regierende laden bereits seit 1356 zu dem Festessen ein. Der Name geht auf den Matthiae-Tag, den 24. Februar, zurück. An diesem Tag wurden nach historischer Überlieferung im Rathaus die Aufgaben im Senat neu verteilt und neue Bürgermeister aus den Reihen der Senatoren gewählt.