Der AWOMO-Bürgerwindpark bei Ahrensmoor wird bis zum Sommer erneuert. Weniger Anlagen sollen doppelt so viel Energie liefern.
Ahrensmoor/Wohnste. Daniel Wojciechowski sind der Wind und der Regen egal. Ein 500-Tonnen-Kran steht hinter ihm auf Metallplatten, um den Kran herum sind ein Berg von überdimensionierten Betonringen und Kabeltrommeln gelagert. Im Hintergrund ist das Fundament und das Grundgeschoss für eine Windkraftanlage zu erkennen.
500 Kubikmeter Beton liegen in der Erde, knapp 1500 Tonnen Gewicht, die von etwa 30 Betonpfählen im Boden gestützt werden. "Wenn die Anlage fertig ist, wiegt das insgesamt 2500 Tonnen. Allein die Kabel bringen 90 Tonnen auf die Waage, jeder einzelne Betonring nochmals zwischen 30 und 70 Tonnen", sagt der Polier.
Wojciechowski und seine Kollegen arbeiten derzeit im Akkord um rechtzeitig mit der Erneuerung des AWOMO-Windparks bei Ahrensmoor und Wohnste fertig zu werden. Zum Sommer sollen die letzten von 20 neuen Anlagen stehen. Wenn diese in Betrieb sind, wird der Windpark seine Volllastleistung nach vorsichtigen Berechnungen mehr als verdoppeln.
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"Wir rechnen sehr konservativ, denn die vergangenen Jahre waren schlechte Windjahre", sagt Jan Ehlen, der mit seinem Vater Heiner den AWOMO-Bürgerwindpark geschäftsführend leitet. 25 Prozent Windeinbußen habe es zwischen den Jahren 2000 und 2010 gegeben im Vergleich zu den Vorjahren. Mit den neuen Windkraftanlagen soll alles besser werden. Die Türme der Windkraftgeneratoren werden deutlich höher sein als die bisherigen. Von 65 Meter steigt die Nabenhöhe auf 108 Meter, die Rotoren werden deutlich größer, drehen sich dann aber langsamer als die jetzigen Rotoren.
Dort oben, in luftiger Höhe, so sagt Heiner Ehlen, da könne mehr Wind geerntet werden. "Wir haben hier Forst rund um die Windkraftanlagen. Das sorgt für Verwirbelungen und bremst damit den Wind aus", sagt Ehlen. Eine Faustregel besage, dass bei doppelter Höhe der Bäume der Wind verwirbelungsfrei und somit doppelt so stark wehe. Das macht sich der AWOMO-Bürgerwindpark nun zunutze.
Während die alten Anlagen bei 65 Meter Höhe und 1800 Kilowatt Nennleistung jeweils 2,2 Millionen Kilowattstunden Strom produzierten, werden die neuen Anlagen bei je 2000 Kilowatt Nennleistung jährlich jeweils 4,9 Millionen Kilowattstunden liefern. "Wir können daher weniger Anlagen auf derselben Fläche stehen haben und dennoch mehr Strom gewinnen", sagt Heiner Ehlen. 33 Anlagen standen bisher zwischen den Dörfern Wohnste und Ahrensmoor-Ost. Künftig sollen es 23 sein. 30 alte, kleinere Anlagen werden seit September abgebaut, drei bereits vorhandene und moderne Anlagen bleiben stehen.
"Das Repowering gibt uns auch die Chance, Fehler aus der Vergangenheit zu korrigieren", sagt Heiner Ehlen. Anstatt wie bisher ein uneinheitliches Sammelsurium von Windkraftanlagen verschiedener Hersteller und Höhen zu haben, werde nun das Landschaftsbild vereinheitlicht. Die Landschaft werde, so Ehlen, attraktiver. Nur gegen die nächtliche Lichtbefeuerung lasse sich nichts machen, die sei halt Vorschrift.
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Dass das Repowering derzeit so intensiv betrieben werden kann, liegt auch daran, dass sich der anfangs bestehende Widerstand gegen das Projekt inzwischen gelegt hat. "Die Gutachten zur Lärmbelastung haben die Bedenken ausgeräumt", sagt Heiner Ehlen.
Woran sich viele Anwohner lange Zeit störten, war die Lautstärke von etwa 45 Dezibel, die die 82-Meter-Rotoren verursachen werden. Das ist etwas lauter als ein Flüstern und etwas leiser als Regen. Für gewöhnlich stört sich niemand an 45 Dezibel. Doch viele Bewohner auf dem Land, wo es nachts zumeist ruhiger ist als in den Städten, fürchteten, dass der Lärm der gigantischen Rotoren unerträglich sein würde. Ein in Auftrag gegebenes Schallgutachten hat diese Bedenken aber inzwischen verfliegen lassen.
"Auch mit der Atom-Katastrophe von Fukushima haben viele, die dem ganzen kritisch gegenüberstanden, nun erkannt, dass das, was wir hier machen, richtig ist", sagt Heiner Ehlen. Die einst hohen Wogen, die das Repowering in Ahrensmoor und Wohnste verursachte, sie sind nun geglättet.
Geglättet werden auch die Flächen, auf denen bislang die alten Windkraftanlagen standen oder noch stehen. Der Abbau der in die Jahre gekommenen Generatoren ist in vollem Gange, die Anlagen werden demontiert, die Löcher im Boden mit Erde aufgeschüttet und die Generatoren in ihre Einzelteile zerlegt und verkauft.
Was nicht verkauft werden kann, wird laut Jan Ehlen recycelt. "Die Fundamente werden aus der Erde herausgeholt, der Beton wird geschreddert und etwa für den Bau der Wege genutzt", sagt der Ahrensmoorer Geschäftsführer. Die Gesellschafter haben auch darauf geachtet, dass bei der Auftragsvergabe möglichst viel Geld in der Region bleibt, um die lokale Wirtschaft zu stärken. "Bis auf die Firma, die den Fundamentabbau betreibt, sind alle Unternehmen aus Niedersachsen. So können wir eine fast optimale Wertschöpfung sichern", sagt Jan Ehlen.
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Die Generatoren, die jetzt nicht mehr gebraucht werden, würden über die Deutsche Windtechnik mit Sitz in Bremen verkauft. "Die Anlagen werden nach Skandinavien und Osteuropa verkauft." Mit den Einnahmen wird ein guter Teil der Investitionskosten wieder hereingeholt.
Wann sich die 60 Millionen Euro Gesamtinvestition in den Windpark für die 35 Anteilseigner rechnen werden, darauf antwortet Heiner Ehlen nur sehr ausweichend. Fest eingeplant sei lediglich, dass der Windpark in 20 Jahren kräftige Gewinne eingefahren haben soll. "Das Geld, das wir einnehmen, hilft nicht nur den am Windpark beteiligten finanziell sondern auch vielen Landwirten in der Region", sagt der Senior.
Mit den höheren Anlagen werde ein höherer Stromertrag erreicht, der wiederum mehr Geld abwerfe. Und da die Pachtabgabe von der Menge des erzeugten Stroms abhängig ist, würden auch für die 75 Landwirte, die die 450 Hektar Fläche für den Windpark und die Wege zu den Anlagen zur Verfügung stellen, die Einnahmen steigen, sagt Heiner Ehlen. Er ist überzeugt: "Wir schaffen mit dem Repowering letztlich eine Win-win-Situation für alle." Und daher, so sagt Heiner Ehlen, seien viele Menschen, die nicht am Bürgerpark beteiligt sind, inzwischen auch ein wenig neidisch auf das Projekt.