Die Hamburger CDU hat die Ablösung des Polizeipräsidenten Jantosch kritisiert. Mitte Januar soll er in den Ruhestand versetzt werden.
Hamburg. Die Bürgerschaftsfraktion der Hamburger CDU hat die bevorstehende Ablösung des Polizeipräsidenten Werner Jantosch kritisiert. „Sollten sich diese Berichte als zutreffend erweisen, setzt die SPD ihre Linie der Ablösung von Beamten, die nicht das sozialdemokratische Parteibuch haben, rücksichtslos fort“, sagte der innenpolitische Sprecher Kai Voet van Vormizeele. Mit Jantosch müsste einer der letzten höheren Beamten gehen, bei denen nicht die Parteikarriere zählte, sondern die berufliche Qualifikation.
Der 61 Jahre alte Polizeiführer soll Mitte Januar in den einstweiligen Ruhestand versetzt werden. Innensenator Michael Neumann wolle den Leiter des Bezirksamts Nord, Wolfgang Kopitzsch (beide SPD), als Nachfolger berufen. Das teilte die Innenbehörde am Donnerstag mit.
Die Abberufung Jantoschs hat eine lange Vorgeschichte. Berufen wurde der erfahrene Polizist 2004 vom neuen Innensenator Udo Nagel (parteilos). Als Nagel Anfang 2008 von Christoph Ahlhaus (CDU) abgelöst wurde, änderte sich die Lage. Jetzt sah sich Jantosch selbst zunehmend der Kritik ausgesetzt. Höhepunkt war 2010 ein "Brandbrief", der aus der Polizei selbst kam. Darin warfen Beamte Jantosch vor, den rund 10 000 Mitarbeiter umfassenden Apparat mit diktatorischen Tendenzen zu führen. Jantosch selbst hatte sich damals nicht öffentlich geäußert. Vermutet wurde seinerzeit, dass der Brief von SPD-nahen Beamten verfasst wurde. Nach dem Machtwechsel im März hatten viele Beobachter vermutet, dass es aus politischen Gründen zu einem Wechsel an der Polizeispitze kommen würde. Offensichtlich hatte sich der neue Innensenator Michael Neumann (SPD) aber dafür entschieden, Jantosch zunächst eine Chance zu geben.
Schon im Sommer kochten die Gerüchte über eine bevorstehende Ablösung des Polizeipräsidenten wieder hoch. Aktueller Anlass war das Wahlversprechen des neuen Senats, 100 Polizeibeamte aus den Führungsstäben der Polizei zurück in den Dienst auf der Straße zu schicken. Doch bei der Umsetzung haperte es. Das erste Konzept aus dem Polizeipräsidium zur Umsetzung des Versprechens schickte Neumann umgehend zurück. Auch ein zweites fand keine Gnade. Unter anderem soll Jantosch wenig Bereitschaft gezeigt haben, Leute aus seinem Stab den Wachen zur Verfügung zu stellen.
Auch Jantoschs Gesundheitszustand soll eine Rolle gespielt haben.
Der designierte Nachfolger Wolfgang Kopitzsch, 62, ist zurzeit Bezirksamtsleiter, aber ein Polizei-Insider. Er begann seine Laufbahn als Lehrer, wechselte aber 1979 an die Landespolizeischule, deren Leiter er 2007 wurde. Kopitzsch dürfte schon wegen seines Alters eine Übergangslösung sein. (dapd/dpa/abendblatt.de)