Behörde stellt neuen Mietenspiegel vor. Preise steigen im Schnitt um fast sechs Prozent. Manche Wohnungen werden aber günstiger.
Hamburg. Der Trend ist ungebrochen, die Mieten in Hamburg sind im Schnitt schon wieder gestiegen. Aber: Es gibt auch in der Hansestadt Wohnungen, die günstiger statt teurer werden. Aufs Alter des Hauses und auf die Lage kommt es an. Das zeigt der neue Hamburger Mietenspiegel, den Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD) gestern im Rathaus vorgestellt hat.
Trotz Preissteigerungen von durchschnittlich 5,8 Prozent auf 7,15 Euro/m² im Vergleich zu 2009 und Spitzenwerten von bis zu 16 Prozent Mietsteigerung im gefragten Altbau gibt es auch Wohnungen, bei denen die Miete im Vergleich zum Mietenspiegel von 2009 gesunken ist. Dazu zählen Wohnungen, die seit 1961 gebaut wurden, sowie teilausgestattete Altbauten von vor 1918. Teilausgestattet heißt, mit Bad oder Sammelheizung - im Vergleich zu vollausgestattet mit Bad und Sammelheizung. Die Durchschnittspreise sanken hier um bis zu 69 Cent/m² auf 6,65 Euro/m² für eine bis zu 65 Quadratmeter große Wohnung.
Wer eine größere Wohnung von mehr als 91 Quadratmetern in normaler Wohnlage sucht, zahlt in einem Haus aus dem Baujahr 1961 im Schnitt 6,07 Euro/m² - 51 Cent weniger als noch 2009.
Aber: Solche Entspannungen beim Mietpreis sind in Hamburg die Ausnahme. Seit nunmehr zehn Jahren steigen die Preise für Wohnraum kontinuierlich an. Eine Tatsache, die Senatorin Blankau auf die "unzureichende Wohnungspolitik" des CDU-Senats zurückführt.
+++ Sprengstoff Miete +++
+++ So wirkt der Mietenspiegel +++
Den Mietenspiegel 2011 nennt sie deshalb auch die "Schlussbilanz von zehn Jahren CDU-geführter Wohnungsbaupolitik". Mit dem "Vertrag für Hamburg" zwischen der Landesregierung und den Bezirken sowie dem "Bündnis für Wohnen" mit der Wohnungswirtschaft will der SPD-Senat den Neubau wieder voranbringen. "Wir werden ein Förderprogramm für mittlere Einkommensgruppen einführen, damit auch Normalverdiener in innerstädtischer Lage wieder bezahlbaren Wohnraum finden können", so Blankau.
Der Mieterverein zu Hamburg geht hingegen davon aus, dass der Aufwärtstrend bei den Mieten weiter anhalten wird, wenn nicht "radikal umgesteuert" wird. Vereinsvorsitzender Eckard Pahlke fordert den Bau von jährlich 8000 neuen Wohnungen, davon mindestens 2000 Sozialwohnungen. Der Mietanstieg bei Neuvermietungen müsse "wieder durch ein Gesetz" beschränkt werden, so Pahlke.
Der Verein Mieter helfen Mietern spricht vom "Mietwahnsinn", der in Hamburg weitergehe. Es dürfe nicht sein, dass "zentrale Stadtteile, ja ganze Stadtgebiete exklusiv Besserverdienenden zur Verfügung" stünden, kommentierte Vereinsgeschäftsführerin Sylvia Sonnemann den Mietenspiegel.
Verbände und Politiker fordern den Senat auf, sich im Bund für eine Änderung des Mietrechtes einzusetzen. "Wir müssen uns endlich das Mietrecht vorknöpfen", sagte Olaf Duge (GAL). Es geht darum, die Möglichkeit, Mieten zu erhöhen, zu begrenzen und überhöhte Mieten ahnden zu können.
Die Fraktion Die Linke fordert eine "Rote Karte und den Platzverweis für Mieterhöhungen und Renditesteigerungen zulasten der Mieter". Die Fraktion hat den Antrag "Schutzschirm für die Mieter, Mietenspirale stoppen!" eingereicht, der im Stadtentwicklungsausschuss der Bürgerschaft debattiert wird.
Aus Sicht der SPD-Bürgerschaftsfraktion belegt der neue Mietenspiegel "erneut die besorgniserregende Entwicklung auf dem Hamburger Wohnungsmarkt". Die Zahlen bestätigten den "dringenden Handlungsbedarf und die Alternativlosigkeit des durchgreifenden Kurswechsels in der Wohnungsbaupolitik nach dem Regierungswechsel", sagte Fachsprecher Andy Grote (SPD). Die bis Ende September 2011 bereits erteilten 5253 Baugenehmigungen für neue Wohnungen seien ein "erster Silberstreif am Horizont", so Grote.
Die CDU-Fraktion nennt die Argumentation der SPD "billig und unseriös". Mit Ihren "flotten Sprüchen" versuche Senatorin Blankau über den "Mangel an Sachverstand" hinwegzutäuschen, sagte Hans-Detlef Roock (CDU). "Der ,Vertrag für Hamburg' und das Bündnis mit der Wohnungswirtschaft sind ein Sammelsurium von unverbindlichen Absichtserklärungen und zeigen keinerlei Wirkung", so Roock. Der Senat geht davon aus, dass erstmals im Jahr 2013 die geplanten 6000 Wohnungen neu gebaut werden.
Informationen zum Thema Mieten hat der Mieterverein auf einem Merkblatt zusammengestellt.
Der Verein Mieter helfen Mietern bietet ab dem 15. November werktäglich eine Mietenspiegel-Sprechstunde unter der Telefonnummer 040-43139488 an.