Seit Freitag ist der Dammtordamm von Theodor-Heuss-Platz bis Stephansplatz voll gesperrt. Am Montag blieb ein Verkehrskollaps aus.

Hamburg. Entnervte Autofahrer, Hupkonzerte, Schimpftiraden: Fehlanzeige. Der vorher befürchtete Verkehrs-Kollaps durch die Sperrung des Dammtordamms zwischen Theodor-Heuss-Platz und Stephansplatz für Autofahrer blieb am Montag aus. Schnurgerade reihten sich die Autos vom Mittelweg in die jetzt zwei Spuren für Linksabbieger in Richtung Alster ein, während unter der Brücke gehämmert und gemeißelt wurde. Noch bis Mai 2012 ist die Durchfahrt der Kreuzung, die sonst fast 70 000 Autos passieren, für den Individualverkehr gesperrt. Trotzdem: „Das Chaos ist ausgeblieben“, bestätigte die Hamburger Polizei.

Die vorher schon angespannte Situation entschärfe sich jetzt vielleicht sogar, weil nur noch links oder rechts abgebogen und nicht mehr noch zusätzlich geradeaus gefahren werden kann, sagte ADAC-Sprecher Matthias Schmitting. Es war stadteinwärts vor der Dammtorbrücke immer wieder zu Staus gekommen, vor allem im Berufsverkehr mussten die Autofahrer an dem Knotenpunkt eine Viertelstunde mehr einplanen. Ein Rechtsabbiegen vom Theodor-Heuss-Platz stadteinwärts war durch die Baumaßnahmen an der Brücke schon seit Monaten nicht mehr möglich. „Die Autofahrer haben sich dadurch schon eingewöhnt.“ Für ihn auch ein Grund, warum das „Schreckgespenst, was da vorher aufgemalt worden ist“, am Montag ausblieb.

Seit April erneuert die Deutsche Bahn die mehr als 100 Jahre alte Dammtorbrücke, über die täglich mehr als 500 S-Bahnen und rund 140 Nah- und Fernzüge donnern. „Die Brücke hatte ihre Zeit einfach überschritten“, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn am Montag. Zunächst mussten die alten Kabel umgelegt werden, dann wurde die alte Brücke abgerissen und Ersatzteile eingebaut. „Derzeit werden die Widerlager, also gewissermaßen die Fundamente, errichtet“, erklärte der Bahn-Sprecher. Bis Mai 2012 sollen dann die restlichen Teile eingebaut werden. „Der Neubau ist unheimlich umfangreich, weil die Brücke so groß ist. Deshalb brauchen wir auch so viel Platz.“

Nicht nur für die Autofahrer bedeutet die Sperrung nun aber zumindest einen Umweg, auch die Metrobusse der Linie 4 und 5 sowie die Nachtbusse der Linie 603 und 604 müssen in den nächsten Monaten stadteinwärts eine verlegte Haltestelle ansteuern.

Doch nicht überall in Hamburg funktioniert der Verkehr reibungslos. Großbaustellen wie die an den Elbbrücken oder den Elbtunnel seien nach wie vor problematisch, sagte Schmitting vom ADAC. In der Stadt könne es für Autofahrer durch die Baustellen wie am Baumwall und der Deelbögebrücke nervig werden. Trotzdem sind diese Baumaßnahmen seiner Ansicht nach noch zu wenige. „Die Maßnahmen müssen noch zunehmen. Viele Straßen in Hamburg sind marode, die wurden regelrecht kaputt gespart“, sagte Schmetting. Auch unzählige Brückenbauwerke der Hansestadt müssten seiner Einschätzung nach erneuert werden. Und das schlimmste „Schreckensgespenst“ stehe ohnehin noch bevor: Mit dem geplanten Deckel über die A7 werde es an einer der wichtigsten Nord-Süd-Achsen über Jahre zu massiven Verkehrsstörungen kommen müssen.