Der Kriminologe hatte der Polizei vorgeworfen, “zu viel zu jammern“. Dies sei “verleumderisch“ und “ehrverletzend“, meint die DPolG.
Hamburg. Zweite Runde im "Jammer"-Streit: Die Deutsche Polizeigewerkschaft Hamburg (DPolG) hat auf die Vorwürfe des Kriminologen Rafael Behr reagiert und die Ablösung des Polizei-Dozenten gefordert. Die Aussagen Behrs seien "ehrverletzende, diffamierende und verleumderische Attacken auf Hamburger Polizistinnen und Polizisten", heißt es in einer Stellungnahme der DPolG. Der Landesvorsitzende Joachim Lenders fordert Schritte gegen Behr. "Ich halte die Einleitung dienstrechtlicher Maßnahmen, bis hin zur Ablösung, für zwingend erforderlich“, sagte Lenders am Mittwoch.
Behr, seit 2008 Professor für Polizeiwissenschaften an der Hochschule der Polizei (HdP), hatte in einem Interview mit dem Hamburger Abendblatt die Außendarstellung der Polizei kritisiert. "Die Polizei jammert zu viel", so die Aussage des Kriminologen in Bezug auf die Debatte über Gewalt gegen Polizisten. "Dass sich die Polizei als Opfer darstellt, ist unprofessionell", sagte der 53-Jährige im Abendblatt. Die Gesellschaft wolle von der Polizei beschützt werden. "Wenn sich die Beschützer jedoch als Opfer, als Spielmaterial für Randalierer definieren, entstehen Irritationen in der Bevölkerung." Dieses Rollenverständnis hält Behr für fatal. "Die Polizei ist schließlich kein passives Opfer, sondern muss aktiv werden, wenn sie sich ohnmächtig fühlt."
Behr sei mit seinen Aussagen aus Sicht der DPolG Hamburg "in einer verleumderischen Art und Weise über unsere Kolleginnen und Kollegen hergefallen, die den Ruf Hamburger Polizei nachhaltig schädigt", heißt es in einer Presseerklärung vom Mittwoch. Behr habe seine Behauptungen weder belegt, noch ein realistisches Bild der Beamten gezeichnet. Die Darstellung beleidige das Berufsethos der Polizisten. "Die DPolG ist entsetzt, dass ausgerechnet ein Dozent der HdP, verantwortlich für die Ausbildung von Nachwuchskräften Aussagen trifft, die geeignet sind, das Vertrauen der Hamburgerinnen und Hamburger zu ihrer Polizei nachhaltig zu beschädigen", heißt es in der Erklärung. Auch Innensenator Michael Neumann (SPD) teile das Unverständnis über die Aussagen Behrs und sehe dringenden Gesprächsbedarf.
Behr habe mit seinen Äußerungen das Recht von Polizisten auf körperliche Unversehrtheit in Frage gestellt, sagte Gewerkschafts-Chef Lenders am Mittwoch. "Wir sind als Polizisten und Gewerkschafter einiges gewohnt, Attacken aus den eigenen Reihen gehören eher nicht dazu. Wer unter dem Deckmantel von Freiheit und Lehre der Wissenschaft einen ganzen Berufsstand öffentlich diskreditiert, beleidigt und herab würdigt, ist offensichtlich fehl am Platze."