Die EKD-Kulturbeauftragte Petra Bahr und die Pröbstin Kirsten Fehrs treten an. In Kirchenkreisen gilt der Ausgang der Wahl als völlig offen.

Hamburg. Im Hamburger Michel wird an diesem Freitag eine neue Bischöfin für den Sprengel Hamburg und Lübeck gewählt. In Kirchenkreisen gilt der Ausgang der Wahl als völlig offen. Als Nachfolgerin der im Juli 2010 zurückgetretenen Bischöfin Maria Jepsen kandidieren die bisher in Berlin arbeitende EKD-Kulturbeauftragte Petra Bahr (45) und die Hamburger Pröbstin und Hauptpastorin Kirsten Fehrs (49). „Viele Synodale werden sich vermutlich erst nach der persönlichen Vorstellung der beiden Kandidatinnen direkt vor der Wahl entscheiden“, so ein Kirchensprecher in Kiel.

Mit einem feierlichen Gottesdienst in der Michaelis-Kirche, dem Hamburger Wahrzeichen, eröffnen die 140 Synodalen am Freitagnachmittag den Wahltag. Der Leitende Bischof der nordelbischen Kirche, Gerhard Ulrich, wird dann die Auswahl der beiden Kandidatinnen durch den Bischofswahlausschuss begründen. Danach haben Bahr und Fehrs – „in alphabetischer Reihenfolge“ – je 15 Minuten Gelegenheit, ihre Vorstellungen fürs Bischofsamt darzulegen.

Gegen 20 Uhr wird die geheime Wahl beginnen; notwendig ist die absolute Mehrheit, also 71 Stimmen. Sollte eine absolute Mehrheit in drei Wahlgängen nicht erreicht werden, tritt im vierten Wahlgang allein die Kandidatin mit den meisten Stimmen an. Sie muss dann aber die Stimmen von mindestens zwei Dritteln der Mitglieder der Synode erhalten.

Mit Heimvorteil tritt Fehrs an, die in Nordelbien aufgewachsen ist. Sie stammt aus Wesselburen (Kreis Dithmarschen) und hat in Hamburg studiert. Als Seelsorgerin hat sie in Schleswig-Holstein und Hamburg viele Erfahrungen gesammelt, etwa in Krankenhäusern, mit Obdachlosen oder auch Strafgefangenen. Menschenwürde und Schöpfungswürde sind für sie elementar. Seit 2006 ist sie Pröpstin und Hauptpastorin an St. Jacobi in der Hamburger Innenstadt. Fehrs ist verheiratet mit einem Pastor, Kinder hat das Paar nicht. Sie spielt gern Gitarre und singt. Jazzmusik macht sie immer wieder gern gemeinsam mit dem Kirchenmusiker von St. Jacobi.

Als Außenstehende bewirbt sich Bahr um das Bischofsamt Hamburg/Lübeck. Die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat bislang eine bundesweite Aufgabe. Die 45-Jährige, die aus Lüdenscheid (Nordrhein-Westfalen) stammt, reizt die regionale Verortung im Sprengel Hamburg und Lübeck mit urbanen, aber auch ländlichen Bereichen. Wie Fehrs setzt sie auf den Dialog mit anderen christlichen Konfessionen und Religionen, etwa dem Islam. Sie wolle besonders auch jene ansprechen, die der Kirche nicht mehr angehören, sagt Bahr. Sie wohnt mit ihrem Mann, einem in Göttingen lehrenden Professor für Verfassungsrecht, und ihrem dreijährigen Sohn Matthäus – „der heißt genauso wie der Evangelist“ – in Berlin-Mitte.

Bischöfin Jepsen, 1992 zur ersten lutherischen Bischöfin der Welt gewählt, war nach 18 Jahren im Amt zurückgetreten. Ihr wurde vorgehalten, Missbrauchsvorwürfen gegen einen Ahrensburger Pastor nicht engagiert genug nachgegangen zu sein. Bis zur Neuwahl führt Jürgen F. Bollmann als Ständiger Bischöflicher Stellvertreter die Amtsgeschäfte.

Die Nordelbische Landeskirche hat knapp 2,1 Millionen Mitglieder. Im Sprengel Hamburg und Lübeck leben rund 900.000 Protestanten, im Sprengel Schleswig und Holstein rund 1,2 Millionen.