Der Bezirk Mitte und die Wirtschaftsbehörde wollen in das Überseequartier in der HafenCity einziehen. Das Problem: Nur für einen ist Platz.
Hamburg. Die Bezirksversammlung Mitte lehnt den Umzug in die Wirtschaftsbehörde ab. Diesen Beschluss fassten die Bezirksabgeordneten bei einer Enthaltung einstimmig. "Nach dieser eindeutigen Beschlusslage hoffe ich auf eine endgültige Entscheidung des Senats", sagt Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) und meint: den Umzug in das neue Überseequartier der HafenCity. Die Chancen, in den 2014 fertigen Neubau an der Ecke San-Francisco-Straße/Überseeallee zu kommen, beurteilt Schreiber als "recht gut". Der Beschluss der Bezirkspolitiker stellt jedoch nur eine Willenserklärung dar. Ein Sprecher der Wirtschaftsbehörde erklärte: "Uns ist nicht bekannt, dass sich an den Plänen etwas ändern soll." Und die besagen, dass die Bezirksverwaltung in die jetzige Wirtschaftsbehörde zieht, während diese mit Senator Frank Horch (parteilos) an der Spitze in die HafenCity darf.
Hintergrund ist ein jahrelanges Hickhack, das zu Zeiten begann, als der schwarz-grüne Senat die Stadt regierte und das Bezirksamt Mitte (wie heute) von der SPD dominiert wurde. Die Historie: Mit 800 Mitarbeitern ist der größte Teil des Bezirksamtes Mitte seit Ende der 50er-Jahre in den Hochhäusern ("Cityhof") am Klosterwall untergebracht. Weil in der HafenCity nicht alle Büroflächen schon einen Mieter gefunden haben, begann man im Jahr 2007 mit den Planungen, das Bezirksamt dorthin umzusiedeln, denn der Senat hatte dem Bauherrn versprochen, im Falle eines Leerstandes selbst einen Mieter zu stellen. Die Umzugspläne waren schon weit gereift, als 2010 der damalige Finanzsenator Carsten Frigge (CDU) sie umwarf: Statt des Bezirksamtes sollte nun eben die Wirtschaftsbehörde in die HafenCity.
"Der neue SPD-Senat hat über die Planungen der Vorgängerregierung bislang nicht entschieden", beklagt Falko Droßmann, der SPD-Fraktionschef in Mitte, und fordert: "Bezirksamt in die HafenCity!" Laut Droßmann seien die Räume der Wirtschaftsbehörde "überhaupt nicht für Publikumsverkehr ausgelegt" und damit für das Bezirksamt mit täglich 2000 Besuchern "absolut" ungeeignet. "Zwei Umzüge sind zudem teurer als einer, die Wirtschaftsbehörde sollte daher an ihrem jetzigen Standort bleiben", sagt Droßmann. Alles andere sei bei der angespannten Haushaltslage nicht darstellbar.
In der Bezirksversammlung wurde das dann etwas vollmundiger formuliert: "Das Bezirksamt würde mit seinen Besuchern das Überseequartier beleben und die HafenCity erden, beispielsweise durch die Ansiedlung des Grundsicherungs- und Sozialamtes."
Und was könnte dann mit dem jetzigen Bezirksamt passieren, das auf einem der wertvollsten Grundstücke der Stadt steht?
Die Hochhäuser könnten abgerissen werden. Markus Schreiber stellt sich dort neue Wohnungen und Büros vor. "Die Wohnungen könnten Richtung Kontorhausviertel entstehen; die Büros zum Klosterwall hin", sagt er.