Viele Hamburger freuen sich, dass die Beachclubs zu Ostern geöffnet haben. Eigentlich sollten sie schon letztes Jahr vom Parkdeck verschwunden sein.
Hamburg. Die Sonne scheint, es ist sommerlich warm - und die Hamburger strömen in die Beachclubs an der Elbe, um mit den Zehen im frisch aufgeschütteten Sand zu wühlen und Cocktails zu schlürfen. Obwohl die Strandclubs mittlerweile zu einer Institution geworden sind, ist ihr Dasein alles andere als selbstverständlich. Seit der vergangenen Saison hat Hamburg schon einen Strandclub weniger. Das "Lago Bay" ist im Sommer vom Parkdeck an den Landungsbrücken verschwunden. Die Fläche sei zu klein gewesen, so die Inhaber. "An das Lago Bay, wie es einmal war, kam die Stimmung auf dem Parkdeck nicht heran", schreiben sie auf ihrer Homepage. "Die Weitläufigkeit der früheren Standorte fehlte, der riesige Pool, die Palmenallee, die stillen Plätze." Die Jahre zuvor war das "Lago Bay" an der Van-der-Smissen-Straße zu finden gewesen - in fünffacher Größe. Wegen dem Bau des Kreuzfahrtterminals musste der Club auf das Parkdeck ausweichen. Die Suche nach einem neuen Standort dauert immer noch an. "Wir wissen, dass so eine Suche dauern kann, aber wir sind optimistisch und lassen uns nicht entmutigen", so die "Lago Bay"-Crew.
Von der Schließung profitiert der Nachbarclub "Hamburg del Mar", der die Fläche des "Lago Bay" übernommen hat und nun doppelt so groß ist wie zuvor. Aber auch für das "Hamburg del Mar" und den "City Beach Club" könnte diese Saison die letzte sein. Die Genehmigung des Bezirks Mitte für die Nutzung des Parkdecks gilt nur noch bis Ende Oktober. Dann muss die Bezirksversammmlung wieder über die Zukunft der Clubs abstimmen und die Inhaber müssen neue Baugenehmigungsbescheide beantragen.
Eigentlich sollten die Clubs nur den Sommer 2009 auf dem Pardeck verbringen. "Für einen dauerhaften Betrieb von drei Beach-Clubs eignet sich das genannte Parkdeck nicht, weil die Fläche regelmäßig von der Finanzbehörde zum Verkauf angeboten wird", schrieb das Bezirksamt Mitte auf eine Kleine Anfrage der CDU-Abgeordneten Dr. Gunter Böttcher, Christoph de Vries und Cyrus Zahedy schon im November 2009.
Bei der Finanzbehörde verweist man auf das Immobilienportal der Stadt Hamburg, dort ist die Fläche derzeit nicht zum Verkauf ausgeschrieben. Laut der Antwort des Bezirksamts auf die Kleine Anfrage hatten Vertreter der Beach-Clubs 2009 angebeben, dass eine Räumung und ein späterer Wiederaufbau der Beach-Clubs so hohe Kosten verursachen würde, dass der Betrieb damit unwirtschaftlich werden würde.
Das Hamburger Abendblatt hat fünf Flächen an der Elbe angesehen, die seitdem als Alternativen diskutiert werden:
1. Fischereihafen Altona Immer wieder gab es im Bezirk Altona Vorschläge, die Klubs auf Pontons im alten Fischerhafen zu verlagern. Doch dort würden sie zwischen hohen Mauern in einer Art Loch liegen. Und auch vom nahen Fischereihafen-Restaurant gab es schon Protest gegen einen solchen Plan, der zudem für die Klubbetreiber hohe Investitionen erfordern würde. Diskutiert wird daher in Altona, ob die Klubs auch vor alte Wellblech-Kühlhallen an den Hafenbecken verlegt werden könnten. Fazit: Alles wenig durchdacht, teuer und deshalb wohl kaum umsetzbar.
2. Ausweichfläche Fischmarkt Das heißeste politische Eisen in dieser Frage ist die Ausweichfläche für den Fischmarkt. Dieses lang gezogene Stück befindet sich nördlich des Fischmarkt-Parkplatzes direkt am Ufer der Elbe und gehört zu Altona. Und dort gibt es starke Vorbehalte: Die Marktbeschicker argwöhnen schon Ungutes und haben sich bei Politikern in Altona bereits Termine besorgt, um rechtzeitig Position zu beziehen. Auch St.-Pauli-Initiativen machen Front gegen solche Pläne. Im Nachbarbezirk Mitte sieht man den Platz indes anders: "Eigentlich findet der Fischmarkt auf der Ausweichfläche gar nicht oder nur alle zehn Jahre statt. In Wahrheit muss man dafür diese Fläche nicht vorhalten", so Bezirkschef Markus Schreiber (SPD). Fazit: Wegen der Proteste schwer durchsetzbar.
3. Steinwerder In direkter Nachbarschaft zum Musical-Zelt (König der Löwen) gibt es direkt an der Elbe eine Veranstaltungsfläche. Hin und wieder werden dort auch Eventzelte aufgebaut. Doch kritisch wird jeder Zugriff auf das Areal von der Hamburg Port Authority (HP) gesehen: Beach-Clubs seien keine hafenkonforme Nutzung, so eine Sprecherin. Allerdings: Auch das Musical lässt sich schwerlich als Hafenbetrieb einstufen. Dafür gibt es eine Sondergenehmigung, die es dann auch für die Klubs geben müsste. Die Fläche bietet zudem viele Vorteile: Ein grandioser Blick auf Hafen und Stadt zum Beispiel. Dort wohnt auch niemand, der sich gestört fühlen könnte. Allerdings ist die Anbindung etwas schwierig. Man muss durch den Alten Elbtunnel oder per Barkasse anreisen. Beides ist etwa umständlich, hat aber auch eigenen Erlebniswert, weshalb auch bei den Beach-Club-Betreibern dieses Areal auf Interesse stößt. Fazit: Wenn der politische Wille vorhanden ist, muss eine Umsetzung möglich sein.
4. HafenCity In Hamburgs neuem Vorzeige-Stadtteil gibt es bereits eine Art natürlichen Strand: den Strandkai. Eine sandige Spitze mit bester Aussicht: Doch dort geht es mit der Beabuung weiter voran. An anderen freien Stellen der HafenCity wird derzeit gebaut oder sie sind noch schlecht erreichbar. Fazit: Kaum Chancen.
5. Reiherstieg Wilhelmsburg Ein Areal, das die SPD Mitte in die Diskussion gebracht hat: An dem schmalen Elb-arm Reiherstieg ist tatsächlich Platz, dort wurde etwa das Dockville-Festival gefeiert. Doch die Port Authority sperrt sich dagegen, weil die freien Flächen für Hafenbetriebe gebraucht würden. Zudem liegt das Areal weitab von Hauptstrom und City. Fazit: kaum geeignet.