Sie grüßt Seeleute auf großer Fahrt, ist Magnet für Touristen und Gotteshaus: Am 14. März feiert die Hauptkirche Sankt Michaelis Geburtstag.

Neustadt. Beinahe wäre der Hamburger „Michel“ gar nicht zu seinem Namen gekommen. „Der erste Pastor wollte die Kirche eigentlich lieber dem Heiland weihen“, erklärt Pastor Martin Illert. „Sankt Salvatoris“ sollte sie seiner Meinung nach heißen. „Sankt Michaelis“ habe ihm zu katholisch geklungen. Doch die Bevölkerung der Hamburger Neustadt habe sich schließlich durchgesetzt.

Die Hauptkirche St. Michaelis, im Volksmund „Michel“ genannt, ist das Wahrzeichen der Hansestadt. Am Montag (14. März) feiert sie ihr 350-jähriges Bestehen. Im Verlauf der ereignisreichen Jahrhunderte musste sie zweimal komplett neu aufgebaut werden.

Am 14. März 1661 wurde die von den Baumeistern von Christof Corbinus und Peter Marquard erbaute große Sankt-Michaelis-Kirche nach zwölf Jahren Bauzeit eingeweiht. Das Gotteshaus steht auf dem Gelände eines Friedhofs, wie Illert erklärt. Daher stamme auch der Name der Kirche. „Michael ist der Engel, der die Seelen der Toten in den Himmel fuhr“, so der Pastor.

Anders als die Barockkirche heute, die als schönste und größte Norddeutschlands gilt, handelte es sich bei dem ersten Bau um eine dreischiffige Backsteinkirche in nachgotischer Tradition. Diese wurde allerdings bereits 1750 durch einen Blitzschlag vollständig zerstört. Der Turm fing Feuer und krachte brennend in sich zusammen. Die Kirche brannte nieder. Dies wurde, wie die Chronik berichtet, als Strafe des Herrn für das gottlose Hamburg gesehen.

Verheerender Brand 1906

Als das Gotteshaus zum zweiten Mal aufgebaut wurde, ist die untere Ebene mit Grabplatten ausgelegt worden, wie Illert erklärt. Noch heute ist der Boden der Krypta mit Grabplatten gepflastert, unter denen sich auch die Ruhestätten der Komponisten Carl Philipp Emanuel Bach und Georg Philipp Telemann befinden.

Bis 1762 wurde der „Michel“ schließlich von den Baumeistern Johann Leonhard Prey und Ernst Georg Sonnin wieder aufgebaut. Der 132 Meter hohe Turm in seiner heutigen Form wurde jedoch erst 24 Jahre später fertiggestellt. Ein verheerender Brand im Jahr 1906 und der Zweite Weltkrieg zogen die Kirche erneut in Mitleidenschaft. Jedes Mal wurde sie allerdings originalgetreu wiederaufgebaut. Im ersten Weltkrieg wurde zudem die große Michel-Glocke geschmolzen, um Waffen herzustellen, erzählt Illert. Während des Zweiten Weltkrieges habe die Krypta als Luftschutzbunker gedient.

Seemänner warfen einen letzten Blick auf den „Michel“

Heute strahlt die Kirche wieder in alter Pracht. Dies ist vor allem einer insgesamt 27 Jahre dauernden Erneuerung zu verdanken, die erst 2009 abgeschlossen wurde. Hoch thront die grüne Kupferhaube des „Michel“ über dem Hamburger Hafen. Der Turm war lange Zeit das Erste und Letzte, was Seeleute auf Großer Fahrt von Hamburg sahen. Es war Tradition, beim Auslaufen einen letzten Blick auf den „Michel“ zu werfen. Nicht weit davon entfernt beginnt der heutige Hamburger Stadtteil Altona, der früher eigenständig war und einst unter dänischer Verwaltung stand, wie Karin Lengenfelder, Sprecherin der Hamburg Port Authority (HPA) erklärt.

Der Innenraum des Gotteshauses ist geprägt von geschwungenen Emporen, bei denen die Farben Weiß, Gold und ein helles Türkis dominieren. „Ich freue mich immer wieder an der Architektur“, sagt Illert. „Er hat auch die Ausstrahlung eines barocken Theaterraums oder eines Versammlungsraums.“ So wird der „Michel“ häufiger für Großveranstaltungen gebucht. Dort finden auch die Trauerfeiern für Hamburger Ehrenbürger wie die Volksschauspielerin Heidi Kabel oder Loki Schmidt, die Frau des früheren Bundeskanzlers Helmut Schmidt (SPD), statt.

1,2 Millionen Touristen pro Jahr

Der „Michel“ ist aber auch ein Touristenmagnet. Rund 1,2 Millionen Besucher steigen laut Illert pro Jahr auf den Turm. Je nach Anlass kämen so viele Gottesdienstbesucher, dass alle der 2.500 Plätze besetzt seien. „Wir versuchen, diesen touristischen Aspekt nicht nur als etwas zu sehen, was uns finanziell auch als Gemeinde hilft“, sagt Illert. „Sondern wir freuen uns auch, wenn wir die Touristen ansprechen können wie zum Beispiel durch unsere Mittagsandachten, bei denen wir eben auch etwas Geistliches mitgeben können.“

Gefeiert wird das Kirchenjubiläum am Sonntag (13. März) um 10.00 Uhr mit einem Festgottesdienst mit Michaelis-Chor und Musikern der Philharmonie. Die Festpredigt hält der Hauptpastor Alexander Röder. Daneben wird in einer Festwoche vom 17. bis 27. März auch das Jubiläum des „Kleinen Michels“, der benachbarten katholischen Kirche Sankt Ansgar, gefeiert. Dort wurde vor 200 Jahren Hamburgs erster öffentlicher katholischer Gottesdienst nach der Reformation gefeiert.