Obwohl Hochschulen auf das Geld angewiesen sind, liegen 35 Millionen Euro auf den Konten. Opposition fordert, damit die Lehre zu verbessern.
Hamburg. Steht die SPD zu ihrer Ankündigung, nach einem Wahlsieg die Studiengebühren in Hamburg abzuschaffen, müsste die Stadt laut Universität zusätzlich 20 Millionen Euro pro Jahr in die Hochschulen stecken. "Wenn dieses Geld fehlen würde, fallen wir in die Steinzeit zurück", sagte Holger Fischer, Vizepräsident der Uni Hamburg, dem Abendblatt. Fischer will sich nicht als Befürworter einer Campus-Maut verstanden wissen. "Es geht schlicht um diesen Betrag, in dessen Höhe die Hochschulen unterfinanziert sind." Damit reagiert der Vizepräsident auf Kritik, die Unis würden Einnahmen aus Studiengebühren horten, anstatt sie im Sinne der Studierenden auszugeben.
Tatsächlich liegen auf den Konten der Hamburger Hochschulen rund 35 Millionen Euro. Davon 18 Millionen Euro (Stand 30. November) bei der Uni Hamburg, wie SPD-Hochschulexpertin Dorothee Stapelfeldt auf Anfrage vom Senat erfuhr. Sie bezweifelt daher, dass Studiengebühren zumindest ihre gesetzliche Bestimmung erfüllen, nämlich die Qualität der Lehre zu verbessern. In Niedersachsen macht die SPD mit ähnlicher Kritik Schlagzeilen; auch dort liegen viele Millionen Euro scheinbar ungenutzt auf den Konten.
Laut Universität sei der abgefragte Kassenstand vor allem "Zufall": Die Gebühren für das Wintersemester sind frisch verbucht, also Einnahmen in Höhe von zehn Millionen Euro. "Die sind nicht auf einen Schlag auszugeben", sagt Vizepräsident Fischer. Das Geld sei größtenteils fest eingeplant, etwa für Ausbauten von Chemie-Laboren für Studierende, vor allem aber für zusätzliches Personal, etwa Tutoren. "Geeignete Mitarbeiter zu finden, das dauert länger, als Computer zu kaufen." Auch der Kanzler der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Bernd Klöver, beteuert, auf Studiengebühren "mehr als angewiesen" zu sein: Sie erst ermöglichten Serviceleistungen für Studierende, die "für erfolgreiches Studieren unverzichtbar sind".
Das Dilemma: Auch wenn Studien belegen, dass Gebühren potenzielle Studienanfänger, die wirtschaftlich schlechter gestellt sind, abschrecken, sogar Uni-Präsident Dieter Lenzen sie aus diesem Grund ablehnt, so haben sich die Unis längst in eine Abhängigkeit von diesem Geld verstrickt
Und so schwingt auch etwas Sorge der Hochschulen vor geänderten politischen Rahmenbedingungen mit. Etwa eine Million Euro hat die Uni Hamburg offiziell tatsächlich im Sparstrumpf. "Fallen Studiengebühren weg und auch Kompensationen, können wir zusätzliches Personal vier Monate weiter finanzieren", sagt Fischer.
Laut Aussagen der SPD könnten die Hochschulen einem Regierungswechsel aber entspannt entgegensehen: "Wir werden Einnahmen kompensieren, die mit Abschaffung der Studiengebühren wegfallen", sagt SPD-Politikerin Stapelfeldt. "Aber bereits eingenommene Mittel müssen nun schnell zur Verbesserung der Lehre verwendet werden".