200 Demonstranten kämpfen für Erhalt der Elternschulen
Neustadt. So viel Andrang ist selten vor der Finanzbehörde. Nur mit Mühe und sichtlich angespannter Miene konnten sich die Bezirksamtsleiter gestern Nachmittag ihren Weg zum Spartreffen mit Finanzsenator Carsten Frigge (CDU) durch die bunte Menschenmenge vor dem Eingang am Gänsemarkt bahnen. Mehr als 200 Eltern und Kinder waren gekommen, um ihrer Wut über die geplante Schließung der Elternschulen Luft zu machen.
"Bildung fängt bei 0 an" oder "Finger weg von den Elternschulen" stand auf den Transparenten. "Wir sind entschlossen, uns zu wehren", sagte die Leiterin der Elternschule Mümmelmannsberg, Birgit Sokolowski. "Die Elternschulen werden gebraucht. Wenn sie geschlossen werden, gibt es in vielen Stadtteilen überhaupt keine Angebote mehr für Familien."
In der vergangenen Woche hatte das Abendblatt berichtet, dass die 22 Elternschulen auf der Streichliste des Senats stehen. Einsparvolumen: knapp eine Million Euro. "Ich bin empört, dass die Elternschulen geschlossen werden sollen", sagte Maike Johannsen, 35, aus Eimsbüttel. "Nach der Erhöhung der Kita-Beiträge sind es wieder die Eltern, die betroffen sind." Wie viele andere, die sich gestern zu der Protestaktion versammelt hatten, nutzt sie regelmäßig die Angebote. "Ich habe drei Kinder und bin fünfmal in der Woche in der Elternschule. Ohne die wäre ich überfordert gewesen", sagte Lili Gries, 35, aus Hoheluft. Und Liane Marks, 30, aus Horn betonte: "Wichtig ist, dass sie kostengünstig sind. Viele Eltern könnten sich andere Angebote gar nicht leisten." Ähnlich sieht es Sven Wroblewski, 32, aus Billstedt: "Die Elternschulen müssen bleiben. Dort haben wir bei allen Problemen immer ein offenes Ohr und Hilfe gefunden."
Wie umstritten das drohende Aus für die dezentralen Beratungseinrichtungen ist, hatte sich bereits in den vergangenen Tagen gezeigt. Politiker aus SPD und CDU, aber auch der Landeselternausschuss Kindertagesbetreuung machten sich für die Elternschulen stark. Auch unter den Bezirksamtsleitern ist die Sparmaßnahme umstritten. "Minimale Einsparung, maximaler Ärger", wetterte Markus Schreiber (SPD), Behördenchef in Mitte.