Seit 100 Tagen ist Eimsbüttels Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke im Amt, erntet fast nur Lob. Auch das Glück hat ihm in die Karten gespielt.
Hamburg. In der Politik braucht man manchmal Glück. Davon hat Eimsbüttels Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD) jede Menge. Seit 100 Tagen ist der Mann mit dem forschen Auftreten heute im Amt und kann bereits diverse Erfolge verbuchen. Triumphe, die natürlich nicht allein sein Verdienst sind. Das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, hat dem 47-Jährigen in die Karten gespielt. Ohne die Finanzkrise hätte Bürgermeister Ole von Beust die Idee, die Universität Hamburg an den Hafen zu verlagern, vermutlich noch nicht vom Tisch gewischt. Folglich hätte Torsten Sevecke nicht mit seinem kürzlich vorgestellten Masterplan zur Entwicklung der Universität in Eimsbüttel glänzen können.
Als Glückspilz könnte man den Verwaltungsfachmann auch beim Streit um das in Eidelstedt geplante Einrichtungshaus bezeichnen. Während sein Vorgänger Jürgen Mantell und die Bezirkspolitiker sich jahrelang mit der umstrittenen Möbel-Höffner-Ansiedlung abgekämpft haben, ist Torsten Sevecke derjenige, der glücklich verkünden kann: "Es ist ein großer Erfolg, dass der Streit beigelegt wurde und wir die Baugenehmigung erteilen konnten."
Nichtsdestotrotz: Glück allein ist für Erfolg nicht ausreichend und der ehrgeizige Bezirkschef nicht der Typ, sich auf Lorbeeren auszuruhen. Er dreht ein großes Rad, hat keine Angst davor, sich hohe Ziele zu stecken, und fährt mit seinem Stil bisher gut. Auf seinen Start blickt der 47-Jährige zufrieden zurück: "Es waren erfolgreiche 100 Tage." Besonders am Herzen liege ihm die Zukunft der Uni. Das nächste große Ziel sei, die Beteiligten vom bezirklichen Konzept zu überzeugen und gemeinsam mit der Behörde für Wissenschaft und Forschung, der Universität und dem Oberbaudirektor einen Masterplan zu entwickeln. "2011 könnte das Bauvorhaben losgehen", sagt Sevecke.
+++ Zukunft Hochschule – das sagen Senat, Uni, Kammer und Bezirke +++
Musste der promovierte Jurist, der sich gern sportlich gibt, auch schon Rückschläge einstecken? "Nein, die gab es nicht", sagt er mit fester Stimme. Dass beim Bürgerentscheid zum Bau des Hoheluftkontors die Mehrheit gegen die Vorstellungen der Bezirkspolitik gestimmt hat, zählt für ihn nicht als Niederlage. So sei das eben in einer Demokratie. "Das Einzige, was mir Sorgen bereitet, sind die Konsolidierungsvorschläge, die zurzeit diskutiert werden. Wenn wir diese alle umsetzen müssen, werden die bezirklichen Arbeitsstrukturen nachhaltig geschwächt."
Weniger wird die Arbeit für Torsten Sevecke nicht. Aber dass die Arbeitstage länger geworden sind, daran hat er sich gewöhnt. "Dafür hatte ich in den vergangenen Wochen viele Gespräche mit den Menschen in Eimsbüttel." Begegnungen, die dem bodenständigen Familienvater zusätzliche Motivation zu geben scheinen. Kontakt zu den Menschen zu finden fällt ihm leicht. Zumal er regelmäßig auf der Straße angesprochen wird. Denn statt mit dem Dienstwagen zu fahren, steigt Sevecke lieber aufs Rad. "Einen Dienstwagen? Den brauche ich nicht", sagt er. Wichtig ist ihm dagegen, ein gutes Verhältnis zu den Politikern zu haben. Er schätze die Leistung der Bezirkspolitiker sehr. "Dagegen ist ein Bezirksamtsleiter eine Null."
Die Wertschätzung beruht auf Gegenseitigkeit. "Herr Sevecke ist einer, der anpackt und den Bezirk voranbringt", sagt Rüdiger Rust, Fraktionschef der Eimsbütteler SPD. Sogar Michael Westenberger, Eimsbüttels CDU-Fraktionschef und Oppositionsführer im rot-grün regierten Bezirk, teilt die Ansicht: "Er hat einen guten Start hingelegt." Der Bezirkschef sei sehr offen in der Zusammenarbeit. "Seine Kommunikationsfreude hat mich überrascht", sagt Westenberger. "Sein Stil ist erfrischend."
Torsten Sevecke hat alles im Griff, so lautet auch das Resümee vom Fraktionschef der Eimsbütteler FDP, Lutz Schmidt. "Weniger gut finde ich, dass er sich durch sein ausgeprägtes Sendungsbewusstsein als ein zweiter Markus Schreiber entpuppt", kritisiert Schmidt und spielt damit auf die große Medienpräsenz des Bezirksamtsleiters Mitte an. Gar keine Kritik wäre ja auch zu schön, um wahr zu sein.