Es sind zwei der beliebtesten Ausgehviertel Hamburgs - doch die Partygänger werden nicht überwacht. Der Grund: Personalmangel.
Hamburg. In den Partyvierteln Schanze und Ottensen patrouilliert der Behördliche Ordnungsdienst (BOD) nach 23 Uhr gar nicht und am Wochenende kaum. Das ist das Ergebnis einer Kleinen Anfrage, die der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Arno Münster im Senat gestellt hat.
Seiner Aussage nach häufen sich die Bürgerbeschwerden: wegen nächtlicher Ruhestörung, Belästigung und Verschmutzung des öffentlichen Raumes. Erst vor einigen Tagen etwa hatten Anwohner der Susannenstraße gegen einen Beschluss der Bezirksversammlung protestiert. Der sieht vor, dass Gastwirte - wenn auch nur in bestimmten Bereichen - draußen weiter Tische und Stühle aufstellen dürfen. Die Anwohner beklagen sich über den Lärm und die "Ballermannisierung" ihres Viertels.
Der BOD Altona, der Ordnungswidrigkeiten wie etwa Lärm und Belästigung ahndet, hat nicht genügend Mitarbeiter zur Verfügung, um diese Stadtteile rund um die Uhr zu kontrollieren. Er arbeitet, wie in den anderen Bezirken, im Schichtdienst bis 23 Uhr. Ausnahme ist der Bezirk Mitte: Dort gibt es einen Nacht- und Wochenenddienst. Mitte ist mit fast 29 Vollzeitstellen im BOD personell am besten ausgestattet. Altona hat 12 Vollzeitstellen, Harburg nur 6,4.
Münster fordert jetzt mehr Mitarbeiter für Altona. „Der Senat hat das Schanzenviertel im Rahmen der Bezirksreform Altona zugeschlagen, es aber leider versäumt, den Altonaer BOD gleichsam mit Personal zu verstärken. Die Leidtragenden sind dabei die Bewohner des Schanzenviertels und Ottensens, die unter der ausufernden Partyszene leiden müssen.“
Auf Anfrage von abendblatt.de bestätigte Bezirkssprecherin Kerstin Godenschwege: "Ja, wir können in der Stoßzeit leider kaum Kontrollen durchführen, und das liegt am Personalmangel."
Allerdings sieht sie die Ursache nicht in der Bezirksreform, die den neu geschaffenen Stadtteil Sternschanze 2008 Altona zuschlug.
Die Reform des Ordnungsdienstes nämlich hatte schon vorher stattgefunden, so Godenschwege. Die Stadt übertrug die Verantwortung auf die Bezirke und teilte die Mitarbeiter auf. Altona erhielt acht Mitarbeiter, der Bezirk selbst schuf noch vier weitere Stellen. Als die Schanze dazukam, gab es tatsächlich kein neues Personal. "Dort wohnen einfach zu wenige Leute, und die Fläche ist zu klein", erklärt Godenschwege.
Es hätte vielleicht die Möglichkeit gegeben, Mitarbeiter von den landesbetriebenen Krankenhäuser zu bekommen. Als diese Kliniken vor fünf Jahren privatisiert wurden, wurden die Mitarbeiter auf andere Stellen bei der Stadt und den Bezirken verteilt - auch auf den Ordnungsdienst des Bezirks Mitte. Die Stellen konzentrierten sich dort, da die Probleme in den Stadtteilen St. Pauli und St. Georg besonders groß waren. Die anderen Bezirke gingen leer aus.
Trotzdem hätte auch eine Umverteilung Altona wohl nur zwei neue Mitarbeiter eingebracht - zu wenige, so Godenschwege. Der Bezirk berate breits intern darüber, wie die Schichten neu eingeteilt werden könnten. Neue Mitarbeiter aber würden wohl nicht eingestellt - "sonst müssten wir an anderer Stelle streichen".