Aygül Özkan, designierte Sozialministerin, kommt kaum zum Innehalten, hetzt an ihrem letzten Tag in der Bürgerschaft von Termin zu Termin.
Hamburg. Eigentlich wollte sie ein bisschen wehmütig sein. Aber Aygül Özkan, Bürgerschaftsabgeordnete der CDU und in wenigen Tagen Sozialministerin in Niedersachsen, kommt kaum zum Innehalten: Die erste Muslimin auf einem Ministersessel hetzt an ihrem letzten Tag in der Bürgerschaft von Termin zu Termin.
Sie ist zum bundesweiten Medienstar aufgestiegen und gibt nun Interview auf Interview. Sie will bis zum Schluss ihre Zusagen einhalten: also schnell noch ein Foto mit Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) und drei Mädchen mit Migrationshintergrund. Es ist Girls' Day.
Zwischendrin muss Aygül Özkan in den Plenarsaal flitzen, und zwar immer dann, wenn abgestimmt wird. Zwei Fraktionskollegen sind erkrankt, da zählt jede Hand, um die schwarz-grüne Mehrheit zu sichern. "Heute spüre ich Wehmut. Ich habe hier zwei Jahre mit den Kollegen zusammengearbeitet und verstehe mich mit vielen sehr gut", sagt Özkan. "Ich habe hier ein Netzwerk aufgebaut. Das muss ich jetzt in Hannover", sagt sie und enteilt schon wieder.
Vor gerade einmal zwei Jahren wurde sie in die Bürgerschaft gewählt. Die Rechtsanwältin und Niederlassungsleiterin der TNT-Paketpost wurde gleich Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses.
Vor wenigen Wochen erst übernahm sie den Posten der wirtschaftspolitischen Sprecherin der CDU-Fraktion. Trotzdem haben manche Abgeordnete sie erst jetzt bei ihrem Abgang so richtig wahrgenommen. Am Dienstag soll sie im niedersächsischen Landtag zur Ministerin gewählt werden. Die neue Zeit ist schon angebrochen. Ministerpräsident Christian Wulff hat ihr gesimst. Der Abendblatt-Artikel über ihren Vater, der als Schneider in Altona arbeitet, haben ihn "sehr bewegt".