Heiße Tage mit mehr als 25 Grad, sehr warme Nächte und Starkregen wird es in Hamburg künftig häufiger geben, so die Klimaexperten.

Hamburg. In Hamburg werden die Tage und Nächte heißer. Das ist aber kein Grund zur Freude, sondern zur Sorge, warnen die Experten auf dem Extremwetterkongress in Bremerhaven. Denn warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen und die entlädt sich dann in Gewittern. "In Hamburg wird es in Zukunft deutlich mehr Gewitter mit sehr heftigem Regen geben", sagt Frank Böttcher, Leiter des Instituts für Wetter- und Klimakommunikation in Hamburg, der den Extremwetterkongress in Bremerhaven mitveranstaltet. "Es stellt sich die Frage, ob das Hamburger Abwassersystem diesen Wassermassen überhaupt noch standhalten kann."

Axel Waldhoff von Hamburg Wasser hat da keine Bedenken: "Wir betreiben schon seit längerem Klimafolgenforschung. Und wir haben eine sehr gute Kombination aus herkömmlichen Kanälen und dezentraler Regenwasserwirtschaft." Dabei werde versucht, möglichst viel Wasser gar nicht erst in die Kanäle zu leiten, sondern in den Boden versickern zu lassen. Die Stadt Hamburg setze dabei auf altbewährte Lösungen, zum Beispiel naturnahe Befestigungen statt Pflaster und Teer.

Auch für eine mögliche Überflutung ist Hamburg Wasser gerüstet: Es gibt Pläne für Notwasserwege. "In Hamburg gibt es viele alte Gräben, die könnten im Notfall wieder aktiviert werden", sagt Waldhoff. "Aber so eine Katastrophe kommt nur alle 50 Jahre vor."Die Meteorologen sind da weniger optimistisch. Die Zahl der Sommertage mit Temperaturen über 25 Grad werde den Prognosen zufolge deutlich steigen, sagt auch Paul Becker vom Vorstand des Deutschen Wetterdienstes. Zudem werde es nachts weniger abkühlen, was Folgen für die Gesundheit vieler Menschen habe.

Im Zeitraum 1961 bis 1990 gab es in Hamburg im Durchschnitt 19,5 Tage pro Jahr, an denen es heißer war als 25 Grad. Im Jahr 2008 gab es 31 dieser heißen Tage, im vergangenen Jahr 26 Tage. "Der Klimawandel ist in Hamburg angekommen", sagt Frank Böttcher. Dies merke man auch daran, dass es mehr sogenannte Südwestlagen gebe, also Wetterlagen, bei denen warme Luft aus dem Südwesten nach Hamburg strömt.

"Nach dem kalten Winter denken viele, der Klimawandel sei erledigt", sagt Böttcher. "Das stimmt aber nicht, denn so richtig kalt war es nur hier in Norddeutschland." Außerdem sei der Januar global betrachtet der zweitwärmste Januar seit Beginn der Wetteraufzeichnung gewesen. Vor heißen Sommern mit starken Gewittern müssen sich aber nicht nur die Hamburger fürchten, denn die Hälfte aller Deutschen lebt in Städten. Diese müssten unbedingt mehr für den Klimaschutz tun, sagt Guy Brasseur, Direktor des Climate Service Centers in Geesthacht. Weltweit würden immer mehr Großstädte mit vielen Millionen Einwohnern entstehen, die erheblich zur klimaschädlichen Luftverschmutzung beitragen würden.

Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung sieht deshalb die Verantwortung bei den regionalen und kommunalen Politikern. „Ohne die Kommunen werden wir den Klimaschutz nicht schaffen.“ Die Städte müssten zum Beispiel stärker auf erneuerbare Energien, Elektro-Autos und die Sanierung von Altbauten setzen. Zugleich sollten sie sich besser auf den Klimawandel vorbereiten, um bei starken Stürmen oder anderen Wetterkatastrophen teure Schäden an Gebäuden und der Infrastruktur zu vermeiden. Das müsse bereits in der Städteplanung, der Bebauung und der Architektur berücksichtigt werden.

Bei dem Extremwetterkongress im Bremerhavener „Klimahaus“ treffen sich bis zum Sonnabend mehr als 800 Wissenschaftler und interessierte Laien.