800 Experten diskutieren in Bremerhaven den Klimawandel: Mega-Cities müssten sich auf Hitze und starke Niederschläge einstellen.

Bremerhaven. Klimaforscher haben beim 5. Extremwetterkongress in Bremerhaven vor den Folgen des Klimawandels in Ballungsräumen gewarnt. Künftig müsse gerade in Mega-Cities mit mehr Hitze und stärkeren Niederschlägen gerechnet werden, sagt Mitveranstalter Frank Böttcher, Leiter des Hamburger Instituts für Wetter- und Klimakommunikation. Rund die Hälfte der Weltbevölkerung lebe bereits in Städten. Bei dem Kongress im Bremerhavener „Klimahaus“ treffen sich bis Samstag mehr als 800 Wissenschaftler und interessierte Laien.

Die Leiterin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Claudia Kemfert, warb für längere Laufzeiten von Atomkraftwerken. Andernfalls müssten viele neue Kohlekraftwerke gebaut werden, „die viele klimagefährdende Treibhausgase produzieren“, sagte sie. Generell sei ein intelligenter Energiemix nötig. Eine zentrale Aufgabe komme den Kommunen zu. Schon jetzt gebe es Städte und Gemeinden, die sich vollständig dezentral und klimaschonend mit Energie und Wärme versorgen.

Der Vorsitzende des „Bundesdeutschen Arbeitskreises für umweltbewusstes Management“, Maximilian Gege, forderte, die vorhandene Energie sinnvoller zu nutzen. „Wenn wir alte Gebäude vernünftig dämmen und alte Kühlschränke und Heizungen austauschen, kann sehr schnell bis zu 30 Prozent an Energie eingespart werden.“ Dies könne auch dem Handwerk helfen: „Das ist der Weg zum grünen Wirtschaftswachstum.“

Der Fernseh-Meteorologe Sven Plöger forderte „mehr Klima-Bildung und weniger Klima-Ideologie in der Wissenschaft und den Medien“. Viele Menschen wüssten einfach nicht, wie sie den Klimawandel mit verursachten, etwa durch CO2. Wäre das unsichtbare und geruchlose Gas eine schwarze Wolke, würden die Menschen sehr viel schneller reagieren, sagte Plöger. Ein schonender und nachhaltiger Umgang mit den natürliche Ressourcen sei zwingend nötig: „Für unsere Form der Lebensgestaltung gibt es schlicht zu viele Menschen auf diesem Planeten.“

Plöger unterscheid deutlich zwischen „Wetter“ und „Klima“. Wetter sei das aktuelle Geschehen vor Ort. Klima dagegen sei ein globales Phänomen: „Obwohl wir in Deutschland einen sehr kalten Winter hatten, war es weltweit der zweitwärmste Januar seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1880.“