Überstunden in den Kliniken: Chirurgen müssen rund um die Uhr operieren. Teurer Winter für die Krankenkassen.

Hamburg. In den Krankenhäusern im Norden schieben die Chirurgen in diesen Wochen Überstunden. So wurden in der Lübecker Sana Klinik im Dezember und Januar rund 200 Patienten mit Knochenbrüchen behandelt. Das waren nach Angaben einer Sprecherin doppelt so viele wie sonst. Besonders häufig seien Oberschenkelhalsbrüche, da vor allem ältere Menschen auf eisglatten Straßen und Bürgersteigen stürzten. Doch trotz der vielen Knochenbrüche seien in der Klinik noch Betten frei und der Gips werde auch nicht knapp, sagte sie.

In den Ambulanzen des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Kiel und Lübeck werden zur Zeit 50 bis 75 Prozent mehr Patienten mit Knochenbrüchen behandelt, als üblich, sagte Sprecher Oliver Grieve. Besonders häufig seien gebrochene Handgelenke, Ellenbogen und Sprunggelenke. Ein Kind habe sich beim Rodeln unter anderem den Kiefer gebrochen. Ein Patient musste im Krankenhaus behandelt werden, weil er von einem Baum getroffen wurde, der unter der Schneelast umgestürzt war.

Rutschen, stürzen, Knochenbruch: Das ist in diesen Wochen auch die schmerzliche Erfahrung vieler Menschen in Niedersachsen. Vereiste Geh- und Fahrradwege machen ihnen zu schaffen. Die Zahl der Knochenbrüche ist in diesem Winter bis auf das dreifache angestiegen. Die Ärzte in der Unfallchirurgische und den orthopädischen Abteilungen haben alle Hände voll zu tun. Die Krankenkassen kommt das teuer zu stehen. „Für das Städtische Klinikum in Lüneburg war es das schlimmste Wochenende seit Beginn des Schneefalls“, sagte Sprecherin Angela Wilhelm. Die Ärzte hätten zwei Tage lang durch operiert.

111 Aufnahmen in der Unfallchirurgie alleine am vergangenen Wochenende verzeichnet das Klinikum Region Hannover: „Das sind 30 Prozent mehr als an normalen Tagen. Im Vergleich zum vergangenen Winter haben wir 35 Prozent mehr Knochenbrüche“, sagte Sprecherin Petra Kesten-Kühne. Vor allem junge Leute seien betroffen gewesen. Viele hätten operiert werden müssen.

Auch die Göttinger Universitätsmedizin registriere „deutlich mehr Knochenbrüche als üblich“, berichtete Sprecher Stefan Weller. Operiert werden überwiegend Hand- und Sprunggelenksbrüche.Betroffen seien neben ausgerutschten Fußgängern vor allem gestürzte Radfahrer. Bis in die Nacht hinein werden im Klinikum Braunschweig derzeit Knochenbrüche operiert.

Allein im Januar mussten nach Angaben der Krankenkasse KKH-Allianz rund 20 000 gesetzlich Versicherte nach einem Sturz wegen Arm- und Beinbrüchen oder offener Wunden ins Krankenhaus. „Es gab doppelt so viele Glatteisunfälle wie 2009.“ Der lange Winter wird für die Kassen damit richtig teuer, denn jede stationäre Aufnahme nach einem Glatteisunfall kostet durchschnittlich rund 4000 Euro. Ein komplizierter Knochenbruch kann sogar mit bis zu 15 000 Euro zu Buche schlagen. Auch im vergangenen Jahr gab es durch Dauerfrost viele Unfälle, die allein bei der KKH Mehrkosten von mehr als drei Millionen Euro verursachten. „Angesichts des Rekord-Winters ist in diesem Jahr mit einem weiteren Kostenanstieg zu rechnen.“