Die Räumung sei auf Antrag der Universitätsleitung erfolgt, sagte eine Polizeisprecherin.

Hamburg. Einen Tag vor Weihnachten hat die Universität Hamburg den seit Wochen von Studenten besetzten zentralen Hörsaal räumen lassen. Am frühen Morgen hatte die Polizei „15 bis 20 Leute“ aus dem Audimax gebracht. Eine Sprecherin der Hochschule. „Es war eine friedliche Räumung.“

Mitte November hatten mehrere hundert Studenten den Hörsaal wegen Missständen im Bildungssystem besetzt. Die Studentenproteste hatten im Oktober in Österreichs Hauptstadt Wien begonnen und sich im gesamten deutschen Bundesgebiet ausgebreitet. In mehreren Städten wurden die Hörsaale bereits geräumt. „Mit der Sicherheit vor Ort nicht vereinbar“

Das Präsidium der Universität Hamburg begründete die Entscheidung vor allem mit Sicherheitsbedenken. „Die Besetzer hatten angekündigt, an Weihnachten und Silvester Festivitäten abzuhalten - das können wir mit der Sicherheit vor Ort nicht vereinbaren“, betonte die Hochschulsprecherin. Auch die Kosten etwa für Heizung und Licht sowie die „Fürsorgepflicht“ der Universität für das Wach- und Hauspersonal hätten eine Rolle gespielt.

In einer Mitteilung von Studenten hieß es, das Präsidium habe „offensichtlich kein Interesse, sich auf inhaltlicher Basis mit den protestierenden Studenten auseinanderzusetzen“. Bei der Räumung seien die Besetzer „unsanft aus dem Schlaf gerissen“ worden: „Den meisten blieb dabei kaum noch Zeit, ihre Sachen zusammenzusuchen.“ Der Protest werde nun mit „vielen schönen, kritischen und kreativen Aktionen“ weitergehen, kündigten die Studenten an. „Es sieht schon ziemlich stark beschädigt aus“

Die Uni-Sprecherin sagte, das Gebäude müsse bis Mitte Januar für den Lehrbetrieb wieder instand gesetzt werden. „Es sieht schon ziemlich stark beschädigt aus. Insbesondere die sanitären Anlagen sind mit Graffiti besprayt worden.“ Für die Sachbeschädigungen würden „einige Kosten“ auf die Universität zukommen.

Das Präsidium will im nächsten Jahr gemeinsam mit der Studierendenvertretung eine Diskussionsrunde über die Reform der sogenannten Bologna-Reform organisieren. Nach der Besetzung des Hörsaals hatten die Studenten in einer Erklärung zwölf Forderungen aufgestellt – darunter einen Umbau der Bachelor- /Master-Studiengänge in ein bildungsfreundliches Studiensystem, das Ende von Studiengebühren und eine demokratische Wahl der damals noch vakanten Stelle des Universitätspräsidenten.

Trotz der Proteste der Studenten wechselt der bisherige Präsident der Freien Universität Berlin (FU), Professor Dieter Lenzen, nach Hamburg. Lenzen ist Nachfolger von Monika Auweter-Kurtz, die nach Protesten von Studenten und Professoren ihren Posten räumen musste. Lenzen gilt wie Auweter-Kurtz als wirtschaftsnah.