Unter dem Absender „Anne Onime“ erklärte die Gruppe die Tat mit der Wohnungsnot und der „Verhöhnung der Notlage der Wohnungssuchenden“.

Hamburg. Auf das Privatauto von Stadtentwicklungs- und Umweltsenatorin Jutta Blankau ist in der Nacht zum Montag ein Farbanschlag verübt worden. Unbekannte warfen mit Farbe gefüllte Gläser auf den in Hamburg-Alsterdorf geparkten Wagen. Außerdem haben die Täter zwei Reifen zerstochen, teilte die Polizei am Montag mit. Das Auto stand unter einem Car-Port. In einer Bekennermail an die Tageszeitung „taz“ (Dienstag) begründete eine unbekannte Gruppe die Tat mit der Wohnungsnot in Hamburg und der „Verhöhnung der Notlage der Wohnungssuchenden“ durch die Senatorin. „Darum haben wir Steine und Farbe auf das Haus und das Auto von Senatorin Blankau (...) geworfen.“

Die Senatorin wurde gegen 3.00 Uhr von Geräuschen geweckt, entdeckte den Schaden an ihrem Auto aber erst am Montagmorgen. Sie war zunächst nicht zu einer Stellungnahme bereit. Jutta Blankau ist seit März Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt in Hamburg. Davor war sie Bezirksleiterin der IG Metall Küste (2005-2011).

Zeugen, die sachdienliche Hinweise geben können, sollen sich an das Landeskriminalamt wenden unter Tel. 4286-56789.

Jutta Blankau wohnt in Alsterdorf in einem Mittelreihenhaus aus den 80er-Jahren, roter Backstein, kleiner Carport an der Frontseite, eingefasste Beete, die den kurzen gepflasterten Weg zur weißen Haustür säumen. Wer es nicht weiß, vermutet hinter diesem Eingang nicht den Wohnsitz einer Hamburger Senatorin. Doch hier lebt die neue Senatorin für Stadtentwicklung, Energie und Umwelt, Jutta Blankau - und das bereits seit mehr als 20 Jahren.

Zuvor wohnte die SPD-Politikern elf Jahre lang an der Dorotheenstraße in einer Dreizimmerwohnung. Die gestiegenen Mieten zwangen sie, aus Winterhude wegzuziehen. Und so landete Jutta Blankau in Alsterdorf.

Klare Linien prägen den Einrichtungsstil. Es gibt wenig Schnörkel, dennoch fehlt es dem Haus mit Kaminofen und großem Holz-Esstisch nicht an Gemütlichkeit. Aus dem Wohnzimmer blickt man auf einen kleinen Garten mit Sitzecke im Grünen. Wer Jutta Blankau beobachtet, merkt, dass sie sich wohlfühlt in ihrem Zuhause. Und das, obwohl es ihr manchmal so vorkommt, als könne sie aus ihrem Badezimmerfenster heraus "die Flugzeuge über ihrem Haus beinahe anfassen".

In der Mail bekannte sich die Gruppe zudem zu Anschlägen auf Fahrzeuge einer Immobilienverwaltung in Hamburg-Marienthal. Unter dem Absender „Anne Onime“ erklärte die Gruppe: „Vor der Villa der Grundstücksverwaltung (...) in Marienthal sind zwei Fahrzeug des Familienclans angezündet worden.“ Der Familie gehörten mehr als 20 Häuser im Schanzenviertel und der Umgebung, hieß es. „Viele Wohnungen stehen leer und verkommen.“ Unter anderem gehöre der Familie auch das Eckhaus Schulterblatt/Juliusstrasse, welches im vergangenen Jahr besetzt und geräumt worden sei.

Erst im November 2010 haben Unbekannte einen Farbanschlag auf eine Polizeiwache in Hamburg-Volksdorf verübt. Sie haben mehrere Gläser mit Farbe gegen den Eingang der Wache geworfen. Kurz zuvor ist das Wohnhaus von Hamburgs damaligem Innensenator Heino Vahldieck (CDU) mit Farbe beschmiert worden. Außerdem hatten Unbekannte das Auto des damaligen Bundesvorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, demoliert. In einem Bekennerschreiben hatten sich später autonome Gruppen zu den beiden Taten bekannt und sie unter anderem mit der Innenministerkonferenz im November 2010 in Hamburg begründet.

(dpa/abendblatt.de)