Den Fund in 40 Meter Tiefe unter der ABC-Straße in der City bezeichnen Experten als Sensation. Das Stück ist etwa zehn Millionen Jahre alt.
Hamburg. Diesen Tag wird Vorarbeiter Karsten Steinau so schnell nicht vergessen. An seinem Arbeitsplatz in rund 40 Meter Tiefe unter der ABC-Straße in der Innenstadt, hier wird einer der vier Notausstiege für die neue U-Bahn-Linie 4 gebaut, arbeitete sich der 46-Jährige mit einem Tunnelbagger durch das Erdreich. Plötzlich, es war gegen 22 Uhr, tauchte ein etwa 50 Zentimeter langes, merkwürdiges Holzstück mit einem Durchmesser von 30 Zentimetern zwischen den Schichten aus Glimmerton auf: "Ich war total überrascht, so etwas hier zu entdecken. Ich wusste gleich, das muss richtig alt sein", sagt Steinau. Sofort verständigte Steinau seinen Polier Lamar Jebabli, und der informierte Bauleiter Caspar Tillmann: "Ich habe zunächst an einen Scherz gedacht. Denn es ist eine Sensation, dass man in dieser Tiefe auf Holz stößt." Das bestätigen auch Experten: "Dieser Fund ist eine absolute Seltenheit. Es handelt sich um ein etwa zehn Millionen Jahre altes Stück Schwemmholz", sagt Ingenieurgeologe Frank Bienert von den Grundbauingenieuren Steinfeld und Partner. Damals sei an dieser Stelle ein tropisches Flachmeer gewesen, und das Holz sei dort vermutlich von Land angeschwemmt worden. Bienert ist für die geotechnische Überwachung beim Bau der neuen U 4 verantwortlich.
Auch das Geologische Landesamt, das zur Umweltbehörde gehört, wurde informiert. Dort bestätigen die Fachleute, dass der seltene Fund etwa zehn Millionen Jahre alt sein dürfte. Allerdings wird es keine weiteren Bodenuntersuchungen geben: "Wir haben empfohlen, dass nun ein Spezialinstitut in Wilhelmshaven die genaue Holzart untersuchen soll", sagt Sprecher Volker Dumann.
Die Hochbahn lässt nun das Schwemmholz, das zurzeit in einem Wasserbecken zwischengelagert wird, nach Wilhelmshaven bringen. Später soll es dann konserviert werden: "Sollte das nicht geschehen, würde es an der Luft austrocknen und zerfallen", sagt Bienert. Der seltene Fund hat aber keine weiteren Auswirkungen auf die Fertigstellung der vier Notausstiege entlang der neuen Strecke der U 4, die von Herbst 2012 an die Innenstadt mit der HafenCity verbinden soll: "Die Arbeiten laufen auf Hochtouren, und wir freuen uns natürlich, wenn wir bei unseren Erdarbeiten wieder auf solch einen Sensationsfund stoßen sollten", sagt Bauleiter Tillmann.
Die vier Notausstiege kosten insgesamt etwa 20 Millionen Euro und entstehen derzeit am Dalmannkai/Kaiserkai, Alsterfleet, Alter Steinweg und an der ABC-Straße: "Die Sicherheit unserer Kunden hat für uns oberste Priorität. Deshalb legen wir bei diesem Thema höchste Maßstäbe an. Dazu gehört, dass es alle 600 Meter einen Notausstieg gibt", sagt Dirk Göhring, U-4-Gesamtprojektleiter bei der Hochbahn. Am Alten Steinweg in direkter Nachbarschaft zur Wirtschaftsbehörde sind die Bauarbeiten am weitesten fortgeschritten: "Wir bauen dort in 42 Meter Tiefe den Quertunnel zur eigentlichen Tunnelröhre und stehen kurz vor dem Durchbruch", sagt Göhring. Danach wird noch das Treppenhaus eingebaut, durch das die Fahrgäste im Notfall aus dem Tunnel ins Freie gelangen sollen. Bis September 2011 soll der Notausstieg fertig sein.