Wissenschaftler aus Hamburg und Kiel machten spektakuläre Entdeckung.

Eine Gruppe von Wissenschaftlern der Universität Hamburg, des Heinrich-Pette-Instituts und des Instituts für Meereskunde in Kiel hat Hinweise darauf gefunden, dass das Leben auf der Erde nicht wie angenommen im Meer, sondern möglicherweise im Süßwasser entstanden ist. In ihrer Forschungsarbeit, die sie in "Nature" veröffentlicht haben, untersuchten sie Wasserproben aus der Elbe, aus denen sie alle Bakterien und sonstigen Lebewesen herausfilterten. Die so gereinigten Wasserproben füllten sie in Fünf-Liter-Gefäße, die sie in Dunkelheit aufbewahrten. "Nach zehn Tagen", so Martin Kerner von der Universität Hamburg, "hatten sich aus den im Wasser gelösten organischen Molekülen winzige kugelförmige Bläschen gebildet." Schon länger vermuten Mikrobiologen und Paläontologen, dass sich lebende Zellen in der Frühzeit der Erde aus solchen Bläschen entwickelt haben. Gesehen hatte diesen Vorgang bislang aber noch niemand. "Die Konzentration organischer Verbindungen war in diesen Bläschen bis zu 20 000-mal höher als in dem restlichen Wasser", beschreibt Alejandro Spitzy von der Universität Hamburg die überraschenden Beobachtungen. "Das ist fast so, als hätten sich aus einer klaren Bouillon innerhalb einiger Tage ganz von selbst kleine Knödel geformt." In den Mikrobläschen aus dem Elbwasser fanden die Forscher alle Grundbausteine lebender Zellen: Zuckermoleküle, Eiweißverbindungen und Fettstoffe. Doch die Biomoleküle haben sich in den Kügelchen nicht nur angesammelt, sondern auch chemisch verändert. Aus einfachen, kleinen Molekülen sind komplizierte und größere entstanden. Für Heinz Hohenberg vom Heinrich-Pette-Institut zeigen die Bläschen eine ganze Menge Gemeinsamkeiten mit den Organellen in lebenden Zellen: "Sie können sich miteinander verbinden, sich vergrößern, aufspalten und Biomoleküle einlagern. Sie bilden gewissermaßen Schutzräume, in denen chemische Prozesse stattfinden können." "Die Bläschen ähneln in ihrer chemischen Zusammensetzung und in ihrem Aussehen sehr stark Bakterien", findet Alejandro Spitzy. Und er fügt hinzu: "Unsere Versuche schließen eine Entwicklung des Lebens in den salzigen Urmeeren zwar nicht aus, aber wir konnten zeigen, dass sich die ersten Zellen ebenso gut in kleinen Süßwasserpfützen gebildet haben könnten."