Hanstedt/Winsen. Alexander Bai und Jennifer Soetebier holen Titel im Hochsprung – Chiara Boy wird mit Bestzeit Dritte über 100 Meter Hürden.
Für das Hanstedter Trainer-Ehepaar Wolfgang und Christa Striezel gehört es zu den lieb gewonnenen Gewohnheiten, am Ende einer langen Freiluftsaison einige Tage auf Rügen auszuspannen. Der Trip war früh im Jahr gebucht, niemand konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass das Coronavirus den Terminplan nicht nur der Leichtathleten komplett durcheinander wirbeln sollte. Und so setzte der Niedersächsische Leichtathletik-Verband (NLV) die letzten Landesmeisterschaften 2020 just für das Wochenende an, an dem Familie Striezel an der Ostsee weilte. Trotz der fast 500 Kilometer Distanz für Trainer Wolfgang kein Grund, seine Athleten allein zu den Titelkämpfen nach Oldenburg zu schicken. Allerdings blieb er nur für einen Wettkampftag im Marschwegstadion.
Alexander Bai siegt mit 1,97 Meter und neun Zentimetern Vorsprung
Er verlief gewohnt erfolgreich. Alexander Bai (U20-Jugend) verteidigte den Landesmeistertitel im Hochsprung souverän und zeigte einen seiner besten Wettkämpfe des Jahres. Mit der Siegeshöhe von 1,97 Meter lag der 18-Jährige neun Zentimeter vor Malte Büttner (Garbsen) und Yannis Günther (Lüneburg). „Seine Sprünge waren sehr dynamisch. Über 1,97 m ist er so hoch drüber gesprungen, dass ich fast an eine neue Bestleistung geglaubt hätte“, sagte Wolfgang Striezel. Bei der folgenden Höhe von exakt zwei Metern fehlte ein wenig die Konzentration. „Schade, an diesem Tag wäre noch mehr möglich gewesen.“ Für die Leichtathleten des MTV Hanstedt ist die Freiluftsaison nun beendet. Ob und wie es in der Halle weitergehen kann, ist derzeit völlig offen.
Nicht nur mit der Konkurrenz, sondern auch mit den Rahmenbedingungen hatte Jennifer Soetebier (LG Nordheide) auf dem Weg zum Hochsprungtitel der weiblichen U20-Jugend zu kämpfen. Die 18-Jährige aus Winsen ist für eine sehr lange Flugkurve bekannt, landet häufig nah am Mattenrand. Da die Hochsprungmatte in Oldenburg sehr schmal war, bat Trainer Wilfried Oppermann darum, eine kleine Matte daneben zu legen, um einen Sturz auf den Kunststoffbelag zu verhindern. Das lehnte die Wettkampfleitung ab, da es in der Kürze der Zeit nicht möglich sei, eine weitere Matte zu desinfizieren.
Trainer Oppermann fungiert als Prellbock neben der Matte
Schließlich hatte die Schiedsrichterin ein Einsehen und gestattete dem LG-Trainer, sich bei den Sprüngen von Jennifer Soetebier direkt an die Gefahrenstelle neben der Matte zu stellen, um gegebenenfalls als Prellbock zu fungieren. „Das klingt nur im ersten Moment gefährlich. Ich kenne Jenny seit Jahren und weiß, dass sie mich nicht anspringt. Wir haben so etwas im Training schon einmal geübt“, erzählt Oppermann.
Seine Aktive benötigte den Prellbock letztlich nicht, meisterte 1,64 m und 1,67 m im ersten und die Siegeshöhe von 1,70 m im zweiten Versuch. Ihre langjährige Konkurrentin Jelde Jakob (Wolfenbüttel) wurde höhengleich Zweite. Chiara Boy verbesserte die persönliche Bestzeit über 100 Meter Hürden um vier Zehntelsekunden auf 15,73 Sekunden und gewann Bronze in der weiblichen U18-Jugend. Laura Maaß (beide LG Nordheide) musste sich in 2:26,95 Minuten über 800 Meter mit dem Platz vier begnügen.