Tostedt/Neugraben. Die Hürdensprinterin vom MTV Tostedt wird Sechste bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften und verbessert ihre persönliche Bestzeit.

Dass es so gut laufen würde, damit hatte Lucy Seute selbst nicht gerechnet. Immerhin hatte die 18 Jahre alte Hürdensprinterin vom MTV Tostedt in den vergangenen Wochen einige Probleme im Training gehabt und wurde in der Meldeliste nur an Position 20 von 24 zugelassenen Sprinterinnen über 100 Meter Hürden geführt. Dann aber unterbot die sympathische junge Frau zweimal ihre alte Bestzeit, zog überraschend in das Finale der deutschen Jugendmeisterschaften in Heilbronn ein und stand am Ende mit der Urkunde für den sechsten Platz da. „Ich bin sehr zufrieden. Das ist mehr als ich erwartet hatte“, lautete ihr Fazit.

Letzter Testwettkampf in Adendorf lief gut

Lieber das linke Bein im Startblock nach vorn und kürzere Schritte im Anlauf zur ersten Hürde machen oder die Schritte, wenn das rechte Bein vorn ist, etwas länger ziehen – an diesen Optionen feilten die Aktive und Trainerin Angela Schirner zuletzt. Wie die Entscheidung auch immer ausfiel, klar war, dass der Ablauf nicht hundertprozentig sitzen konnte. Neue Sicherheit und Selbstvertrauen schöpfte Lucy Seute aus einem Testwettkampf wenige Tage vor den nationalen Titelkämpfen. In Adendorf startete sie zusammen mit Lena Schroeder (Grün-Weiss Harburg) in einem Lauf und deutete in 14,99 Sekunden an, dass die Form passt. Als Ziel für die Jugend-DM setzte sich die Tostedterin, ihre knapp zwei Monate alte Bestzeit über 100 Meter Hürden (14,78 sek.) mindestens zu bestätigen.

Die Bahn bevorzugte die Sprinterinnen

„Die Bahn in Heilbronn ist hart. Das ist gut für Sprinter“, erzählte Lucy Seute, die in Heidenau zu Hause ist. „Ich wollte einfach einen guten Lauf machen.“ Das gelang ihr im ersten von drei Halbfinalläufen. In 14,61 Sekunden bei leichtem Rückenwind verbesserte sie ihre persönliche Bestzeit um 17 Hundertstel und belegte den dritten Platz. Damit lebte die zarte Hoffnung auf den Finaleinzug, denn neben der Erst- und Zweitplatzierten aus jedem Halbfinale kamen zwei weitere Zeitschnellste in den Endlauf. „Alle Zeiten wurden auf einer kleinen Anzeigetafel im Ziel angezeigt. Beim zweiten und dritten Lauf habe ich mitgerechnet und bin ein bisschen rumgehüpft, als klar war, dass ich es geschafft habe“, berichtet die Gymnasiastin der IGS Buchholz. Eine winzige Hundertstel war sie schneller als Laury Carilus (Kassel), die als Neunte nicht noch einmal laufen durfte.

Neue persönliche Bestmarke schon im Halbfinale

Ob sie 100 Minuten später nicht sehr nervös gewesen sei, immerhin steht man nicht alle Tage im Endlauf einer deutschen Meisterschaft? „Die Aufregung hielt sich noch in Grenzen. Ich hatte ja schon mehr erreicht als ich wollte. Der Endlauf war das I-Tüpfelchen. Ich habe nur auf mich geguckt, mich konzentriert und versucht, locker zu bleiben“, schilderte die DM-Sechste ihre Gefühle. Das aber gelang nicht allen. Zwei Finalteilnehmerinnen, unter ihnen Favoritin Franziska Schuster (Xanten), wurden nach Fehlstarts disqualifiziert. Seute machte den zweiten starken Lauf des Tages, auch wenn sie „hinten raus“, wie die Sprinter sagen, noch Verbesserungspotenzial erkannte. In 14,64 Sekunden bestätigte sie die neue Bestmarke aus dem Vorlauf kam als sechstbeste jugendliche Hürdensprinterin Deutschlands ins Ziel.

Aufgrund des Hygienekonzepts durfte bei kleinen Vereinen nur eine Begleitperson mit ins Stadion, diese Rolle war beim MTV Tostedt Trainerin Angela Schirner vorbehalten. Viele Freunde, Bekannte und Lucys Familie verfolgten das Geschehen in Heilbronn via Livestream von zu Hause aus. „Ich finde es rührend, wie viele Nicht-Leichtathleten sich meinen Lauf angeguckt und mir Nachrichten geschickt haben“, bedankte sich Lucy Seute für die Unterstützung.

Drei weitere Teilnehmer aus der Region

Drei weitere Leichtathletiktalente aus dem Süden Hamburgs hatten sich für die deutschen Jugendmeisterschaften qualifiziert und belegten die Plätze acht, neun und zehn. Alexander Bai (MTV Hanstedt) wurde Achter im Hochsprung, Renée Nitsch (HNT) Neunte mit dem Diskus und Jennifer Soetebier (LG Nordheide/alle U20) Zehnte im Hochsprung. Um 30 Zentimeter verpasste Nitsch den Einzug in den Endkampf der besten Acht im Diskuswurf. Der hätte ihr drei weitere Versuche mit der 1000 Gramm schweren Scheibe beschert.

Persönliche Bestleistung mit dem 1-kg-Diskus (41,95 m) und Platz neun bei den deutschen U20-Meisterschaften: Renée Nitsch von der Hausbruch-Neugrabener Turnerschaft (HNT).
Persönliche Bestleistung mit dem 1-kg-Diskus (41,95 m) und Platz neun bei den deutschen U20-Meisterschaften: Renée Nitsch von der Hausbruch-Neugrabener Turnerschaft (HNT). © Iris Hensel

Auch als Neunte durfte der Schützling von Trainer Daniel Neidhold zufrieden sein. Die geforderte Norm von 40 Metern hatte die 18-Jährige aus Neugraben im Juli in Lübeck um einen halben Meter übertroffen. In Heilbronn stieg Renée Nitsch mit 40,52 m in den Wettkampf ein und steigerte ihren Hausrekord im dritten Durchgang nochmals auf 41,95 m. „Wir sind super happy mit dem dritten Versuch. Die Weite tröstet über den verpassten Endkampf hinweg“, sagte Neidhold, der daran erinnerte, in diesem Jahr jede Menge Krafttraining verpasst zu haben.

Hausrekord auch für Diskuswerferin Renée Nitsch

Das FitHus der HNT und der Sportpark Opferberg, die üblichen Trainingsstätten, waren aufgrund des Corona-Lockdowns lange geschlossen. Die Trainingsschwerpunkte bildeten daher hauptsächlich athletische Grundlagen und später technische Feinheiten. Für Renée Nitsch, die auch im kommenden Jahr der Altersklasse U20 angehört, war es der erste DM-Auftritt in einer Einzeldisziplin.

Das kann Alexander Bai nicht von sich behaupten. Er war bei der Hallen-DM Sechster geworden und wechselt 2021 in die Männerklasse. In Heilbronn kam er von Anfang an nicht richtig in den Wettkampf. „Die Dynamik und Spritzigkeit fehlten etwas“, sagte Coach Wolfgang Striezel. Vielleicht steckte Bai die siebenstündige Autofahrt vom Vortag in den Beinen.

Der 18-Jährige vom MTV Hanstedt, der jüngst in Peine erstmals die Zwei-Meter-Marke geknackt hatte (2,02 m), leistete sich bei 1,90 Meter einen Fehlversuch, bei 1,95 Meter zwei Fehlversuche, und 1,99 Meter waren an diesem Tag zu hoch. Der Sechst- und Siebtplatzierte übersprangen ebenfalls 1,95 m, benötigten aber weniger Fehlversuche als der Hanstedter. „Wir hätten uns beide ein anderes Ergebnis gewünscht“, sagte Striezel, „allerdings springt man auch nicht jeden Tag zwei Meter.“