Winsen. Erstmals nach der Coronapause veranstaltete der Kreisleichtathletikverband Harburg-Land ein Abendsportfest in Winsen. Es galt als Testballon

Schon am Eingang musste man sich etwas gedulden. Die beiden großen Flügeltore zur Sportanlage der Berufsbildenden Schulen (BBS) in Winsen waren geschlossen, nur das Fußgängertor war geöffnet und führte alle Personen, geleitet von rot-weißen Flatterbändern, unweigerlich an den Tisch von Jurina Schütt. Die Leichtathletin vom MTV Hanstedt, die später als Aktive ins Geschehen eingriff, notierte penibel genau alle Kontaktdaten von Gästen, Zuschauern, Teilnehmern und Kampfrichtern und ließ sie per Unterschrift bestätigen, dass sie symptomfrei sind und alle Verhaltens- und Hygieneregeln einzuhalten gedenken. Die obligatorische Sprühflasche mit Desinfektionsmittel durfte auf ihrem Tisch nicht fehlen.

Erstmals nach der Coronapause veranstaltete der Kreisleichtathletikverband Harburg-Land ein Abendsportfest in Winsen. Es galt als Testballon für eine Reihe weiterer Sportfeste, die bis Anfang Oktober auf der BBS-Sport­anlage folgen. „Wegen der besonderen Rahmenbedingungen können wir nicht alle Disziplinen auf einmal anbieten. Stattdessen gibt es mehrere Veranstaltungen mit wenigen Disziplinen“, sagte die Kreisvorsitzende Birgit Costard aus Winsen. Zum Auftakt wurden 100-Meter-Sprint, Weitsprung, Kugelstoßen und 4x100-Meter-Staffeln angeboten. Am Mittwoch, 26. August, wenn man sich zum zweiten Abendsportfest trifft, sind Hochsprung und Speerwurf ausgeschrieben. Das erspart den aufwendigen Aufbau der elektronischen Zeitmessanlage.

Verhaltens- und Hygieneregeln für leichtathletische Wettkämpfe

Bei der Entwicklung der „Verhaltens- und Hygieneregeln für leichtathletische Wettkämpfe“ orientierte sich der Kreisvorstand an den Empfehlungen des Niedersächsischen Leichtathletik-Ver­bandes (NLV) und einem Lübecker Verein, der schon Ende Juni erste kleine Sportfeste organisiert hatte. „Es gab kleine Nachfragen vom Gesundheitsamt und der Abteilung Gebäudewirtschaft des Landkreises. Grundsätzlich war die Genehmigung aber kein Problem“, so Costard. Bei den Sprints war es nicht mehr erforderlich, eine Bahn Platz zwischen den Athleten zu lassen. Lediglich die zur Tribüne hin liegende Bahn 6 musste frei bleiben, weil im Vorbeilaufen der Mindestabstand zwischen Sprinter und Zuschauern gefährdet gewesen wäre.

Die Kreisvorsitzende hatte sich extra nicht als Kampfrichterin eingeteilt, um sich voll und ganz auf die Überwachung der Verhaltens- und Hygieneregeln zu konzentrieren. Größere Beanstandungen stellte sie nicht fest. „Ich musste nur immer mal wieder daran erinnern, dass Zuschauer- und Athletenbereiche zu respektieren sind“, sagte Costard. Mit Flatterbändern waren die Wege gekennzeichnet, auf denen sich Zuschauer, Betreuer und Eltern um die Wettkampfanlagen herum bewegen durften. Alles in allem waren die Vorbereitungen deutlich umfangreicher als bei einem Sportfest unter normalen Bedingungen. Drei Stunden vor Wettkampfbeginn trafen sich die ersten Hilfskräfte.

„Athleten liegen uns schon länger in den Ohren“

„Die Athleten liegen uns schon länger in den Ohren, dass sie Wettkämpfe machen wollen. Sie sind natürlich froh, dass es endlich losgeht“, sagte Birgit Costard. Die Beteiligung von 43 Sportlern aus elf Vereinen der Kreise Harburg, Lüneburg, Stade, Heidekreis sowie aus Hamburg war gut mit dem Hygienekonzept zu vereinbaren. Selbst auf die im Vorfeld angedachte Reduzierung von sechs auf vier Versuchen in den technischen Disziplinen verzichtete man.

Gerade für die Nachwuchsklassen geht es darum, sich in Form zu bringen für die im Herbst anstehenden Landes- und deutschen Meisterschaften. Mit Lucy Seute (MTV Tostedt) und Jennifer Soetebier (LG Nordheide) starteten zwei U20-Talente aus dem Landkreis, die die Qualifikation für die deutschen Jugendmeisterschaften am ersten September-Wochen­ende in Heilbronn in der Tasche haben. Die 18 Jahre alte Seute hatte mit einer persönlichen 100-Me­ter-Bestzeit geliebäugelt. Das Vorhaben scheiterte jedoch am kräftigen Gegenwind von 2,4 Metern pro Sekunde.

Keine Meisterschaften im Kopf hatten die Leichtathleten vom SV Holm-Sep­pensen. Für fünf Frauen und Männer, die einmal pro Woche für das Sportabzeichen trainieren, war der Start in Winsen erst der zweite offizielle Wettkampf nach den Hallenkreismeisterschaften Anfang März. „Wir suchen neue Herausforderungen“, sagte Abteilungsleiter Dirk Ulber grinsend. Dabei hatten sie die älteste Teilnehmerin. Marion Wirtky ist 82 Jahre alt und stieß die Kugel ihrer Altersklasse erstaunliche 6,66 Meter weit. „Ist der Körper gesund, ist auch der Geist gesund“, sagte die Frau, die ihr Leben lang Sport getrieben hat, zu ihrer Motivation. Das Sportabzeichen 2020 haben alle Mitglieder der gut gelaunten Gruppe aus Holm-Seppensen natürlich längst in der Tasche.