Winsen. Die Aktion Mensch finanzierte eine neue Mattenfläche, so dass Blinde und Sehbehinderte gefahrlos trainieren können.

Nicht nur die eigentliche Zielgruppe, auch die ausgewählten Trainingspartner äußerten sich sehr angetan über den ersten Aktionstag des Hansa-Sportvereins (HSV) Stöckte für Blinde und Sehbehinderte. Um ansatzweise Chancengleichheit zu erzielen, agierten die sehenden Judoka mit einer Augenbinde – eine völlig neue Erfahrung.

Sie wünschen sich nun häufiger ein Training ohne Sehvermögen. „Ich konnte viel besser merken, ob ich richtig stehe. Obwohl ich nichts gesehen habe, habe ich einfach gespürt, dass es der richtige Moment für den Wurf war“, sagte beispielsweise der zwölf Jahre alte Linus.

Am Anfang stand ein Lehrgang an der Judo-Akademie am Bodensee

Der Aktionstag war von langer Hand vorbereitet worden. Bereits vor knapp einem Jahr nahmen die HSV-Trainer Charina Jeromin und Marcel Busch an einem Lehrgang an der Judo-Akademie des Deutschen Judobundes am Bodensee teil. Ein Betreuer der Para-Nationalmannschaft gab Einblicke in das Judotraining mit Sehbehinderten und informierte generell über das Thema.

Dort entstand auch der Kontakt zur Aktion Mensch, die den Winsener Sportverein maßgeblich bei der Anschaffung einer neuen Mattenfläche unterstützte. Gerade bei Sehbehinderten spielt die Minimierung von Stolperfallen und Verletzungsrisiko eine extrem wichtige Rolle. Hochstehende Ecken an abgenutzten Matten können zum Problem werden.

Chancenlos gegen Goldmedaillengewinnerin der Paralympics

„Aus aktiven Wettkampfzeiten wusste ich, dass fast blinde Judoka sehr stark und erfolgreich sein können. Ich habe selbst gegen eine Paralympics-Goldmedaillengewinnerin aus Schwerin gekämpft – und war chancenlos“, sagte Charina Jeromin. Da der HSV über ein ausgebildetes Trainerteam verfügt, fiel die Entscheidung leicht, sich für Para-Judo zu öffnen. „Ob als Freizeitsport oder Wettkampfsport, bei uns sollen auch Sehbehinderte die Möglichkeit haben, den Judosport in vollem Umfang erleben zu dürfen“, so Jeromin.

Der Aktionstag diente als Kick-off-Veranstaltung. Grundsätzlich haben alle Interessierten mit und ohne Sehbehinderung jederzeit die Möglichkeit, beim HSV Stöckte Judo auszuprobieren. Das Mindestalter beträgt fünf Jahre. Weitere Informationen gibt es bevorzugt unter E-Mail judo@hsvstoeckte.de.