Hittfeld. Nach einer Herz-Transplantation vor vier Jahren nimmt Ralf Struckhof aus Hittfeld an vielen sportlichen Wettkämpfen teil – mit Erfolg.
Wüsste man nicht, dass Ralf Struckhof ein transplantiertes Herz in sich trägt, man würde ihn für einen ganz normalen, äußerst sportlichen Mann halten. Der 53 Jahre alte Hittfelder fährt Rennrad, läuft, schwimmt und ist seit einem Jahr auch noch in die Abteilung Bogenschießen von Union Eckel aktiv. Und doch unterscheidet er sich von anderen Sportlern, denn Sport ist für ihn eine Art Lebenselixier und der Beweis, dass das Leben mit einem Spenderherz nicht grau und trist, sondern bunt, lebenswert und voller Hoffnung ist.
Bei den World Transplant Games Ende August in Newcastle konnte er diesen Beweis ganz offiziell erbringen. Vizeweltmeister im 5000-Meter-Race-Walk, Bronze im Darts-Wettbewerb, Platz sechs im 100 Meter Brustschwimmen und Platz sieben im Bogenschießen – die Ausbeute kann sich sehen lassen. „Ich bin unheimlich glücklich darüber“, freut sich der zweifache Familienvater.
Leichtathletik, Schwimmen, Darts und Bogenschießen
Noch vor vier Jahren hätte er nie gedacht, dass es ihm einmal wieder so gut gehen würde. Nach der Diagnose „Non-compaction Kardiomyopathie“ – einem angeborenen Herzfehler, bei dem sich die Muskeln nicht richtig ausbilden und das Herz immer größer wird – und dem langen Warten auf ein Spenderherz war sein gesamtes Leben nicht mehr so, wie es einmal war (das Abendblatt berichtete). Am 10. September 2015 kam die erlösende Nachricht: Ihr neues Herz ist da!
Seither erlebt Ralf Struckhof jeden Tag wie ein neues Geschenk und setzt alles daran, die Öffentlichkeit auf das Thema Organspende aufmerksam zu machen. Er hat ein Buch über seinen Weg zur Herztransplantation geschrieben und nimmt immer wieder an sportlichen Wettkämpfen teil. „Viele glauben, dass man nach einer OP nur noch vor sich hinvegetiert“, sagt er. „Wir wollen beweisen, dass man wieder voll am Leben teilnehmen kann.“ Wir, das sind die 2200 Sportlerinnen und Sportler, die bei der WM im englischen Newcastle mitgemacht haben.
Deutschland bewirbt sich um die Weltmeisterschaften 2025
Dabei betont er, dass es eine ausdrückliche ärztliche Empfehlung an Transplantierte sei, Sport zu treiben. Er müsse aber – wie auch einige andere Aktive – aufpassen, es mit dem Sport nicht zu übertreiben, denn das wiederum sei kontraproduktiv. Bei den Weltmeisterschaften habe es sogar einige Athleten gegeben, die aufgrund zu schlechter Blutwerte zu ihrem eigenen Schutz von der Teilnahme ausgeschlossen worden seien, erzählt er. So ganz wie normale Sportler können Transplantierte also doch nicht gesehen werden.
Mit TransDia, einem Verein, der die deutschen Meisterschaften für Herz-, Lungen-, Nieren- oder Lebertransplantierte sowie Dialysepatienten veranstaltet, sei man aktuell dabei, für das Jahr 2025 die alle zwei Jahre stattfindende WM nach Deutschland zu holen, berichtet Ralf Struckhof. „Das wäre unser Traum.“
2020 stehen die deutschen und zwei Europameisterschaften auf dem Plan
Davon würden nicht zuletzt viele Menschen profitieren, die auf ein Spenderorgan warten: Die bisherige Erfahrung nach solchen sportlichen Großveranstaltungen zeigt, dass die Öffentlichkeit auf diese Weise viel stärker für das Thema sensibilisiert wird und die Zahl der Organspenden stark zunimmt – zumindest in der Region, in der die Wettkämpfe ausgetragen wurden.
Ralf Struckhof selbst hat sich bereits neue Ziele gesetzt. Im Mai kommenden Jahres geht es zu den deutschen Meisterschaften für Transplantierte und Dialysepatienten, danach stehen die Europameisterschaften an, zunächst die für Herz- und Lungentransplantierte im Baskenland, danach für alle Transplantierten in Dublin. Zeit genug hat er mittlerweile für all diese Events.
Der Vorruheständler führt neuerdings Touristen durch Hamburg
Ende vergangenen Jahres hat ihn sein alter Arbeitgeber, die HSH Nordbank, für die er als Leiter der Kreditanalyse für internationale Schiffsfinanzierungen gearbeitet hat, in den Vorruhestand geschickt. Trotzdem war es ihm wichtig, nach der Herz-OP zunächst wieder in seinen alten Job einzusteigen – um allen anderen und sich selbst zu beweisen, dass auch das mit einem Spenderorgan möglich ist.
„Ich bin total glücklich mit dem jetzigen Zustand“, sagt Ralf Struckhof. Dazu trägt nicht zuletzt bei, dass er sich einen langgehegten Wunsch erfüllt hat. Seit Juni ist er als Stadtführer in Hamburg unterwegs und zeigt Touristen die Schönheiten rund um Elbe und Alster.