Hausbruch/Winsen. Der favorisierten Männerstaffel unterläuft bei den norddeutschen Meisterschaften in Hannover ein verhängnisvoller Fehler.

Die 4 x 100-Meter-Staffel auf diesem Niveau ist ein kompliziertes Konstrukt. Jedes Teammitglied muss das Staffelholz in einer bestimmten Hand befördern – die Kurvenläufer in der rechten, die Läufer auf der Geraden in der linken – und sich in seiner Bahn tendenziell eher an der Innen- oder Außenkante bewegen. Nur mit diesem Ablauf ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass sich die Läufer beim Wechsel gegenseitig in die Hacken treten. Durch dergestalt flüssiges Wechseln können bis zu zwei Sekunden von der Summe der Einzelzeiten abgezogen werden. Beispiel: hat ein Trainer vier Läufer mit 100-Meter-Bestzeiten von elf Sekunden, sollte die 4 x 100-Meter-Staffel in der Lage sein, eine Gesamtzeit von weniger als 42 Sekunden zu rennen.

Zweiter Läufer nimmt das Staffelholz plötzlich von einer in die andere Hand

Auf diesem Niveau bewegt sich die Männerstaffel der Hausbruch-Neugrabener Turnerschaft (HNT). In Norddeutschland gibt es nicht viele dieser Stärke, daher gingen Marcel Schlage, Lennart Jungclaus, Felix-Tombe Martens und Jona Martens als Favorit bei den norddeutschen Meisterschaften in Hannover in den Block. Die ersten 150 Meter sahen gut aus, bevor Jungclaus auf der Gegengeraden das Staffelholz unvermittelt von der linken in die rechte Hand nahm. „Ich kann mir auch nicht erklären, wie er auf diese Idee gekommen ist“, sagte Trainer Hans Peters.

Die Konsequenz war absehbar: der dritte Läufer, Felix-Tombe Martens, wollte das Holz wie festgelegt mit Rechts übernehmen, Jungclaus hatte es auch in der rechten Hand. Folglich konnten die Sprinter ebn nicht leicht versetzt in einer Bahn laufen, gerieten sich ins Gehege und verloren das Staffelholz. Aus, Schluss und vorbei mit dem norddeutschen Meistertitel.

Start bei den deutschen Meisterschaften in Berlin ist noch fraglich

Und auch die Qualifikation für die deutschen Meisterschaften am 3. und 4. August im Berliner Olympiastadion hängt am seidenen Faden. „Wir wollten in Hannover die geforderten 42,20 Sekunden laufen. Das hätten wir mit Sicherheit auch geschafft“, so Hans Peters. Das Problem: bei den Hamburger Meisterschaften waren die HNT-Männer mit 41,8 Sekunden schnell genug. Allerdings war just bei diesem Lauf die elektronische Zeitmessung ausgefallen, die Staffelzeiten wurden mit der Hand gestoppt, und Handzeiten werden vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) nicht für die Qualifikation anerkannt.

Felix-Tombe Martens souverän Nordmeister über 400 Meter Hürden

Die letzte Hoffnung: der Hamburger Verband will sich beim DLV darum bemühen, die Handzeiten seiner Landesmeisterschaften ausnahmsweise zuzulassen. „Die Entscheidung muss in dieser Woche fallen“, so Peters, der noch eine Woche Vorbereitungszeit hätte. Trainer und Felix-Tombe Martens werden auf jeden Fall nach Berlin fahren, denn Martens hat sich als Einzelsportler über 400 Meter Hürden qualifiziert. In Hannover lief der 23-Jährige in 52,27 Sekunden die zweitbeste Zeit seiner Karriere und wurde mit einer dreiviertel Sekunde Vorsprung norddeutscher Meister. „Mit dieser Zeit hat er bei den Deutschen sogar eine Endlaufchance“, hofft Peters.

Einen weiteren Nordtitel für die HNT gewann in der männlichen U18-Jugend Marcel Schlage. Der 17-Jährige flog im Weitsprung auf 6,87 Meter, siegte mit 40 Zentimetern Vorsprung.

Mira Waterhölter aus Winsen ist erstmals Nordmeisterin

Mit einem Lächeln kann Mira Waterhölter einen neuen Lebensabschnitt beginnen. In dieser Saison hatte sich die Diskuswerferin auf die persönliche Bestmarke von 48,58 Meter gesteigert, war Niedersachsenmeisterin und Siebte bei den deutschen Junioren-Meisterschaften geworden. Bei Nordtitelkämpfen hatte die Winsenerin aber noch nie gewonnen, mehrfach war sie Zweite geworden. Diese Lücke ist jetzt geschlossen. In Hannover distanzierte Waterhölter ihre Konkurrentinnen im Diskuswurf der Frauen um fast vier Meter. Der weiteste ihrer sechs Versuche wurde mit 48,07 Meter vermessen, selbst der kürzeste (45,43 m) hätte zum Sieg gereicht.

Die norddeutsche Diskus-Meisterin Mira Waterhölter (LG Nordheide) beim Techniktraining in Winsen.
Die norddeutsche Diskus-Meisterin Mira Waterhölter (LG Nordheide) beim Techniktraining in Winsen. © LG Nordheide | Wilfried Oppermann

„Dieser Titel ist der bisher größte Erfolg von Mira, auch wenn es nicht zum neuen Bezirksrekord gereicht hat“, sagte Trainer Wilfried Oppermann von der LG Nordheide. Im August beginnt Mira Waterhölter eine Ausbildung bei der Polizei. Sportlich gesehen legt sie eine Regenerationspause ein, bevor die Vorbereitung auf die neue Saison beginnt. „Bezirksrekord und die 50-Meter-Marke sind dann eindeutig im Visier“, so Oppermann.

Weitere Ergebnisse: Frauen: 100 m Hürden: 4. Lena Schroeder (GW Harburg) 14,28 sek.; Diskus: 4. Julia Jobmann (TSV Stelle) 41,23 m; Männer: 100 m: 5. Lennart Jungclaus 10,91 sek.; U18: Weit: 5. Leon Hausmann 6,23 m; Diskus: Renée Nitsch (alle HNT) 36,96 m; Hoch: 3. Jennifer Soetebier (LG Nordheide) 1,67 m