Buxtehude. Antje Peveling ist schwanger, Lea Rühter muss am Knie operiert werden. Dafür kommt Zoe Ludwig mit Zweitspielrecht von den Handball-Luchsen.

So schnell kann es gehen – vergangene Saison spielte sie noch in der Dritten Liga, vorgestern startete Zoe Ludwig mit den Handballfrauen des Buxtehuder SV in die Saisonvorbereitung der 1. Bundesliga. Erst am frühen Morgen hatte sie erfahren, dass sie am Abend beim Trainingsauftakt der BSV-Frauen dabei sein würde. In diesem Sommer war die 20-Jährige vom Drittligameister HSG Freiburg zu den Handball-Luchse Buchholz 08-Rosengarten, dem Meister der 2. Bundesliga, gewechselt. Jetzt machte Zoe Ludwig völlig überraschend den nächsten Schritt auf der steilen Karriereleiter. Weil Buxtehudes Stammtorhüterin Antje Peveling Nachwuchs erwartet und in der kommenden Saison deshalb nicht spielen kann und Lea Rühter noch in dieser Woche am Meniskus operiert werden muss, hilft Zoe Ludwig mit einem Zweitspielrecht beim Buxtehuder SV aus.

Ausfalldauer von Lea Rühter ist kann bis zu fünf Monate betragen

„Wir mussten auf die Schwangerschaft von Antje Peveling und die Verletzung von Lea Rühter reagieren“, sagte BSV-Manager Peter Prior. „Zum Glück funktioniert unsere Partnerschaft mit den Handball-Luchsen vorbildlich.“ Ein kurzes Gespräch mit Luchse-Geschäftsführer Sven Dubau, und der Deal war perfekt. Zoe Ludwig springt mindestens für die Dauer der sechs Wochen langen Saisonvorbereitung beim Erstligisten ein. Peter Prior: „Wir können Katharina Filter nicht alleine die gesamte Belastung der Saisonvorbereitung zumuten.“

Zoe Ludwig will in Buxtehude ihre Chance nutzen; ob sie tatsächlich in der 1. Bundesliga oder vielleicht sogar im Europapokal zum Einsatz kommt, hängt wesentlich von der Dauer der Genesung von Lea Rühter ab. Von drei Wochen bis fünf Monaten reichen die vorläufigen Heilungsprognosen. Die Operation in dieser Woche soll weiteren Aufschluss geben. Gut möglich sogar, dass der Buxtehuder SV sich noch einmal auf dem Spielermarkt umsieht.

Zoe Ludwig wechselte vom Drittligameister Freiburg in die Nordheide

Doch erst einmal geht es mit Katharina Filter und Zoe Ludwig in die Vorbereitung. Bereits am Wochenende könnte Ludwig beim Testspiel in Leverkusen ihre Premiere feiern. „In der kommenden Woche ziehe ich nach Buchholz. Zur Zeit wohne ich noch bei Verwandten in Poppenbüttel“, erzählte Ludwig, die in der Geschäftsstelle der Handball-Luchse arbeitet und per Fernstudium Sportökonomie studiert. Dreieinhalb Jahre dauert es bis zum Bachelor, weitere fünf Semester bis zum Master.

„Zoe hat sofort zugesagt“, sagte Peter Prior, als er die Neue zum Trainingsauftakt auf die Saison 2019/2020 der Mannschaft vorstellte. Die Konsequenz für die Handball-Luchse ist, dass Trainer Dubravko Prelcec mit Mareike Vogel (33) als Nummer eins und Neuzugang Sophie Löbing (19) von der TSG Obereschenbach auch nur zwei Torhüterinnen zur Verfügung stehen.

Die Achillessehne – Paula Prior gehört nicht mehr zum Bundesligakader

BSV-Trainer Dirk Leun muss ebenfalls auf Paula Prior verzichten, die bis auf weiteres nicht mehr zum Bundesligakader gehört. Anhaltende Beschwerden an der Achillessehne lassen keine hohe Belastung zu. Für sie ist Liv Süchting aus dem Juniorenteam in den Bundesligakader gerückt. Beim Trainingsauftakt waren die Neuzugänge Paulina Golla (18), Lisa Antl (19) und Luisa Scherer (18) nicht dabei. Die Nachwuchsspielerinnen sind gerade von der U19-Europameisterschaft aus Ungarn zurückgekehrt und steigen später in die Vorbereitung ein.

Antje Peveling, Lea Rühter, Katharina Filter und neuerdings Zoe Ludwig (v.l.) könnten für Buxtehude im Tor stehen. 
Antje Peveling, Lea Rühter, Katharina Filter und neuerdings Zoe Ludwig (v.l.) könnten für Buxtehude im Tor stehen.  © Buxtehuder SV

Katharina Filter dagegen – in der Sommerpause nach ihrem Wechsel von den Handball-Luchsen zum BSV sowohl bei der Beachhandball-EM als auch mit der Uni Hamburg bei den europäischen Hochschul-Meisterschaften (beide in Polen) am Start – war zum Saisonauftakt in der Halle Nord zur Stelle. Für sie verlief der Übergang von einer Saison in die andere fließend. „Ein paar handballfreie Tage hatte ich trotzdem“, sagte sie. Ihr ging die Verletzung von Lea Rühter besonders nahe. „Wir spielen mit einer kurzen Unterbrechung bereits seit der C-Jugend in Norderstedt zusammen“, erzählte sie und hofft auf eine baldige Rückkehr Rühters ins Team.

Erstes Bundesligaspiel am 7. September in Bad Wildungen

Los geht es für den Buxtehuder SV in der 1. Bundesliga mit einem Auswärtsspiel am Sonnabend, 7. September, in Bad Wildungen. Der erste Gastverein in der Halle Nord ist am Mittwoch, 18. September, Bayer 04 Leverkusen.

Im Europapokal trifft der BSV am 13. Oktober in der Halle Nord auf Astrakhanochka Astrachan. Zwar müssen die Russinnen in der ersten Runde des EHF-Pokals noch gegen Maccabi Arazim Ramat Gabat (Israel) spielen, doch Peter Prior ist „zu einhundert Prozent sicher“, dass sich die Russinnen durchsetzen werden. Vor den Reisestrapazen und der logistischen Bewältigung der An- und Rückreise zum Rückspiel eine Woche später graust dem Manager bereits.

Im Europapokal geht die 3500-Kilometer-Reise ans Kaspische Meer

3500 Kilometer liegen zwischen Buxtehude und der Stadt am Kaspischen Meer, die Zeitverschiebung beträgt drei Stunden. Eine Anreise per Flugzeug würde über Moskau erfolgen, Reisedauer zwischen 18 und 24 Stunden.

Trotzdem sei es nie eine Frage gewesen, ob der BSV im Europapokal antritt oder nicht. „Mal fährst du mit dem Bus nach Dänemark, mal reist du durch ganz Europa“, sagte der Handballmanager. „Das gehört dazu.“ Vergangene Saison war Viborg HK aus Dänemark erster Gegner im Europapokal. Finanziell lohne sich der internationale Pokalwettbewerb zumeist nicht. Aber die internationalen Spiele – zumal in eigener Halle – seien eben immer etwas Besonderes