Buchholz. Nach dem 35:29-Heimsieg gegen Waiblingen feiern die Spielerinnen mit 390 Zuschauer die Titelverteidigung. Mainz leistete Schützenhilfe.

Die 390 Zuschauer in der Nordheidehalle hielt es schon lange nicht mehr auf ihren Sitzen, im Countdown zählten sie die letzten Sekunden herunter und beklatschten ausgiebig den 35:29 (20:13)-Heimsieg der Handball-Luchse Buchholz 08-Rosengarten gegen den VfL Waiblingen. Die Spielerinnen waren einen Schritt weiter. Beim Schlusspfiff stürmten die Auswechselspielerinnen aufs Feld, alle gemeinsam lagen sich in den Armen, jubelten und feierten als wenn sie Meister geworden wären.

Meister? Dafür fehlte doch noch etwas. Die zwei Punkte gegen den Tabellenfünften aus Baden-Württemberg waren die eigene Hausaufgabe. Parallel musste es im Verfolgerduell des Dritten Mainz gegen den zweiten Ketsch einen Sieg für Mainz geben. Nur dann wäre der Vorsprung der Luchse vor den zwei letzten Spielen so groß, dass ihnen die erfolgreiche Titelverteidigung in der 2. Bundesliga nicht mehr zu nehmen sein würde. Hallensprecher Holger Petruschke machte auf Spannung und sagte, dass in Mainz noch einige Minuten zu spielen seien. Dann endlich verkündete er die frohe Botschaft vom 34:27-Erfolg der Meenzer Mädels. Damit war auch dem Letzten in der Halle klar: die Handball-Luchse sind zum insgesamt vierten Mal Meister der 2. Handball-Bundesliga.

Geschäftsführer Sven Dubau verfolgte den Liveticker aus Mainz

So konnten die Feierlichkeiten beginnen. Ihre letzte Puste investierten die Spielerinnen, um die Kronen aus Plastik aufzupusten. Konfettikanonen wurden gezündet, Kapitän Evelyn Schulz ließ Sektkorken knallen und die am Sprunggelenk verletzte Lisa Borutta tanzte mit Krücken in der Hand und auf einem Bein inmitten ihrer Mitspielerinnen. Fünf Minuten vor dem Abpfiff hatte Geschäftsführer Sven Dubau, der fast mehr auf den Liveticker aus Mainz als auf das Spiel seiner Mannschaft achtete, einen Karton mit Meister-Shirts in die Halle geschleppt. „2. Bundesliga Meister 2019“ war auf dem Rücken zu lesen, auf der Vorderseite vier goldene Sterne für jede Meisterschaft und der Spruch „Oops… We did it again“ in Anlehnung an den 2000er-Hit von Britney Spears.

Spielerin des Spiels. Kreisläuferin Lynn Schneider liegt quer in der Luft und wirft eines von zwölf Toren. Im Hintergrund Marleen Kadenbach.
Spielerin des Spiels. Kreisläuferin Lynn Schneider liegt quer in der Luft und wirft eines von zwölf Toren. Im Hintergrund Marleen Kadenbach. © HA | Markus Steinbrück

Seit Wochen bekannt ist jedoch auch, dass die Handball-Luchse aus finanziellen Gründen zum dritten Mal in Folge auf den Aufstieg in die 1. Bundesliga verzichten. Auch in diesem Punkt gilt also: „Oops… We did it again!“

Die erste Halbzeit im Spiel gegen den Tabellenfünften Waiblingen ging klar an die Luchse (20:13). Man hatte den Eindruck, die Gäste seien dem Tempo der Gastgeberinnen nicht gewachsen. Vor allem Kim Land riss immer wieder große Lücken in die offensive VfL-Deckung, vollstreckte selbst oder setzte ihre Nebenfrauen in Szene.

Lynn Schneider zeigt in Abwehr und Angriff eine ganz starke Leistung

Lynn Schneider lieferte als Vorgezogene in der Abwehr und als Kreisläuferin eine ganz starke Leistung ab. Dazu ist Torhüterin Mareike Vogel zu erwähnen, die nach Paraden mehrfach Linksaußen Zeliha Puls auf die Reise schickte.

Wer die Partie nach 30 Minuten als gewonnen abhakte, kennt den Kampfgeist des VfL Waiblingen nicht. Nach dem Wechsel kamen die Luchse nicht ins Spiel, bei 21:17 (35.) legte Co-Trainer Matthias Steinkamp die grüne Karte. Erinnerungen an das Hinspiel wurden wach, als Buchholz-Rosengarten eine Neun-Tore-Führung verspielte und mit einem Tor verlor.

Die verletzte Lisa Borutta tanzt mit Krücken in der Hand und auf einem Bein inmitten ihrer Mitspielerinnen.
Die verletzte Lisa Borutta tanzt mit Krücken in der Hand und auf einem Bein inmitten ihrer Mitspielerinnen. © HA | Markus Steinbrück

„Der Kopf hemmt die Beine“, sagte Trainer Dubravko Prelcec, „darum haben wir die Auszeit heute früher genommen und die Mädels beruhigt. „Im Hinspiel im Januar haben wir die Spielerinnen nicht mehr erreicht. Es zeigt die Entwicklung, dass wir jetzt mit solchen Situationen umgehen können. Wir glauben an uns und die Spielerinnen glauben an unsere Konzepte“, ergänzte Matthias Steinkamp. Nach zehn schwachen Minuten waren die Luchse wieder auf Augenhöhe, ihr Vorsprung pendelte fortan zwischen vier und sechs Toren. Der krönende Abschluss war der Treffer zum 35:28 durch Torhüterin Mareike Vogel, die nach zwei vergeblichen Versuchen den Ball im leeren Gästetor versenkte.

Das Hinspiel ging nach einer Neun-Tore-Führung noch verloren

„Vor der Saison haben wir uns im Mittelfeld der 2. Bundesliga gesehen“, so Trainer Dubravko Prelcec, „man darf schon ein bisschen stolz sein, was wir nach einer langen Saison erreicht haben.“ Seit dem Trainingsauftakt am 1. Juli 2018 hatte es kaum Pausen gegeben.

Die Tore: Lynn Schneider (12/3), Kim Land (7), Zeliha Puls (6), Laura Schultze (3), Marleen Kadenbach, Marthe Nicolai (je 2), Julia Herbst, Cassandra Nanfack und Mareike Vogel (alle 1)