Winsen. Beim internationalen Jugendhandballturnier holen sich die weibliche A-Jugend und männliche C-Jugend den größten Siegerpokal
Es war der emotionale Höhepunkt aus Sicht der Gastgeber, es war auch eine Achterbahnfahrt der Gefühle für die Fans auf der Tribüne. Und es war eine Geschichte mit Happy End. Die Rede ist vom Endspiel der weiblichen A-Jugend beim 19. internationalen Jugendhandballturnier “wir leben Elbe-Masters“ in Winsen. Die HG Winsen hatte sich mit einem 8:6 im Halbfinale gegen den HSV Falkensee aus Berlin für das Finale qualifiziert, die JSG Buchberg mit einem 13:7 gegen den SC Nahe.
Im Endspiel vor mehr als 400 Zuschauern in der Winarena erwischten die Gastgeberinnen den besseren Start und lagen nach nach zwei Minuten schon mit 3:0 in Führung. Doch die Gäste, die vor wenigen Wochen im Achtelfinale um die deutsche B-Jugend-Meisterschaft gestanden hatten, blieben den Nachweis ihrer Klasse nicht schuldig. Bald stand es 3:3, zur Pause führte Buchberg mit 6:5 und nach 13 der 20 Spielminuten mit 9:5. Viele Zuschauer aus Winsen und Umgebung sahen die Felle für ihre Favoritinnen davonschwimmen.
Achterbahn der Gefühle für die HGW-Fans auf der Tribüne
Doch sie gaben sich kämpferisch, schrien rhythmisch „Auf geht’s Winsen, werft ein Tor!“ Und die Mannschaft von Trainer Jan Land gehorchte. Zweimal Tina Eckhoff von Rechtsaußen, einmal Laura Jungjohann nach feinem Doppelpass – schon stand es 9:9. Da waren noch vier Minuten zu spielen. Bei 10:10 parierte Torhüterin Katharina Trost mit der rechten Fußspitze einen Siebenmeter, wenig später traf Kreisläuferin Maja Scheffer mit ihrem zweiten Tor in Folge zum 11:10 für Winsen. Und als abermals Rechtsaußen Eckhoff auf 12:10 stellte, saß längst niemand mehr in der Winarena. In den letzten 30 Sekunden ließen die HGW-Girls nur noch ein Gegentor zu und lagen sich nach der Schlusssirene jubelnd in den Armen. 12:11, Sieger beim Elbe-Masters, LaOla für und mit den Fans. Auch einige Tränen durften in diesem Augenblick gern fließen.
Rechtsaußen Tina Eckhoff bringt ihr Team wieder heran
Damit gelang den Spielerinnen der HG Winsen nicht nur eine erfolgreiche Titelverteidigung beim „wir leben Elbe-Masters“, sondern auch ein perfekter Abschluss der Jugendzeit. Sieben Akteure des Jahrgangs 2000 wechseln zur neuen Saison in die erste Damenmannschaft. Jan Land muss mit den nachrückenden B-Jugend-Spielerinnen eine neue Mannschaft aufbauen. Sie wäre aufgrund des vierten Tabellenplatzes 2018/2019 automatisch wieder in der Landesliga startberechtigt gewesen. Doch die HGW meldete das neu formierte Team bewusst für die Relegationsspiele, um zu sehen, wo man steht. Man scheiterte in der ersten Runde und wird daher in der Regionsoberliga spielen.
„Das ist die richtige Entscheidung, weil wir es nicht geschafft hätten, die Mannschaft in so kurzer Zeit auf Landesliganiveau zu bringen“, sagte Jan Land, der in sein 13. Jahr als Trainer geht. „Es ist mein Abschiedsjahr“, sagte der 31-Jährige, der mit Kim Land (Handball-Luchse), Spielerin der Saison in der 2. Bundesliga, verheiratet ist, und zum 1. Januar 2010 den Elektroinstallationsbetrieb seines Vaters Jürgen Land übernehmen wird. „Das spielt bei meiner Entscheidung auch eine Rolle.“
Für Trainer Jan Land ist nach 13 Jahren demnächst Schluss
Der Turniersieg der weiblichen A-Jugend war nicht der einzige Erfolg für die HG Winsen beim internationalen Pfingstturnier. Die männliche A-Jugend landete ebenso auf dem vierten Platz wie die zweite Mannschaft der männlichen C-Jugend. Dem ersten C-Jugend-Team gelang mit dem 12:8-Finalsieg gegen TV Beckum sogar der ganz große Wurf. Allerdings sollte man nicht verschweigen, dass in dieser Konkurrenz nur vier Mannschaften, zwei davon aus Winsen, angetreten waren. Lustige Szenen spielten sich im Halbfinale zwischen Winsen I und Winsen II ab, als Trainer Norbert Thießen hinter dem Zeitnehmertisch hin und her wechselte, um mal die erste und dann wieder die zweite Vertretung zu coachen.
„Eine Titelchance hätte ich uns vorher nicht eingeräumt, vielleicht Platz drei“, sagte Thießen. Für ihn standen weniger handballerische Dinge im Mittelpunkt, sondern das Zusammenwachsen der Mannschaft. „Es ist für alle das erste Elbe-Masters. Die Jungs haben die Atmosphäre sehr genossen. Und die Jüngeren waren so aufgeregt, dass sie drei Nächte kaum geschlafen haben“, erzählt der Coach. Von ungefähr kommt der Turniersieg allerdings nicht. In der vergangenen Saison war die C-Jugend der HG Winsen Dritter bei der Regionsmeisterschaft geworden. Das Ziel für die neue Saison ist – na klar – der Titelgewinn.
Bürgermeister André Wiese lobt das Orgateam für deren Leidenschaft
Ein insgesamt zufriedenes Turnierfazit zog Hauptorganisator Malte Staiger, der den Einsatz von 120 freiwilligen Helfern koordinierte. „Es lief super. Die Abende waren ruhiger als sonst und es gab viele positive Rückmeldungen.“ Den Vereinen hätten vor allem die kurzen Wege im Schulzentrum Bürgerweide und die Sauberkeit gefallen, die bei anderen Turnieren so nicht gewährleistet sei. Einem weiteren Elbe-Masters stehe aus Sicht des 46-Jährigen nichts im Wege. „Ich will die 20 vollmachen“, so Staiger, der seit 2001 ununterbrochen an der Spitze des Jugend-Handballturnier-Vereins (JHV) und des Organisationsteams steht.
So ist es nur verdient, dass Winsens Bürgermeister André Wiese bei seiner kurzen Laudation im Rahmen der Siegerehrung den Dank an die Menschen in den Mittelpunkt stellte, die „so viel Leidenschaft entwickeln, um Jahr für Jahr ein solches Jugendturnier auf die Beine zu stellen.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.