Winsen. Männliche B- und weibliche A-Jugend der HG Winsen gewinnen beim Jugendhandballturnier „wir leben Elbe-Masters“ die größten Pokale.
Es wird ihnen wahrlich nicht leicht gemacht. Viele Wochen und Monate sind Malte Staiger, Gunnar Dibbern, Dirk Schaffeld und Viola Grube, um nur den harten Kern des Organisationsteams zu nennen, in Sachen des internationalen Jugendhandballturniers „wir leben Elbe-Masters“ aktiv, opfern in der heißen Phase der Vorbereitung quasi ihre gesamte Freizeit. Ohne verständnisvolle Partner geht das natürlich gar nicht. Staiger zum Beispiel verzichtete nach der Heirat mit seiner Susanne vor drei Wochen auf die Flitterwochen, Grube könnte die Zeit mit ihrer sieben Monate alten Tochter auch anders verbringen. Umso schwieriger wird es, wenn man vielen der letztlich 140 freiwilligen Helferinnen und Helfern lange hinterherlaufen muss, um diese für Bewachungsschichten oder Kioskdienste zu motivieren, oder wenn das Turnier nicht die Resonanz der Vorjahre findet.
140 ehrenamtliche Helfer kümmern sich um 40 Mannschaften
An der 18. Auflage des Handballturniers, das seit 2001 immer Pfingsten in Winsen ausgetragen wird, wollten nur 40 Mannschaften in sechs Altersklassen teilnehmen. Bei der Ursachenforschung sind Staiger und Co. zumindest einen Schritt weitergekommen. Erstmals gibt es in Nordrhein-Westfalen in der Woche nach Pfingsten auch Schulferien. „Gerade aus dieser Region haben wir viele Absagen bekommen“, sagt Staiger. Weitere Erklärungsansätze sind die Konkurrenz durch andere Turniere oder eine jüngere Trainergeneration, die nicht bereit ist, ein langes Wochenende für ihre Schützlinge zu opfern oder aus der eigenen Spielerzeit andere Turniere präferiert. Auch wenn diesmal 13 Mannschaften und damit etwa 130 Gäste weniger ins Schulzentrum an der Bürgerweide gekommen waren, tat das der guten Stimmung an allen Turniertagen und speziell bei den Endspielen am Pfingstmontag in der Winarena keinen Abbruch.
Und es tut dem manchmal zweifelnden Gemüt der Verantwortlichen sehr gut, wenn Trainer, die zum ersten Mal mit ihren Mannschaften in Winsen zu Gast sind, großes Lob aussprechen. „Das Turnier ist super organisiert, die Helfer sind alle zuvorkommend, es ist alles sehr schön und sauber und auch unsere Eltern sind begeistert“, sagte Ilse Ruhlandt von der JSG Buchberg aus Hessen. Nicht selbstverständlich fand die Frau, die auch im Vorstand des Hessischen Handball-Verbandes engagiert ist, dass die Elbe-Masters-Crew den Spielplan eigens auf die Bedürfnisse ihrer Truppe abstimmte. Ruhlandt hatte eine weibliche B- und eine weibliche C-Jugend gemeldet. Weil sie nur drei echte B-Mädchen dabei hatte, mussten die Jüngeren aushelfen und durften natürlich nicht zeitgleich spielen.
Die JSG Buchberg, die in den vergangenen beiden Spielzeiten Hessenmeister der C-Jugend geworden war und in Person von Anika Hampel ein Talent im erweiterten Nationalmannschaftskader hat, war die deutlich beste Mannschaft – in beiden Altersklassen. Nachdem sich die C-Jugend den Turniersieg mit einem 14:5-Erfolg gegen die SG Todesfelde/Leezen geholt hatte, war es zweieinhalb Stunden später auch die B-Jugend, die den größten Siegerpokal und die weißen T-Shirts mit der Aufschrift „Champions“ in Empfang nahm. Im B-Jugend-Finale gab es einen ähnlich deutlichen 13:6-Sieg gegen den HSV Falkensee. Auch die Berlinerinnen waren erstmals beim „wir leben Elbe-Masters“ vertreten.
JSG Buchberg aus Hessen siegt in der B- und der C-Jugend
Absoluter Höhepunkt aus Sicht der Gastgeber waren die Turniersiege für die männliche B-Jugend und weibliche A-Jugend der HG Winsen. Beiden Mannschaften gelang die erfolgreiche Revanche für Finalniederlagen, die sie vor zwei Jahren in einer jüngeren Altersklasse gegen die gleichen Gegner hatten hinnehmen müssen. 2018 entschied jeweils nur ein Tor über den ersten und zweiten Platz. Die männliche B-Jugend, die beim Elbe-Masters von Christian Kemper und Jannick Obernosterer trainiert wurde, gewann mit 10:9 gegen Varena SC aus Litauen. Die HGW-Jungen kassierten für ihr hartes Zupacken schon in der ersten Halbzeit drei Zeitstrafen und konnten sich bei Keeper Marcel Fuchs bedanken, dass sie nur mit 4:5 zurücklagen.
Bei 5:7 und 7:9 sah es nach einem Erfolg für die Gäste aus dem Baltikum aus. Doch nach einer gelben Karte für Varenas zu heftig reklamierenden Trainer und einer Umstellung in der Defensive startete Winsen eine Aufholjagd, die die Außen Janus Dibbern und Oleg Schäfer mit ihren Toren zum 10:9-Endstand krönten. „Wir haben verdient, aber glücklich gewonnen. Die Jungs haben super gefightet“, meinte Christian Kemper, „diesmal war ich viel ruhiger als im Halbfinale. Die Halle war so laut, die Jungs hätten mich ohnehin nicht verstanden.“
Die meisten Akteure wechseln zur neuen Saison in die A-Jugend, die sich in der Relegation für die Landesliga qualifiziert hat. Ob Kemper und Obernosterer weiter die Fäden in Händen halten, entscheidet sich in den nächsten Wochen. „Wer das Elbe-Masters gewinnt, muss auch in der Landesliga Trainer machen“, stichelte der Zweite HGW-Vorsitzende Christopher Stratmann in Richtung seines Freundes Christian Kemper.
In der weiblichen A-Juegnd ist die Trainerfrage längst geklärt. Der langjährige Damentrainer Jan Land übernimmt die Position von Volker Schäfer, der das Team zur Vizemeisterschaft in der Landesliga Ost geführt hatte. Beim Elbe-Masters rief die Truppe im wichtigsten Augenblick, dem Endspiel gegen den HSV Wuppertal, die beste Turnierleistung ab. Ähnlich wie bei den B-Jungen spielte Winsen zeitweise in doppelter Unterzahl und sah sich einem Rückstand gegenüber. Aber auch für die kurze Deckung gegen ihre beste Werferin Saskia Goes fanden die HGW-Girls Lösungen und gewannen schließlich hauchdünn mit 7:6.
Erster Turniersieg bei der dritten Finalteilnahme für die A-Mädchen
„Wir haben schon dreimal im Finale gestanden und endlich zum ersten Mal gewonnen“, sagte Jan Land. Den Sektduschen seiner feiernden Spielerinnen vor der Halle wollte er sich nicht aussetzen. „Ich habe das von drinnen beobachtet und bin erst raus, als der Sekt alle war“, so der 30-Jährige schmunzelnd.
Turniersieger in den zwei übrigen Altersklassen wurde die männliche C-Jugend der TSG Offenbach-Bürgel (11:7 gegen Varena) und männliche A-Jugend des HT Siek aus den Niederlanden (13:4 gegen Varena). Es gehört schon zum guten Ton, dass die Holländer anschließend Winsens Maskottchen Luhi durch die Luft fliegen lassen und Rosen an die weiblichen Zuschauer auf der Tribüne verteilen. Bei diesen Bildern lächelte auch Malte Staiger zufrieden und glücklich und sah sich belohnt für all den Aufwand und die Mühen der Vorbereitung.