Jesteburg. Teilnehmer verteilen viel Lob für Strecke, Organisation und neue Ideen an das Volkslauf-Orgateam um Jörn-Paul Enk.
Alle Jahre wieder gibt es das größte Gedränge bei der Siegerehrung des Jesteburger Volkslaufes. Vor allem, wenn die Mütter und Väter, die Omas und Opas sich vor der Naturbühne drängeln, weil oben die Kleinsten aufs Treppchen klettern. Erst recht, wenn sie das Trikot des Ausrichters tragen. Wie Holly Pauline Köhler, die erst drei Jahre alt ist. Schnellster Bambini über 400 Meter war Frederic von Bloh. Der ist fünf Jahre alt und ist Mitglied im TSV Eintracht Hittfeld.
Der Jesteburger Volkslauf wurde zum 28. Mal gestartet. Mit das Schönste dabei ist, wie bei den meisten dieser Veranstaltungen, dass alle Altersunterschiede aufgehoben sind. Nicht nur die dreijährige Pauline bekam ihren wohlverdienten Applaus, sondern auch Rudi Schmitz. Der ist 83 Jahre früher geboren und nimmt im Alter von 86 Jahren noch immer die 10,5-Kilometer-Herausforderung an. Der populäre Laufmethusalem vom Post SV Buxtehude benötigte für die Strecke 1:33:46 Stunden. Dafür verdient er Applaus.
Wer in diesem Hauptlauf mit 159 Teilnehmern als Erster über die Ziellinie huschen würde, war schon der Meldeliste zu entnehmen: Tim Tomczak, 33 Jahre und seit mehr als 15 Jahren der Langlaufstar der LG Nordheide. Wie oft er in Jesteburg gewonnen hat? Da schüttelt er lachend den Kopf. „Das kriege ich nicht mehr zusammen.“ Aufschlussreicher ist wohl auch, nach der Motivation eines Mannes zu fragen, der als Informatiker mit häufigen Dienstreisen im Berufsstress steht. „Gerade deshalb versuche ich täglich zu laufen“, kommt die Antwort des Siegers, der in Jesteburg nach 38:13 Minuten im Ziel war. „Dreimal in der Woche trainieren wir mit der LG Nordheide in Winsen. Darauf freue ich mich den ganzen Tag. Gerade im Beruf spüre ich, wie wichtig das Laufen für mich ist. Es hat mich vor allem mental stärker gemacht.“
Nur drei Plätze und vier Minuten hinter Tim Tomczak war Burkhard Weber, ein kleiner, zäher Ausdauerfreak aus Neu Wulmstorf, im Ziel. Mit anderen Laufverrückten hat der 56-Jährige MTB Harburger Berge gegründet. Weber hatte nach dem 10,5-km-Lauf noch nicht genug. Er nahm die gleiche Strecke ein zweites Mal in Angriff, diesmal auf dem Mountainbike. Die in Jesteburg neue Kombiwertung entschied er mit zehn Minuten Vorsprung für sich.
Es gab einen zweiten Triathleten, der nach dem 10-Kilometer-Run nach Luft schnaufend zu Boden sank. Steffen Wetzel, 20 Jahre jünger als Burkhard Weber, wurde Fünfter. Der Trainer und Leiter der Triathlon-Sparte von Blau-Weiss Buchholz, hat noch ein spezielles Abenteuer vor sich: von Altengamme nach Spandau, 270 Kilometer mit dem Rad. Kein Rennen, aber eine der spektakulärsten Radtouren. „Mit Stefan Panzer und Matthias Schmitt starten wir als Mannschaft“, erzählt Wetzel, als er wieder bei Luft ist. „Unter acht Stunden wollen wir bleiben. Das wird hart.“
Beim Jesteburger Hauptlauf gab es im Ziel Beifall für ein besonders zeitgemäßes Finish. Stephan Scholz von der Laufgemeinschaft der Sparkasse Harburg-Buxtehude kämpfte auf den letzten Metern Seite an Seite mit Mohamed Ahmed, einem 26-jährigen Flüchtling aus dem Sudan. Im Ziel sanken sie sich in die Arme.
Die längste Herausforderung über 20,5 Kilometer gewann Frank Themsen (LG Bremen-Nord) in 1:18:25 Stunden. Der Feuerwehrmann war voll des Lobes. „Die Strecke ist sehr anspruchsvoll, aber landschaftlich wunderschön“, sagte der 27-jährige. „Das ist hier sehr freundlich und familiär organisiert. Ich bin das erste Mal in Jesteburg, aber bestimmt nicht das letzte Mal.“
Das war auch der Tenor nach einer Premiere beim 28. Volkslauf in Jesteburg. Jörn-Paul Enk, der Cheforganisator mit dem Handy am Ohr, hatte in Süddeutschland einen Bike-and-Run-Wettkampf erlebt und spontan entschieden: „Das machen wir auch.“ Andreas Lipowski und Justus Behring, zwei Nachbarn aus Bendestorf, gehörten zu den ersten Paaren, die über 10,5 Kilometer starteten. Einer fährt mit dem Rad, der andere läuft. Die Partner müssen zusammenbleiben und dürfen beliebig oft wechseln. Justus Behring stand morgens alleine in Jesteburg, da sein Partner absagen musste. „Da er weiß, dass ich auch Radsportler bin, hat er mich hier angesprochen“, erzählt Lipowski. „Ich bin schnell nach Hause und hab mein Rad aufgepumpt.“ Auf der Strecke wechselten sie sich etwa alle zwei Minuten ab. Noch kurz vor dem Ziel auf dem Sportplatz wechselten sie und gaben alles. Aber sie wurden um acht Sekunden von Harm und Holger Stemmer auf den vierten Platz verdrängt. Der erste Sieg bei Bike and Run ging in 37:14 Minuten für 10,5 Kilometer an Florian Bahlmann und Denny Wong aus Oldenburg und Lübeck. Jonas Rumpelt, Triathlet beim FC St. Pauli, und sein Vater Jochen wurden in 40:56 Zweite. „Im nächsten Jahr bin ich wieder dabei“, hat sich Andreas Lipowski geschworen, „vielleicht sogar mit meiner Frau.“