Finkenwerder. 19-jähriger Segler aus Finkenwerder belegt mit Vorschoter Samuel Lambert den 16. Platz bei der 420er-Weltmeisterschaft in Japan.

Das Essen fand Henry Peters spannend; andere würden sagen „gewöhnungsbedürftig“. Mehr habe er aber nicht zu beanstanden gehabt. Die Japaner indes seien ungewöhnlich höfliche Menschen, kaum einer von ihnen größer als 1,65 Meter. „Da fühlt man sich selbst ziemlich riesig“, sagt der 19 Jahre alte Segler vom Mühlenberger Segel-Club (MSC), der selbst nur 1,72 Meter misst.

Riesig fühlen durfte sich der junge Mann aus Finkenwerder auch wegen seines Abschneidens bei der Segel-Weltmeisterschaft in der 420er-Klasse vor der Küste Japans, wo er zusammen mit seinem Vorschoter Samuel Lambert, 17, als bestes deutsches Team den guten 16. Platz unter 72 Booten belegte.

„Obwohl wir dieses Jahr weniger trainieren konnten, haben wir viel besser abgeschnitten als ein Jahr vorher in Travemünde“, erzählt Henry Peters nach seiner Rückkehr aus dem Land der aufgehenden Sonne. Statt stundenlangen Übungseinheiten auf dem Wasser, wie sie bei deutschen Seglern üblich sind, gingen Henry Peters und Samuel Lambert häufiger für kurze, dafür intensive Übungen am Elbuferweg auf die Elbe. „Das hat uns viel gebracht“, sagte Peters, „und war lange nicht so zeitaufwendig.“ Schließlich musste er noch Zeit für sein Abitur aufbringen. Wenige Tage vor der Kieler Woche legte er seine Reifeprüfung mit einem Notendurchschnitt von 1,1 ab. Peters: „Eigentlich sollte es ja eine 1,0 werden, aber ich bin auch so zufrieden.“

Zeitmanagement war auch bei der Segel-WM in Japan gefordert, wo die jungen Sportler aus Hamburg zunächst eine Woche lang trainieren konnten, ehe die Wettkämpfe begannen. Nach dem Frühstück im Hotel um 7 Uhr ging es mit dem Auto oder eine halbe Stunde zu Fuß an die Regattastrecke und aufs Wasser, wo sich die Segler in den Kategorien Open-Herren, Open-Frauen und U17 tummelten. Bei weniger Startern als 2014 in Travemünde lag das Teilnehmerfeld leistungsmäßig dichter beieinander. Henry Peters: „Da war schon die absolute Weltspitze vertreten.“

Nach dem Abitur mit der Note 1,1 will Henry Peters jetzt Medizin studieren

Die Wettkämpfe hatten es folglich in sich. Zwei Tage herrschte Flaute, gesegelt wurde trotzdem. Vom dritten bis zum fünften Wettkampftag frischte der Wind kräftig auf. „Drei Tage lang mussten wir bei Windstärke 5 segeln. Sowohl die Flaute als auch der starke Wind stellten eine große Herausforderung dar“, blickt Henry Peters zurück. „Zwei bis drei Rennen am Tag, das hat echt geschlaucht. Ich hatte blutige Hände.“ Erst am letzten Wettkampftag herrschte wieder Ruhe.

„Die unterschiedlichen Bedingungen haben uns in die Karten gespielt. Es ist unsere große Stärke, damit fertig zu werden.“ Mit dem Einzug in die Goldgruppe nach der Hälfte der insgesamt zwölf Wertungsrennen – in dieser Goldgruppe wurden der WM-Titel und die Medaillen vergeben – hatten Henry Peters und Samuel Lambert ihr erstes sportliches Ziel erreicht. Peters: „In Travemünde war uns das nicht gelungen. Jetzt waren wir als eines von drei deutschen Booten dabei.“ Mit konstanten Ergebnissen (nur das Streichergebnis wies eine Platzierung jenseits der 20 aus) konnten sie sich unter den besten Seglern der Welt behaupten.

Alle Widrigkeiten, wie die langwierige Erkrankung von Samuel Lambert, die ein halbes Jahr die Vorbereitungen beeinträchtigt hatte, waren letztlich vergessen. „Wir hatten im Vorfeld der WM keine Erfolge aufzuweisen und haben in Japan so etwas wie unser Comeback gefeiert“, freut sich Henry Peters. Die Rolle des Außenseiters habe ihnen gut getan, sie waren ohne allzu große Erwartungen nach Japan gefahren. Bezeichnenderweise trug ihr Segelboot den Namen „Maverick“. Dieser Name steht unter anderem für Außenseiter.

Wie es für die beiden jungen Segler in den kommenden Monaten und Jahren weitergeht, steht in den Sternen. Samuel Lambert hat sein Abitur noch vor sich, Henry Peters will auf jeden Fall die Bootsklasse wechseln und liebäugelt mit den 470ern. Peters will Medizin studieren und sucht dafür einen Studienort, an dem er die berufliche Ausbildung und das intensive Segeltraining unter einen Hut bringen kann. Seit den erfolgreichen Tagen von Japan hat sich in seinen Gedanken jedenfalls ein Traum verfestigt: zu gern möchte Henry Peters bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio wieder vor der Küste Japans aufs Wasser gehen.