Finkenwerder. Henry Peters und Samuel Lambert vom Mühlenberger Segelclub starten bei der 420er-WM in Japan.

Wie fast jeder Junge hat auch Henry Peters einst von einer Karriere als Fußballprofi geträumt. Doch das ist lange her, der heute 19 Jahre alte Schüler hat vor mehr als zehn Jahren seine Leidenschaft fürs Segeln entwickelt. Und das unter sehr widrigen Umständen. „Im Frühjahrsurlaub in Dänemark bei Temperaturen unter Null“, erinnert sich Henry Peters an seine ersten Ausflüge aufs Wasser. Kein Wunder, dass die Liebe zu diesem Sport nur langsam reifte, heute aber pure Leidenschaft ist. „Segeln hat Suchtcharakter“, sagt Henry Peters heute, der gerade für die mündliche Abitursprüfung büffelt. Einen Tag später geht es zum Wettkampf auf die Kieler Woche. Am 10. Juli steigt er zusammen mit seinem Vorschoter Samuel Lambert in den Flieger nach Japan zur Weltmeisterschaft in der ­420er Klasse.

Henry Peters und Samuel Lambert segeln seit zwei Jahren zusammen

Henry Peters und Samuel Lambert, 17, segeln seit ihrem achten Lebensjahr im Mühlenberger Segelclub (MSC), direkt an der Elbe und waren früh erfolgreich. Der gemeinsame Segelclub brachte sie auch zusammen. Gemeinsam segeln sie seit zwei Jahren, vorher war Henry Peters erfolgreich in der Einhandklasse der Optimisten und war WM-Teilnehmer. Nach seinem Wechsel in die 420er Klasse (Zweimannjolle mit Trapez und Spinnaker) qualifizierte er sich ein Jahr später erneut für eine Weltmeisterschaft und belegte die beste deutsche Gesamtplatzierung, war in der Saison 2012/2013 bester deutscher Nachwuchs-Steuermann und ein Jahr später bester nationaler Steuermann.

Sein heutiger Vorschoter Samuel Lambert segelte zwei Jahre lang erfolgreich in der internationalen Bootsklasse der 29er und wurde Dritter der Internationalen Deutschen Jüngstenmeisterschaft, war bester deutscher Vorschoter der Saison 2013/2014 im 420er. Ihr bisher größter gemeinsamer Erfolg im vergangenen Jahr war Platz zwei bei den deutschen Meisterschaften der Herren in der 420er Klasse.

Bei den letzten deutschen Titelkämpfen schlug eines der Ersatzboote Leck

Nach einem grandiosen Wettkampfstart mit vier ersten Plätzen wurde es am letzten Tag noch einmal spannend und das Team Peters/Lambert musste sich nur den Gebrüdern Tjorben und Hjalte Studt geschlagen geben. In 2014 schafften sie auch die Qualifikation für Weltmeisterschaft in Karatsu in Japan in diesem Jahr. Dass die Qualifikation aus organisatorischen Gründen so frühzeitig erfolgte, war das Glück der beiden jungen Segelsportler aus Hamburg. Denn zuletzt mussten sie, weil ihr eigenes Boot sich bereits in einem Container auf dem Weg nach Japan befand, mit Ersatzbooten antreten. Bei den letzten deutschen Titelkämpfen in Ribnitz schlug eines dieser Boote Leck, ein Rennen mussten sie deshalb aufgeben und haben so eine gute Platzierung verpasst.

Die WM in Japan ist für Henry Peters bereits die dritte in der 420er Klasse. Ganz große Chancen rechnet er sich nicht aus. „Dort wird natürlich auf sehr hohem Niveau gesegelt und die Sportler aus anderen Ländern haben zum Teil sehr viel bessere Trainingsmöglichkeiten als wir“, begründet er seine Zurückhaltung bei den Erfolgsaussichten. „Auf der Elbe sind wir beispielsweise an die Tide gebunden.“ In Japan erwartet die beiden jungen Segler ein Mammutprogramm. Das beginnt mit mehreren Tagen Vorbereitung auf dem Wasser, dann werden die Boote vermessen. Danach folgt eine Woche Wettkampf. „Nach dem neuen Reglement gibt es nicht einmal mehr einen wettkampffreien Tag“, sagte Henry Peters. Das heißt: Die Segler müssen eine Woche lang jeden Tag zwei bis vier Rennen bestreiten. Das ist nicht nur körperlich, sondern auch psychisch eine riesengroße Herausforderung. „Nach so einer WM bist du richtig platt“, weiß Henry Peters aus eigener Erfahrung.

Henry Peters will auf die 470er Klasse umsteigen, weil diese olympisch ist

Ein weiterer Nachteil für Henry Peters und Samuel Lamberts ist ihre Jugend. „Wir sind einfach noch nicht erfahren genug“, glaubt Henry Peters. Im dritten Jahr in dieser Bootsklasse gehören sie immer noch zu den Grünschnäbeln, die es mit Gegnern zu tun haben, die mit allen Wassern gewaschen sind. Segeln bezeichnet Henry Peters als Erfahrungssport. Und trotzdem will er sobald als möglich die Klasse wechseln, auf das größere Boot der 470er Klasse umsteigen, das etwa einen halben Meter länger ist. Ein Grund dafür: Die 470er Klasse ist olympische Sportart und Olympia 2016 in Rio de Janeiro (Brasilien) hat der ehrgeizige Segler wohl im Blick.

Spitzensport und gute schulische Leistungen sind für Henry Peters kein Widerspruch. Im Gegenteil: Aus seinen sportlichen Leistungen gewinnt er auch Motivation für die Schule. Auch schulisch sind seine Ziele hoch gesteckt, er kämpft um jede Zehntelstelle hinter der eins. „Ich will Medizin studieren und Arzt werden“, sagt er über sein berufliches Ziel. „Da bin ich auf einen guten Notendurchschnitt angewiesen.“ Wie und ob er später Studium und Spitzensport vereinbaren kann, weiß Henry Peters heute noch nicht. Ideale Studienorte wären Kiel, Rostock und Berlin.

Konkrete Zielsetzung für die WM in Japan ist ein Platz unter den ersten Zehn

Neben dem Training und der Schule verbringen Henry Peters und Samuel Lamberts ihre Zeit wie die meisten jungen Leute mit Freunden und Spielen. Auch hören sie gerne klassische Musik, ohne dabei jedoch je die eigenen Leistungsvorstellungen aus dem Blick zu verlieren. Sie wollen zu den besten Seglern auf internationalem Niveau gehören. Dafür trainieren sie an sechs Tagen in der Woche. Konkrete Zielsetzung für dieses Jahr ist eine Top-Ten-Platzierung bei der Weltmeisterschaft in Japan.

Neben Zeit und Energie für Training und Wettkämpfe ist aber auch perfektes Material erforderlich, um sich in der Spitzengruppe internationaler Segler zu etablieren. Als nächstes steht die Anschaffung eines Bootes der 470er Klasse an. „Das lässt sich allein aus dem Familienbudget nicht finanzieren. Wir sind auf Unterstützung angewiesen“, formuliert es Henry Peters. Im Klartext: Sie brauchen dringend Sponsoren.