Turniergesellschaft Luhmühlen hat für das internationale Vier-Sterne-Vielseitigkeitsturnier den Blick positiv nach vorn gerichtet. Sponsoren bleiben, das Gelände wird umgestaltet und erhält einen Richtungswechsel.

Luhmühlen. Ein intensives halbes Jahr liegt hinter Julia Otto und ihrem Team von der Turniergesellschaft Luhmühlen. Zahlreiche Gespräche mit Sponsoren, Reitern und Funktionären haben dabei geholfen, den Blick positiv nach vorn zu richten und sich auf zukünftige Aufgaben wie das internationale Vier-SterneVielseitigkeitsturnier vom 18. bis zum 21. Juni 2015 mit den deutschen Meisterschaften zu konzentrieren. „Aus meiner Sicht ist es immer notwendig, Vergangenes zu hinterfragen und zu versuchen, die Sicherheit und Kommunikation im Sport weiter zu verbessern“, sagt die Geschäftsführerin der Turniergesellschaft, „Transparenz und gegenseitiger Austausch steigern das Verständnis für die Sicht der einzelnen Parteien und letztendlich auch für die Sicherheit des Vielseitigkeitssports. Und daran haben wir das allergrößte Interesse.“

Der Sicherheitsaspekt nimmt im Vielseitigkeitssport seit langem eine zentrale Rolle ein. Die Geschehnisse der letzten Monate mit dem tödlich verunglückten Reiter Benjamin Winter aus Warendorf haben zu einer noch intensiveren Auseinandersetzung mit der Sicherheitsthematik geführt. Luhmühlens Course-Designer Captain Mark Phillips schätzt deformierbare und flexible Elemente, sieht jedoch auch Grenzen für deren Einsatz. „Ich benutze sowohl die Frangible Pin als auch die MIM Systeme in Europa und Nordamerika. Beide sind in bestimmten Situationen nützliche Vorrichtungen. Wir arbeiten außerdem an der Entwicklung eines zerbrechlichen Systems mit bestimmten Arten von Hecken – obwohl Hecken an sich schon fehlerverzeihende Sprünge sind. Es ist leider nicht möglich, den Reitsport hundertprozentig sicher zu machen. Die Verwendung von oben genannten Systemen kann einen Beitrag dazu leisten, dass der Sport sicherer wird. Hinzu kommt, dass die Gestaltung der Hindernisse und die verwendeten Materialien möglichst pferdefreundlich sind. Der größte Sicherheitsaspekt ist jedoch meines Erachtens der Respekt, den die Reiter den Hindernissen entgegenbringen. Wir versuchen immer, die Balance zwischen fehlerverzeihenden und gleichzeitig respekteinflößenden Aufgaben zu finden, die von den Reitern ernstgenommen werden.“

Während Ingrid Klimke, Mannschafts-Olympiasiegerin von Hongkong und London, sich zu diesem Thema eher zurückhält und generell anmerkt, dass „die Fachleute in Sachen Sicherheitstests“ dies besser beurteilen könnten als sie, das Thema Sicherheit generell allerdings „nicht gut und ausgiebig genug diskutiert, getestet und erforscht werden“ könne, bezieht Sandra Auffarth, ebenfalls Mannschafts-Goldmedaillengewinnerin in London und Doppelweltmeisterin, deutlicher Stellung: „Die neuen Sicherheitssysteme sind in aller Munde. Ich denke, es macht Sinn, hier weiter zu entwickeln und zu forschen. Bei Rennbahnsprüngen und anderen fehlerverzeihenden Hindernissen brauche ich persönlich keine zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen. Bei technisch anspruchsvollen Komplexen, zum Beispiel einem Coffin oder Wasserkomplex, wäre es toll, wenn zukünftig ein funktionierendes System dafür sorgen könnte, dass ein Hindernis deformierbar ist. Ich denke nicht, dass der Respekt verloren ginge, da unkonzentriertes oder zu schnelles Reiten ja auch durch einen Abwurf bestraft würde. Dass ein Gelände allerdings nur aus fallenden Elementen besteht, kann ich mir nicht vorstellen.“ Bundestrainer Hans Melzer aus Putensen teilt die Ansichten von Sandra Auffarth: „Ich finde es gut, dass wir bei bestimmten Aufgaben auf diese Systeme zurückgreifen können. Ich persönlich halte das MIM System für besonders praktikabel, weil es unkompliziert ist. Nachdem es ausgelöst wurde, kann es einfach ohne großen Zeitaufwand zurückgeklappt werden, ohne dass der Kurs angehalten werden muss. Bei kniffligen Aufgaben halte ich viel vom Einsatz von Hecken.“

Grundsätzlich ist Kommunikation für die Sicherheit im Vielseitigkeitssport wichtig. Captain Mark Phillips sagt, dass die Kommunikation zwischen Reitern, Funktionären, Trainern und Course Designern heute so offen ist wie nie zuvor. Während Ingrid Klimke sich wünschen würde, dass die allgemeine Verständigung im Vielseitigkeitssport weiter verbessert wird, sieht Sandra Auffarth in der Kommunikation zwischen Reitern, Funktionären und Course-Designern keine Probleme.

Aber nicht nur die Sicherheit steht im Vordergrund. Julia Otto hat intensiv mit Sponsoren des Vier-Sterne-Turniers geredet. „Die Ausrichtung der Vier-Sterne-Prüfung ist nur mit Unterstützung starker Konzerne realisierbar“, sagt sie und freut sich über die Zusage des Generalsponsors DHL Paket, der weitere vier Jahre verlängert hat. Das Unternehmen hat sich als idealer und verlässlicher Partner präsentiert und gebe der Turniergesellschaft die nötige Planungssicherheit, die Vier Sterne weiter in der Westergellerser Heide leuchten zu lassen. Und auch das Schweizer Weltunternehmen Longines bleibt als offizieller Zeitnehmer weitere vier Jahre im Team. Auf die Unterstützung der Ostfriesischen Teegesellschaft, die mit ihrem Premiumprodukt Meßmer ein Herzstück der Geländestrecke präsentiert, kann Luhmühlen ebenso weiter zählen wie auf die britischen Spezialisten der Helmindustrie, Charles Owen. Nicht zu vergessen sind zahlreiche Co-Sponsoren, die ihr Engagement ebenfalls fortsetzen.

Für das Vier-Sterne-Turnier 2015 plant Mark Phillips einen Richtungswechsel. Zudem wird der seit Jahrzehnten kaum veränderte Meßmer-Teich umgebaut und für die Zuschauer noch attraktiver gestaltet. In Luhmühlen wird auch 2015 der deutsche Meister der Vielseitigkeit gekürt. Damit ist das Turnier wieder der wichtigste Meilenstein im Vorfeld auf die Europameisterschaften vom 10. bis 13. September im schottischen Blair Castle.