Harburg. Parkplätze weg, Fußgänger verwirrt: Baustellenabsperrungen beherrschen das Bild der Innenstadt. Was gebaut wird und und wie lange noch.

Für Autofahrer ist die Harburger Rathausstraße seit den 1980er-Jahren eine Sackgasse. Ab dem Deichausweg gehört sie den Fußgängern, als Teil eines Fußwegenetzes, das es ermöglichen sollte, Markt, Lüneburger Straße und die beiden zentralen S-Bahnhöfe trotz des Harburger Rings zu Fuß zu erreichen, ohne große Straßen fürchten zu müssen. Bis zum Deichhausweg ist die Harburger Rathausstraße befahrbar.

Weil hier viele Facharztpraxen ansässig sind, wird die Straße auch viel angefahren und an ihr geparkt. Aber Parkplatzsucher und auch die Fußgänger haben derzeit schlechte Karten: Rund um die Harburger Rathausstraße sieht man kaum noch Parkplätze und die meisten Fußwege sind abgesperrt oder eingeengt. Hier wird gebaut

Harburger Rathausstraße: Verkehrszeichen lässt Fußgänger ratlos auf Fahrbahn stehen

Für Fußgänger wird der Bereich zum Labyrinth. An vielen Absperrungen befindet sich kein Hinweis auf alternative Wege. So zum Beispiel an der Ecke Harburger Rathausstraße/Bremer Straße, vor der Bank: Aus drei Richtungen gibt es hier keine Vorwarnung, dass der Gehweg gleich gesperrt ist, aus der vierten Richtung einen Fußgängerpfeil zur anderen Straßenseite. „Wenn ich dem folge, lande ich aber wieder vor einem Bauzaun – und steh‘ dann aber mitten auf der Straße!“, beschwert sich Martina Arps aus Marmstorf.

Das Schild rechts fordert die Fußgänger auf, die Straßenseite zu wechseln. Dort landen sie vor dem Bauzaun und auf der Fahrbahn.
Das Schild rechts fordert die Fußgänger auf, die Straßenseite zu wechseln. Dort landen sie vor dem Bauzaun und auf der Fahrbahn. © HA | Lars Hansen

Zumindest diese Situation wurde schon wenig später verändert. Zuvor zeigte der Pfeil aber fast eine Woche lang auf den Zaun gegenüber. Und ob der Zaun nicht noch einmal zurückkommt, wagt von den Anliegern niemand vorherzusagen. „Das geht ja seit Jahren so: Heute graben sie hier, morgen da und übermorgen wieder hier“, sagt ein Geschäftsinhaber. „Man kann sich nicht darauf einstellen“.

Viele Harburgerinnen und Harburger nutzen die Harburger Rathausstraße ohnehin als Fußweg, sei es, weil sie am Hindernis nicht umdrehen und auf eigene Faust einen sicheren Umweg suchen wollen, sei es, weil es ihnen mittlerweile zur Gewohnheit geworden ist: Im vergangenen Jahr hatte es hier schon ähnliche Sperrungen gegeben und davor nahm ein Hausneubau zwei Jahre lang Gehweg und Parkplätze ein, wobei über ein Jahr auf der Baustelle nichts passierte.

Stromnetz Hamburg erneuert die „Hauptstraßen“ des Kabelsystems

Jetzt gerade wird nicht an der Straße gebaut, sondern darunter: Die Stromnetz Hamburg GmbH erneuert hier ihre Mittelspannungsleitungen. Wenn man die großen Hochspannungs-Transportleitungen als Strom-Autobahnen betrachtet, sind die Mittelspannungsleitungen das Hauptstraßennetz. Ihre 10 Kilovolt Spannung müssen noch einmal in Umspanneinrichtungen auf die haushaltsüblichen 220 Volt reduziert werden.

„Diese Leitungen sind zum Teil Jahrzehnte alt. Schließlich umfasst unser Stromnetz rund 30.000 Kilometer“, sagt Unternehmenssprecherin Juliane Hakelberg. „Wir führen kontinuierlich Erneuerungs- und Modernisierungsarbeiten in diesem Netz durch. So können wir eine hohe Versorgungssicherheit in Hamburg gewährleisten.“

„Heckenparkplätze“ als Materiallager und Geräte-Abstellplatz

Die Leitungen werden noch bis in die erste Septemberwoche erneuert. Dann wird die Baustelle noch einige Wochen zurückgebaut. Ab Ende September stehen wieder alle Parkplätze und auch die Elektro-Auto-Ladestation wieder zur Verfügung. Letztere dient derzeit zur Hälfte als Ersatz-Fußgängerweg und zur anderen Hälfte, so wie auch die anderen „Heckenparkplätze“ als Materiallager und Geräte-Abstellplatz.

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Im Jahr zuvor war dieses Geräte- und Materiallager auf der Straßenseite schräg gegenüber. Es versorgte allerdings keine Baustelle direkt in der Harburger Rathausstraße. In der damaligen Phase 2 der Kabelerneuerung wurde in der Fußgängerzone gegraben. Es wurden aber auch Radlader gesehen, die von hier aus eine Laderschaufel voll Sand kilometerweit durch Harburg bis Eißendorf fuhren. Manchen Harburger, der lieber hier geparkt hätte, ärgerte das.

Rathausstraße: Fußgänger in der Harburger City warten auf den Herbst

Dabei gibt es rund um die Harburger Rathausstraße Parkraumangebote. Da wären die Parkpalette am City-Block sowie die Parkhäuser am Krummholzberg und in den Harburg-Arcaden. Ab einer halben Stunde Parkzeit sind sie sogar oft günstiger als ein ehrlicher Parkschein, und der ist an der Harburger Rathausstraße Pflicht. Den Fußgängern hingegen nützt das wenig. Sie warten auf den Herbst.