Winsen/Harburg. Der Tag des Kinderturnens soll die Jüngsten zu Bewegung animieren. Freie Plätze in Vereinen gibt es aber kaum. Woran das liegt.
Er hat seinen festen Termin am zweiten Wochenende im November. Seit 2017 feiern der Deutsche Turner-Bund (DTB) und die Deutsche Turnerjugend (DTJ) den „Tag des Kinderturnens“. Ziel der deutschlandweiten Aktion von Vereinen, Kindergärten, Schulen und anderen Organisationen ist es, Kinder durch vielseitige Aktionen zum Mitmachen zu motivieren und ihnen einen bewegt-bewegenden Tag zu bescheren.
Ein Blick in die Teilnehmerliste verrät, dass im Süden Hamburg recht wenige Vereine ihre Türen öffnen. Aus dem Verband für Turnen und Freizeit (VTF) in Hamburg machen 29 von 130 Mitgliedsvereinen mit, mit der Spielvereinigung Este 06/70 liegt ein einziger in der Süderelbe-Region. Etwas größer sind die Angebote im Landkreis Harburg und Landkreis Lüneburg. Diese Zurückhaltung, für Vereinsangebote im Bereich des Kinderturnens zu werben, hat Gründe.
Die Kapazitäten im Kinderturnen sind in vielen Vereinen ausgeschöpft
Auf Abendblatt-Anfrage teilten mehrere Vereine mit, dass ihre Kapazitäten so gut wie ausgeschöpft sind. Limitierender Faktor sind in erster Linie fehlende Übungsleiter, Hallenzeiten ließen sich da noch leichter finden. „Besonders in den Eltern-Kind-Gruppen haben wir enormen Zulauf“, sagt beispielsweise Dagmar Luhmann, Vorsitzende des TSV Winsen.
„Man merkt, dass Winsen viele Neubaugebiete mit vielen jungen Kindern hat.“ Ihr Verein hat ein beachtliches Angebot im Bereich Kinderturnen, muss trotzdem mit Wartelisten arbeiten. Knapp 20 Interessierte werden dort geführt.
TSV Winsen registriert enormen Zulauf von Kindern aus Neubaugebieten
Bei den Ein- bis Dreijährigen, den sogenannten „Windelrockern“, gibt es acht Gruppen mit bis 30 jungen Sportlern, bei den Vier- bis Sechsjährigen („Sportrabauken“) vier Gruppen mit jeweils 20 bis 25 Teilnehmern; dazu weitere Gruppen für Sechs- bis Zehnjährige. „Mit Hallenzeiten für Kinderturnen sieht es ganz gut aus. Für Mannschaftssportarten ist die Situation schwieriger, vor allem in den frühen Abendstunden“, so Luhmann.
Um dem Problem fehlenden Personals zu begegnen, stattet der TSV Winsen ältere Schülerinnen – etwa ältere Geschwister oder Freiwillige – mit Basiswissen aus. Für die Leitung einer Gruppe müsse man aber immer volljährig sein. Das Rekrutieren von Eltern sei schwieriger. „Natürlich versuchen wir, Leute zu motivieren, selbst Aufgaben zu übernehmen. In dem einen oder anderen Fall ist uns das auch gelungen“, berichtet Dagmar Luhmann.
„Eltern als Helfer sind häufig sehr auf das eigene Kind fixiert“
Der recht aufwendige Erwerb von Übungsleiterlizenzen ist in ihrem Verein keine Voraussetzung für Engagement. „Entweder kümmern sich Angelernte um die Gruppe oder es gibt kein Angebot“, benennt sie deutlich die Alternativen.
„Wir suchen händeringend helfende Hände. Die Kapazitätsgrenze ist erreicht. Wir stehen kurz davor, Wartelisten einzurichten“, sagt Carla Rook vom Harburger TB. Der HTB bietet vier Gruppen Kinderturnen an, bei entsprechendem Personal hätte längst eine fünfte dazu kommen können – das ist zumindest für Kinder der vereinseigenen Kita Haake-Füchse gelungen.
Auch in anderen Sportarten sind Angebote für Kleinkinder überlaufen
„Wir binden unsere FSJler und ältere Geschwister ein“, so Rook. Wie in Winsen hat man auch in Harburg die Erfahrung gemacht, dass Elternteile schwieriger einzubinden sind. „Als Helfer sind sie häufig sehr auf das eigene Kind fixiert.“
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Kinderturnen steht mit dem Kapazitätsproblem nicht allein da: beim HTB gibt es Wartelisten auch für Fußballnachwuchs (100 Kinder warten auf Plätze), Kindertanz oder Judotraining. „Beim Judo ist die Warteliste sogar geschlossen worden, weil sie so lang ist“, berichtet HTB-Mitarbeiterin Carla Rook. „Sportarten übergreifend sind Angebote für Kleinkinder sehr überlaufen. Nach Corona hat ein starker Ansturm eingesetzt.“
Keine Warteliste bei Buchholz 08: „Wem es zu voll ist, der geht wieder“
Gar nichts von Wartelisten hält man indes beim TSV Buchholz 08. „Ich finde das schrecklich. Wer kommt, macht mit. Wem es zu voll ist, der geht wieder“, sagt Melanie Metzner, die Abteilungsleiterin für Kinder- und Jugendturnen. Vier Schülerinnen und Schüler ab zwölf Jahren unterstützen als Helfer, Bufdis werden eingebunden und Eltern helfen beim Auf- und Abbau. Mangels Übungsleiter musste dennoch eine Mittwoch-Gruppe eingestellt werden.
Gute Nachricht: In ihrem Bereich registrierte Melanie Metzner mehrere neue Mitglieder, die den 40-Euro-Zuschuss der Bundesregierung für Neueintritte in Sportvereine beim TSV Buchholz 08 einlösten. Die meisten machten nach Ende des Förderzeitraums weiter, so Metzner.
Laternenumzug am Freitag, 10. November, durch die City von Buchholz
Die 08-Turnabteilung veranstaltet den großen Buchholzer Laternenumzug, der an diesem Freitag, 10. November, um 18.45 Uhr an der Sparkassen-Filiale, Poststraße 7, beginnt, und mit Begleitung eines Spielmannszuges in den Rathauspark führt. Dort wartet ein Kinderzauberer.
Offene Vereinsangebote zum Tag des Kinderturnens im Süden Hamburgs:
Freitag, 10. November:
TSV Eintracht Hittfeld, 14.30 bis 17 Uhr, Sportarena Alm, Am Schützenplatz 1
Sonnabend, 11. November:
TV Meckelfeld (Motto „Zirkus“), 15 bis 17 Uhr, Sporthalle Grundschule Meckelfeld, Am Schulteich 14; TSV Adendorf, 15 bis 18 Uhr, Sporthalle Scharnebecker Weg 15
Sonntag, 12. November:
TuS Harsefeld, 8 bis 18 Uhr, Zweifeld-Sporthalle, Große Gartenstraße; Spielvereinigung Este 06/70, 10 bis 15 Uhr, Turnhalle Schule Neuenfelde, Arp-Schnitger-Stieg 37; MTV Treubund Lüneburg (Motto „Beweg Dich mit uns“), 11 bis 16 Uhr, Sportpark Uelzener Straße 90; TSV Buchholz 08 (Offene Sporthalle), 12 bis 15 Uhr, Nordheidehalle, Holzweg 4; TSV Gellersen (Familien-Turnfest), 12.30 bis 17 Uhr, Sporthallen Kirchgellersen, Einemhofer Weg; TuS Erbstorf, 14 bis 17 Uhr, Sporthalle Grundschule Lüne, Am Domänenhof 9, 21337 Lüneburg
Sonntag, 19. November:
TSV Over/Bullenhausen, 12 bis 15 Uhr, Sporthalle Oversand 4