Neugraben/Finkenwerder. Die Hamburg-Liga-Handballer ohne eigene Halle gewinnen 25:23 gegen den abstiegsbedrohten TV Fischbek. Wie es weitergehen könnte.
Das Auswärtsspiel in eigener Halle hätte für die Handballer des TV Fischbek zum Befreiungsschlag werden können. Fast ständig zurückliegend, hatten sie sich im Südderby der Hamburg-Liga der Männer durch eine kleine Serie von drei Treffern in Folge binnen weniger Minuten von 18:21 auf 21:21 herangekämpft. Das Spiel schien sieben Minuten vor Schluss eine Wende zu ihren Gunsten zu nehmen.
Doch der TuS Finkenwerder – an diesem Abend Gastgeber in der Halle des Gegners – ließ sich wie schon zu Beginn der zweiten Halbzeit von der erfolgreichen Aufholjagd des Gegners nicht aus der Ruhe bringen, konterte seinerseits mit zwei Treffern in Folge und bewahrte sich diesen kleinen Vorsprung bis zum jetzt nahen Ende der Partie. Letztlich gewannen die Grün-Weißen von der Elbinsel das Derby mit 25:23 (12:10).
Im Februar zerstörte ein Brand die Sporthalle der Stadtteilschule Finkenwerder
Mit dem Brand, der im Februar dieses Jahres die Sporthalle der Stadtteilschule Finkenwerder am Norderschulweg zerstörte, haben auch die Handballer des TuS Finkenwerder ihre sportliche Heimstätte verloren. „Seitdem trainieren wir nur noch einmal in der Woche für zwei Stunden in der Sporthalle Quellmoor in Neuwiedenthal und müssen uns die Halle noch mit unserer Zweiten Herren teilen“, beschreibt Trainer Marius Kabuse die mehr als misslichen Umstände, unter denen er seitdem mit seinem Team arbeitet. „Da sind wir dann mit 40 Männern in einer Halle. Ordentliches Training ist so nicht möglich.“ Das habe die Mannschaft sportlich zurückgeworfen.
Nach der Saison muss eine Hallenalternative her, vielleicht in Wilhelmsburg?
Zur großen Erleichterung von Kabuse und seinem Team hatte der Aufsteiger den Klassenerhalt schon vor dem Derby gegen den TV Fischbek geschafft, das sie als Heimmannschaft in der Halle des Gegners austragen mussten oder – je nach Sichtweise – durften. Kabuse: „Für uns geht es jetzt nur noch darum, die Saison vernünftig zu Ende zu bringen. Dann muss eine Lösung gefunden werden, wo wir trainieren und zukünftig unsere Heimspiele austragen können.“ Als eine Option schwebt Finkenwerders Trainer ein Ausweichen in die Sporthallen an der Dratelnstraße in Wilhelmsburg vor.
Mit dem Auftritt seiner einer Mannschaft im Derby gegen Fischbek war Kabuse unter den gegebenen Umständen zufrieden. „Wir hätten etwas höher gewinnen müssen. Insgesamt waren wir etwas zu hitzig“, sagte er. „Dass wir aber als Aufsteiger am Ende irgendwo im Mittelfeld der Tabelle landen werden, ist unter den derzeitigen Bedingungen eine richtig gute Leistung.“ Vor den letzten beiden Saisonspielen steht Finkenwerder mit 20:28 Punkten auf dem zehnten Tabellenplatz unter 14 Mannschaften der höchsten Hamburger Spielklasse. Eher mit Kontakt nach oben, denn nach unten.
TVF-Kapitän Sören Siemens hätte Punkteteilung als gerecht empfunden
Fischbeks Mannschaftskapitän Sören Siemens hätte ein Unentschieden für gerecht gehalten. „Aber beide Seiten haben viel Nervosität gezeigt. Unser großes Manko war heute die schwache Chancenverwertung“, sagte er in seiner Spielanalyse. Auch habe es ein wenig an Selbstvertrauen gemangelt. Und dass die Fischbeker drei Siebenmeter haben liegen lassen. Und dann war da noch der gegnerische Torhüter, Sven Tobuschat, der in seiner Karriere viele Jahre für Fischbek gespielt hatte. Siemens: „Der kennt natürlich genau die Würfe unserer Spieler und konnte deshalb viele Bälle parieren“.
„Aber wir haben 60 Minuten lang gekämpft und das gespielt, was wir als extrem junge Mannschaft können,“ so Siemens weiter. Wie jetzt gegen Finkenwerder habe man zuletzt häufig nur knapp verloren. Das mache Mut im Abstiegskampf, auch wenn es schwer werde, den zweiten Abstieg in Folge abzuwenden. Mit dem Tabellenführer und Aufsteiger TSV Uetersen sowie dem Fünften HSG Elbvororte haben man noch zwei richtig starke Gegner vor sich.
Bleibt es bei zwei Regelabsteigern, steht Fischbek über dem Strich
Erschwerend kommt hinzu, dass der TV Fischbek beide Spiele gegen die Tabellenvorletzte HSG Pinnau verloren hat. Momentan steht man noch zwei Punkte besser da als die Pinneberger. Bei Punktgleichheit entscheidet am Saisonende aber der direkte Vergleich zwischen zwei Mannschaften über die Platzierung.
Und dann ist da noch die große Unsicherheit, wie viele Mannschaften überhaupt absteigen werden. „Es gibt zwei Regelabsteiger“, sagte Sören Siemens. „Wenn es dabei bleibt, stehen wir noch über dem Strich“. Im ungünstigen Fall aber sind es drei Mannschaften, und dann würde es den TV Fischbek wohl treffen.
Letztes Heimspiel am 29. April in der Arena Süderelbe gegen TSV Uetersen
„Wir gehen jetzt aber erst einmal voller Zuversicht in unser letztes Heimspiel der Saison in zwei Wochen“, sagte Sören Siemens. Am Sonnabend, 29. April, geht es um 18.30 Uhr erneut in der Arena Süderelbe gegen den TSV Uetersen. Der Gegner stehe seit langem auf Aufsteiger in die Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein fest. „Wir können völlig befreit aufspielen, weil wir in diesem Spiel nichts zu verlieren haben“. Anders als gerade gegen den lokalen Rivalen aus Finkenwerder. „Da haben wir eine große Chance verpasst“, räumte Siemens sein. Ein doppelter Punktgewinn in diesem Aufeinandertreffen der beiden Südvereine hätte drei Spieltage vor Saisonende den Klassenerhalt viel wahrscheinlicher gemacht.