Hamburg. Innerhalb kurzer Zeit wurde die Feuerwehr am Mittwoch zu drei Einsätzen in die Hamburger Villa von MontanaBlack alarmiert.
Der eingegangene Alarm am Mittwochabend um 18.14 Uhr bei der Hamburger Notrufzentrale wirkte bedrohlich: Detailliert hieß es, ein Mann würde am Boden seines Hauses liegen, nicht ansprechbar sein – und Gas ströme weiter aus. Sofort eilte ein großes Aufgebot der Berufsfeuerwehr Süderelbe und freiwilliger Wehren zum Einsatzort: einer Villa in einer sonst ruhigen Wohngegend in Neugraben-Fischbek.
Dort angekommen, erwartete die Retter aber kein Notfall, sondern ein erstaunter Hausbewohner. MontanaBlack (34), bürgerlich Marcel Eris, streamte gerade auf der Video-Plattform Twitch einen Beitrag, als die Feuerwehr an seiner Tür klingelte.
MontanaBlack: Unbekannte missbrauchen Notruf dreimal
Kurz darauf gab es an derselben Adresse einen zweiten Fehlalarm, wie ein Feuerwehrsprecher bestätigte: Diesmal hieß es, eine Person mit Herzinfarkt solle bewusstlos im Haus liegen. Wieder machte sich der Rettungsdienst auf den Weg. Wieder waren die Einsatzkräfte umsonst losgeeilt. Wieder wusste der Internet-Star Marcel Eris nichts vom dem Notruf.
Um 21.30 Uhr gab es den vorerst letzten Notruf des Abends. Diesmal hieß es, es würde eine Küche brennen. Die Feuerwehr schickte nur noch ein Löschfahrzeug zur Überprüfung. Danach brach Eris seinen Livestream ab und verließ frustriert das Haus in unbekannte Richtung. Und damit hörten offensichtlich auch die Notrufe auf.
MontanaBlack: Falsche Notrufe nicht rückverfolgbar
Alarmiert wurde die Feuerwehr nach Informationen des Abendblatts bei allen Notrufen über die Notruf-App Nora. Nutzer der App müssen sich registrieren, damit ein Hilfegesuch schnell an Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst weitergeleitet werden kann. Dabei werden auch die Standort-Daten des Nutzers abgefragt und übermittelt. Normalerweise.
Im Fall der falschen Notrufe zum Haus von MontanaBlack soll eine ausländische, nicht rückverfolgbare Handynummer verwendet worden sein. Notrufmissbrauch ist auch per App eine Straftat. Nach Paragraf 145 (StGB) können wissentlich falsch abgesetzte Alarmierungen mit einer Haftstrafe von bis zu einem Jahr oder eine Geldstrafe geahndet werden.
Fehlalarm führte jüngst zu Großeinsatz auf der Reeperbahn
Trotzdem kommt es immer wieder zu Missbräuchen der App und des Notrufes – mit teilweise erheblichen Folgen. So riegelten schwer bewaffnete Polizisten am 22. Dezember einen Teil der Reeperbahn ab, nachdem ebenfalls per App eine Bedrohungslage in einem Casino gemeldet worden war.
Und am 20. Februar des vergangenen Jahres durchsuchten schwerbewaffnete Polizeieinheiten eine Boxveranstaltung in Hamburg, nachdem ein falscher Notruf einging. Damals wurde ein bewaffneter Mann in der Umkleide des Universum-Box-Gyms in der Großen Elbstraße gemeldet. Gäste an dem Abend waren unter anderen Reality-TV-Teilnehmerin Claudia Obert, Sänger Pietro Lombardi und der Unternehmer Michael Otto.
MontanaBlack war bereits für Privatsphäre umgezogen
Marcel Eris war bereits vor einigen Jahren aus seinem geliebten Buxtehude (Landkreis Stade) nach Hamburg-Neugraben gezogen. Er bemängelte damals, dass auf seine Privatsphäre in Buxtehude keine Rücksicht genommen werde, er überall erkannt und angesprochen werde.
Seine neue Adresse in Hamburg schützt der 34-Jährige seitdem vehement. Als diese im Internet veröffentlich wurde, ging er dagegen gar juristisch vor. Noch am Tag vor den Einsätzen, berichtete die Bild-Zeitung von einem Stalker, der immer wieder eine Rentnerin belästigt – ebenfalls mit falschen Notrufen an ihre Adresse. Der geäußerte Verdacht: Er soll ihre Anschrift mit der des Internet-Stars verwechselt haben. Nun scheint es so, als habe der Täter die richtige Adresse herausgefunden.
Missbrauch des Notrufs kann Menschenleben gefährden
Die Feuerwehrleute in der Wache 36 sind über den Missbrauch verärgert. Immer wenn sie falsch alarmiert werden, können sie zu echten Rettungseinsätzen nicht fahren. „Das gefährdet im Zweifel auch Menschenleben“, so ein Retter der Feuer- und Rettungswache in Hausbruch.
Marcel Eris und sein Management waren für eine Stellungnahme nicht erreichbar.