Kreis Harburg. Bis Jahresende geht nichts mehr in den Ober-, Verbands- und Landesligen. Unterschiedliche Meinungen bei Vereinen im Kreis Harburg.

Und jährlich grüßt das Murmeltier. Immer mehr Sportverbände entscheiden sich dafür, den Spielbetrieb der laufenden Saison 2021/2022 pandemiebedingt zu unterbrechen. Eine bekannt eindeutige Linie fährt weiter der Kreisfußballverband Harburg. Bereits zu Beginn der Woche erklärte er das Kalenderjahr 2021 in den Herrenspielklassen für beendet, auch eine Hallensaison (inklusive Futsal) wird es erneut nicht geben. Gestern Vormittag kam nun auch der Abpfiff für die auf Landesebene aktiven Handballmannschaften. Der Hamburger Handball-Verband wollte die aktuelle Lage am Donnerstagabend in einer Videokonferenz mit allen Vereinen beraten und bewerten. Ein Ergebnis lag bis Redaktionsschluss nicht vor. In Hamburg selbst greifen mögliche Einschränkungen erst in der nächsten Woche.

Mitgliedsvereine sprechen sich mehrheitlich für Unterbrechung aus

Eine Videokonferenz mit den Vereinsvertretern der Ober-, Verbands- und Landesligen hielt der Handball-Verband Niedersachsen bereits am Montagabend ab. Die Auswertung dauerte zwei Tage. Gestern wurde das Ergebnis verkündet: Der HVN wird den Spielbetrieb der Saison 2021/2022 mit sofortiger Wirkung unterbrechen. Die Mitgliedsvereine hätten sich mehrheitlich für eine Unterbrechung ausgesprochen, dieser Meinung sei das Präsidium gefolgt. „Das Votum unserer Vereine war eindeutig, sodass wir im Präsidium eine leichte Entscheidung zu treffen hatten“, sagte Präsident Stefan Hüdepohl.

Die Spielpause auf Verbandsebene wird fürs Erste bis zum 31. Dezember 2021 dauern. Einige Handballregionen in Niedersachsen waren weniger defensiv, sie hatten alle Spiele bis zum 31. Januar 2022 abgesagt. Die für den Landkreis Harburg zuständige Handballregion Lüneburger Heide hatte es den Vereinen freigestellt, Männer- und Frauenspiele einseitig zu verlegen. Die überwiegende Mehrheit der Clubs machte davon Gebrauch.

In den Oberligen der B- und C-Jugend geht es überraschend weiter

Zurück zum niedersächsischen Landesverband. „Wir hoffen, dass sich die Lage schnell entspannt, sodass wir möglichst bald wieder unserem Sport nachgehen und den Regelspielbetrieb Anfang Januar wieder aufnehmen können“, erklärte Vizepräsident Jens Schoof. „Wir werden die pandemische Lage aber stetig beobachten, entsprechend informieren und beraten.“ Wegen der avisierten kurzen Unterbrechung empfiehlt der Handball-Verband Niedersachsen aber seinen Vereinen, den Trainingsbetrieb aufrechtzuerhalten. „Es wird in dieser Saison keine sechswöchige Vorbereitungszeit zum Re-Start geben“, sagte Schoof.

Auch im Jugendspielbetrieb wird es eine Unterbrechung bis zum Jahresende geben. Ausnahme: In den Oberligen der weiblichen und männlichen B- und C-Jugend wird an diesem und am kommenden Wochenende weitergespielt. „Wegen der Sichtungen, der Meldung zur deutschen Meisterschaft sowie Auswahlmaßnahmen ist die Entscheidung in den Oberligen der B- und C-Jugend begründbar und sportlich nachvollziehbar“, erklärte Jugendspielwart Olaf Bunge.

HSG Seevetal/Ashausen und MTV Tostedt hätten gern weitergespielt

Einige Handballvereine aus dem Kreis Harburg hätten gern weitergespielt. „Wir sind nicht auf Linie des HVN, auch wenn wir die Entscheidung natürlich akzeptieren“, sagte Nils Bengelsdorf, der Vorsitzende der HSG Seevetal/Ashausen. „Bis zum letzten Spiel unserer Landesligaherren am 11. Dezember wären es knapp zehn Tage und fünf Tests gewesen. Das wäre machbar gewesen. Ich habe die Befürchtung, dass sich die Pause wieder ewig in die Länge zieht, wir erneut eine verkorkste Saison bekommen und am Ende die Quotientenregelung entscheiden muss.“

Ebenso wie die Oberligafrauen des MTV Tostedt hatten die Männer der HSG Seevetal/Ashausen zuletzt vor jedem Training und Spiel freiwillige Schnelltests durchgeführt. Auch Testzentren in der Nähe seien gut erreichbar gewesen. Das Gleiche gilt für das Testzentrum Tostedt, das sogar am Wochenende geöffnet hat. „Mit dem Testen haben wir kein großes Problem. Auch daher haben wir auf Weiterspielen plädiert“, sagte MTV-Trainerin Catrin Köhnken. Wie die anderen Trainer werde sie den Trainingsbetrieb fortsetzen, eventuell auch online. „Sobald wir von 2G plus runter sind, gehe ich davon aus, dass der Spielbetrieb wieder aufgenommen wird“, sagte Köhnken. Das nächste Spiel für den MTV Tostedt nach der Unterbrechung stünde am 22. Januar 2022 auf dem Programm.

„Spielerinnen haben sich die Reifen platt gefahren, um an einen Test zu kommen“

Dass es in anderen Regionen Niedersachsens schwieriger ist, einen Corona-Test durchführen zu lassen, dafür muss man nur einige Kilometer weiter gucken. „Meine Spielerinnen haben sich die Reifen platt gefahren, um an einen Test zu kommen“, sagte Trainer Thorsten Wrobel von den Oberliga-Handballerinnen des TuS Jahn Hollenstedt-Wenzendorf. „Bis zum Training haben es nicht alle geschafft.“ Insofern bewertet der Coach die nun beschlossene Unterbrechung des Spielbetriebs als sinnvoll.

„Ich finde es gut, dass der HVN die Vereine bei der Meinungsbildung mit ins Boot holt. Allerdings hätte ich mir eine frühere Entscheidung gewünscht. Warum dauert es bis Donnerstag, wenn die Konferenz mit den Vereinen bereits am Montagabend stattgefunden hat?“

Eyendorf und Hollenstedt halten die HVN-Entscheidung für richtig

Auch beim MTV Eyendorf, dessen Herren in der Verbandsliga und Damen in der Landesliga spielen, hat man für eine Unterbrechung gestimmt, auch mit Blick auf mangelnde Testmöglichkeiten. „Die HVN-Entscheidung ist schon in Ordnung. Wir haben hier nur ein Testzentrum der Johanniter in Salzhausen, und das ist bis 20. Dezember ausgebucht“, sagte der Vorsitzender Markus Richter.

Komplette Ruhe wird in der vereinseigenen Gerhard-langer-Halle nicht einkehren. Zum einen wollen die Mannschaften weiter trainieren, zum anderen hat der MTV Eyendorf eine männliche B-Jugend in der Oberliga, die bekanntlich weiterspielt. Am Sonnabend, 15 Uhr, kommt der Northeimer HC zum Punktspiel.

Markus Richters Idee: eine Hallensaison von März bis Oktober

Die Saison im Handball-Verband Niedersachsen wird nun zum zweiten Mal unterbrochen. Ein wichtiges Ziel ist, Auf- und Absteiger auf sportlichem Weg zu ermitteln. Markus Richter hat angesichts der Corona-Problematik in der kalten Jahreszeit einen interessanten Gedanken: „Wie wäre es denn, die Hallensaison von März bis Oktober mit einer kleinen Unterbrechung im Sommer auszutragen?“, fragt der MTV-Vorsitzende. „An diese Idee wollen die Verbände nicht ran, weil Beachhandball das große Projekt ist.“ In absehbarer Zeit, allerdings noch nicht 2024 in Paris, soll die Sandvariante des Handballs olympisch werden.