Hollenstedt/Tostedt. Beim 26:19 entführen die Gäste nach fulminantem Schlussspurt beide Punkte aus den Max-Schmeling-Hallen. Wie es für die Kreisvertreter weitergeht.
Mit 26:19 (9:12) haben die Handballerinnen des MTV Tostedt das Kreisderby der Oberliga Nordsee beim TuS Jahn Hollenstedt nur scheinbar souverän gewonnen. Denn die Partie zwischen den Nachbarvereinen in der höchsten niedersächsischen Spielklasse war über weite Strecken eine enge und fast bis zum Schluss auch spannende Angelegenheit – mit einem fulminanten Endspurt der Gäste aus Tostedt mit sieben Toren in den letzten sieben Minuten bei nur einem einzigen Gegentreffer 17 Sekunden vor der Sirene.
Hollenstedt zeigt in den ersten 30 Minuten tollen Handball
Dem erfolgreichen Tostedter Sturmlauf im zweiten Durchgang und besonders in den Schlussminuten standen nur sieben Treffer der Jahn-Frauen in der gesamten zweiten Halbzeit gegenüber. „Das ist natürlich zu wenig“, so Trainer Thorsten Wrobel, der mit der ersten Hälfte zufrieden gewesen war. „Wir haben 30 Minuten tollen Handball gespielt. Nach der Pause haben wir leider aufgehört damit.“ Stattdessen produzierten die Handballfrauen aus Hollenstedt Fehlpässe en masse und ließen jegliche Struktur im Angriff vermissen. Wrobel: „Am Ende haben wir die Köpfe hängen lassen.“
Und es sollte sich rächen, dass es die Gastgeberinnen bis zur Pause versäumt hatten, die sich bietenden Vorteile zu nutzen. Etwa nach dem 2:1, als Marie Julia Schillgalies beim Tempogegenstoß nur den Pfosten traf und die Gäste im Gegenzug ausglichen. Auch zwei Zeitstrafen kurz nacheinander für Tostedts Dorothee Kröger und Laura Carstens konnten sie nicht wirklich nutzen.
Tostedt kann gleich nach Wiederanpfiff zum 12:12 ausgleichen
Kurz vor der Pause schien sich das Spiel doch zugunsten des TuS Jahn Hollenstedt zu entwickeln. Mit einem 4:0-Lauf gingen sie mit 12:8 in Führung und nahmen ein 12:9 mit in die Kabine. Dass dieser Vorsprung nicht für einen Sieg genügen würde, deutete sich gleich nach dem Seitenwechsel an. Tostedt startete mit drei Treffern in Folge, glich zum 12:12 aus und lag danach meistens mit einem oder zwei Toren vorn. Auch weil Sophie Hartmann und Anh Phuong Müller zwei Siebenmeter für Hollenstedt nicht verwandeln konnten.
Bei 16:16 steckten Catrin Köhnken und Frank Palm auf der Tostedter Bank die Köpfe zusammen. Offensichtlich fiel ihnen genau das Richtige ein. Denn aus dem Gleichstand wurde eine Zwei-Tore-Führung, kurz vor Schluss lagen die Gäste uneinholbar mit acht Toren (26:18) in Front. Da war die Spannung schon raus aus einer Partie, von der sich die Hollenstedterinnen mehr versprochen hatten. Zumal nach drei Monaten Aufenthalt in Afrika, wo sie im Rahmen der Aktion „Play Handball“ junge Mädchen trainiert hatte, Topspielerin Sandra Nickel erstmals dabei war. „Man hat aber gesehen, dass sie nach erst einem Training mit der Mannschaft noch nicht wieder ihr wahres Leistungsvermögen zeigen konnte“, sagte Trainer Thorsten Wrobel.
Catrin Köhnken lobt starke Abwehr und beide Torhüterinnen
Und die Siegerinnen? Sie genossen den Derbysieg euphorisch. Nach der Schlusssirene gab es kein Halten mehr. Die Tostedterinnen absolvierten das ganze Feierprogramm mit Abklatschen, Umarmen, Tanzen im Kreis und der obligatorischen „Zwiesprache“ mit ihren Fans auf der Tribüne. Trainerin Catrin Köhnken war mehr als zufrieden. „Wir haben heute vieles besser gemacht als zuletzt“, sagte sie.
„Unsere starke Abwehr und unsere Torhüterinnen haben die Grundlage für den Erfolg geschaffen“, sagte sie. Alexandra Rathenau und Lena Hesse standen jeweils eine Halbzeit zwischen den Pfosten. Im Angriff habe man nur wenige Fehler gemacht und „klare Sachen gespielt. Alle Spielerinnen haben sich etwas zugetraut“, bescheinigte die MTV-Trainerin ihrem Team, das sich in der Tabelle auf Rang sechs (6:6 Punkte) verbesserte, großes Selbstvertrauen.
Am Sonnabend folgen Heimspiele für beide Kreisvertreter
Als Torschützen taten sich Justine Daniel mit sieben Treffern, Dorothee Kröger und Sarah Völckers (je 6) hervor. Selbstvertrauen werden die Handballfrauen aus Tostedt in der Oberliga Nordsee auch weiterhin brauchen. Nächster Gegner ist am Sonnabend um 17 Uhr in eigener Halle der Tabellennachbar TV Dinklage (5. Platz) aus dem Kreis Vechta, in dessen Reihen auf Anne Kolbeck (44 Tore in fünf Spielen) zu achten ist.
Ein weiteres Derby haben Hollenstedts Frauen vor Augen, die in der Tabelle auf Rang acht (5:7 Punkte) zurückgefallen sind. Ihre besten Werferinnen waren Jana Fröhlich (5/4 Tore) und Anna-Lena Herrmann (4). In den Max-Schmeling-Hallen ist am Sonnabend um 17 Uhr der ungeschlagene Tabellenzweite VfL Stade mit Topwerferin Lara Witt – Zweitbeste mit 43 Toren – zu Gast.