Hamburg. Nach 16 Monaten kehren die Geerdts vom KSC Bushido auf die Matte und mit einem kompletten Medaillensatz von der Ostsee zurück.

Not macht erfinderisch. Weil hierzulande vielfach noch keine Turniere mit Körperkontakt erlaubt sind, müssen Sportlerinnen und Sportler in das benachbarte Ausland ausweichen. Das betrifft nicht nur die Radsportler (das Abendblatt berichtete). Nun machten sich auch die Nachwuchsjudoka des KSC Bushido aus Harburg auf den Weg nach Dänemark.

Familie Geerdts hatte eine Einladung von einem befreundeten Verein erhalten. Um das Risiko von Coronainfektionen zu minimieren, schleppten die Gastgeber die Judomatten an den Ostseestrand von Fredericia und veranstalteten auf drei Wettkampfflächen ein Outdoor-Turnier.

200 Starter aus Dänemark, Island und von den Färöern

Insgesamt 200 Starter aus Dänemark, Island, von den Färöern und aus Deutschland kamen in den seltenen Genuss eines Judoturniers unter freiem Himmel. Auch das Wetter spielte mit. Für die Judoka des Kampfsportclubs (KSC) Bushido war es der erste Judowettkampf seit Februar 2020, also seit 16 Monaten. „Für uns ist es einfach nur super, wieder an einem Judowettkampf teilhaben zu dürfen“, sagte Trainerin Bianca Geerdts. Allerdings waren die dänischen Teilnehmer leicht im Vorteil, da sie schon seit Anfang Mai wieder trainieren dürfen.

Für die fünf Jahre alte Jenna Geerdts war es das erste Judoturnier. Sie startete als jüngste und mit ihrem Kampfgewicht von 20 Kilogramm auch als leichteste Kämpferin. Für sie ging es darum, Punkte für verschiedene Techniken zu sammeln. Das gelang ihr gut, als Belohnung für ihr mutiges Auftreten gab es die ersehnte Bronzemedaille.

Älteste Tochter Linda Jean Geerdts ist mittlerweile 13 Jahre alt

Die fünf Jahre alte Jenna Geerdts (KSC Bushido Hamburg) beim Turnier am Strand von Fredericia in Dänemark.
Die fünf Jahre alte Jenna Geerdts (KSC Bushido Hamburg) beim Turnier am Strand von Fredericia in Dänemark. © KSC Bushido | KSC Bushido

Zum Comeback nach ewig langer Wettkampfpause kam es für ihre 13 Jahre alte Schwester Linda Jean Geerdts. „Linda ging sichtlich nervös aber hoch motiviert in ihre erste Begegnungen“, sagte Mutter und Trainerin Bianca Geerdts. Nach Siegen gegen Lokalmatadorin Laerke Helmer (durch eine Hüftwurftechnik) und gegen die international erfahrene Olivia Dons-Lassen (vorzeitig durch eine Wurftechnik) ging es im finalen Kampf gegen die dänische Meister Alice Sloth Hansen aus Kopenhagen. Schon 2018 hatten sich die beiden im Finale der Copenhagen Open gegenüber gestanden, damals mit dem besseren Ende für die Judoka aus Harburg.

Und auch diesmal konnte sich Linda Jean Geerdts durchsetzen. Die 13-Jährige gewann den Kampf dank einer spektakulären Wurftechnik. Nach dieser langen Wettkampfpause und bei strahlendem Sonnenschein am Strand funkelte die Goldmedaille nochmal so schön.

In Deutschland nicht erlaubte Technik überrascht David Ray

Ein ähnlich guter Einstieg in den ungewöhnlichen Wettkampf am Strand gelang David Ray Geerdts. Wie seine ältere Schwester, so gewann auch er die ersten beiden Kämpfe. „Trotz der Mittagshitze behielt er kühlen Kopf und zeigte sein ganzes Können“, so Bianca Geerdts.

Erst im finalen Kampf gegen Simon Germansen aus Aarhus musste er sich knapp geschlagen geben. David war der aktivere Kämpfer und setzte in der entscheidenden Phase eine große Innensichel an (O-Uchi-gari). Allerdings wurde der Harburger von seinem Gegner ausgekontert und verlor. „David wurde überrascht, weil die Kontertechnik in dieser Altersklasse in Deutschland nicht erlaubt ist“, erläuterte Bianca Geerdts.

Nach der ersten Enttäuschung überwog bei David Ray aber die Freude über die erreichte Silbermedaille. Auch das Trainer-Ehepaar Raimund und Bianca Geerdts war sehr zufrieden mit den Leistungen ihrer Kinder und überglücklich, überhaupt wieder zurück zu sein auf der Judomatte.