Harmstorf. Harburger Kreisverband beklagt darüber hinaus die zunehmende Gewalt auf den Fußballplätzen – vor allem gegen Schiedsrichter.
Es ist nicht alles eitel Sonnenschein im Kreisfußballverband Harburg. Das wurde auf der Arbeitstagung, dem wichtigsten Treffen zwischen den alle zwei Jahre stattfindenden Verbandstagen, in Harmstorf deutlich. Sorgen bereiten dem Kreisvorstand unter der Leitung von Manfred Marquardt (Bendestorf) die seit Jahren rückläufigen Mannschaftsmeldungen und die zunehmende Verrohung auf den Sportplätzen. An der Spitze dieses Eisberges stehen Beleidigungen von und Tätlichkeiten gegen Schiedsrichter.
In der neuen Saison sind 477 Mannschaften auf Kreisebene aktiv
„Es ist sehr, sehr bedenklich, was da gerade passiert“, sagte Marquardt in seinem Jahresbericht zunächst mit Blick auf die rückläufigen Zahlen aktiver Fußballer. In der neuen Saison werden 20 Mannschaften weniger auf Kreisebene aktiv sein als das im vergangenen Jahr der Fall war. „Das ist ein Minus von vier Prozent, der dem demografischen Wandel geschuldet ist“, so Marquardt, der allerdings von einer noch immer stolzen Zahl von 477 Mannschaften zu berichten wusste.
Mit diesem Trend ist der Kreisverband Harburg nicht allein. Fast erschreckend sind die Zahlen, die der Niedersächsische Fußball-Verband (NFV) veröffentlichte. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre, als Datenbasis diente die Spielzeit 2008/2009, hat der NFV insgesamt 5642 Mannschaften verloren, das sind etwa 560 pro Jahr. Aktuell nehmen noch 16.600 Teams am Spielbetrieb teil.
Grundschulturniere – Verband fordert mehr Interesse der Vereine
Der Harburger Kreisverband versucht mit diversen Maßnahmen diesem Trend entgegen zu wirken. Eine Maßnahme sind die an fünf Standorten stattfindenden Grundschulturniere, bei denen Jahr für Jahr 1000 Schülerinnen und Schüler bis zur vierten Klasse dem runden Leder nachjagen. „Wir wünschen uns mehr Interesse von den Vereinen“, appellierte Marquardt an die Vereinsvertreter, diese Gelegenheit zu nutzen, um den Nachwuchs für Fußball im Verein zu begeistern.
Als löbliche Ausnahme nannte der Kreisvorsitzende den TSV Elstorf, Eintracht Elbmarsch, FC Rosengarten, Buchholzer FC und MTV Brackel. Unabhängig von den Grundschulturnieren sei es aber so, dass in den 45 Mitgliedsvereinen gute Arbeit mit Kindern und Jugendlichen geleistet werde. „Das ist die Grundlage für gute Strukturen im Herrenbereich“, sagte Manfred Marquardt.
Nachwuchsleistungszentrum des FC St. Pauli ist Partner
Eine weitere Maßnahme ist die Kooperation mit dem Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) des FC St. Pauli. Montags trainieren die jeweils 15 größten Talente aus der Förderauswahl der Altersklassen U10 und U11 zusammen mit 15 gleichaltrigen Jungen des Nachwuchsleistungszentrums. Auf der Sportanlage Ramelsloh werden sie von jeweils zwei Trainern des FC St. Pauli und aus dem Harburger Kreisverband betreut. Wer sich hervortut, hat die Chance, im Team des FC St. Pauli an hochrangigen Turnieren teilzunehmen. „Die Zusammenarbeit läuft sehr gut und die Jungs sind begeistert“, sagte Manfred Marquardt.
Nur den Kopf schütteln kann Marquardt über die zunehmende Verrohung auf den Sportplätzen. „Von den 305 Verwaltungsbescheiden, die wir ausgesprochen haben, ging es in 32 Fällen um Tätlichkeiten“, sagte der Spielausschussvorsitzende Mario Leder. Diese richteten sich nicht alle gegen Schiedsrichter. In der vergangenen Saison habe es aber vier derartige Übergriffe im Kreis Harburg gegeben. „Es ist nicht akzeptabel, dass so etwas auf unseren Plätzen stattfindet“, so Marquardt.
Bei jedem zehnten Verwaltungsbescheid handelt es sich um eine Tätlichkeit
Vor diesem Hintergrund ist es wenig überraschend, dass zwar Jahr für Jahr 30 neue Schiedsrichter ausgebildet werden, eine ebenso große Zahl aber die Pfeife aus der Hand legt, weil sie nicht mehr bereit sind, sich diese Anfeindungen gefallen zu lassen. „Wir müssen miteinander arbeiten, nicht gegeneinander. Alles andere ist nicht zielführend“, sagte Marvin Schories, der stellvertretende Vorsitzende des Schiedsrichterausschusses.
Um junge Schiedsrichter an die Aufgaben der Praxis heranzuführen, hat der Kreisverband ein Patenprogramm ins Leben gerufen, bei dem jeweils ein erfahrener Referee einem Nachwuchsschiri zur Seite steht. Trotz seiner erst 20 Jahre gilt Schories als erfahrener Spielleiter. In der neuen Saison wird er Spiele der Futsal-Regionalliga der Herren und der A-Jugend-Regionalliga auf dem Feld leiten.
Im Herbst soll die erste Kreismeisterschaft im eFootball stattfinden
Ebenfalls vom Buchholzer FC kommt der zwei Jahre ältere Daniel Piotrowski, der 2019/2020 in der B-Jugend-Bundesliga auf Einsätze hoffen darf. Insbesondere für die Altersgruppe der über 55-Jährigen interessant ist die Variante Walking Football, bei dem nur gegangen, nicht gelaufen werden darf.
Anders sieht es mit eFootball aus. Der Niedersächsische Fußball-Verband möchte im Januar 2020 die erste Landesmeisterschaft für das elektronische Fußballspielen an und mit der Konsole veranstalten. Jeder Kreisverband darf einen Vertreter entsenden. Im Kreis Harburg hätten zwei Vereine Interesse bekundet.