Buchholz. Der 19-jährige Pablo Broszio belegte bei seiner WM-Premiere den 52. Platz im Mehrkampf der Männer. Welches die nächsten Ziele sind.
Diese Konstellation hat es noch nicht gegeben. Normalerweise finden Kunstturn-Weltmeisterschaften jedes Jahr statt, 2019 zum Beispiel in Stuttgart. Die nächsten Austragungsorte heißen Liverpool (2022), Antwerpen (2023) und Osaka (2025). Nur in den Jahren Olympischer Spiele gibt es keine WM. Da Olympia in Tokio aber um ein Jahr verschoben wurde, gab es 2021 sowohl Olympische Spiele als auch Kunstturn-Weltmeisterschaften – das sogar im gleichen Land. Das als Austragungsort vorgesehene Kopenhagen gab die Titelkämpfe angesichts der Corona-Pandemie an den Weltverband zurück. Der FIG benannte die Stadt Kitakyushu im Süden Japans als neuen Austragungsort.
Qualifiziert waren unter anderem 194 Männer aus 54 Nationen
In den vergangenen Tagen traf sich die internationale Turn-Elite der Männer und Frauen nun zu den Welttitelkämpfen. Zu den 194 Männern aus 54 Nationen, die sich über diverse Qualifikationsrunden das Ticket erarbeitet hatten, gehörte ein Turner des TSV Buchholz 08. Grundsätzlich waren die Reihen der Spitzenkönner ausgedünnt, denn zweieinhalb Monate nach den Spielen in Tokio wollten sich längst nicht alle Athletinnen und Athleten auf einen zweiten Saisonhöhepunkt einstellen. Im deutschen Männeraufgebot gab es zum Beispiel keinen Turner, der auch bei Olympia dabei gewesen war. WM-Titel und -Medaillen wurden nur im Mehrkampf und an den Einzelgeräten vergeben. Einen Teamwettbewerb gab es bei nicht.
Mit dabei auf der großen Weltbühne des Turnsports war zum ersten Mal Pablo Broszio vom TSV Buchholz 08. Der 19-Jährige startet international für das Heimatland seiner Mutter, Panama, und gilt als Hoffnungsträger für eine Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Hatte der siebenfache Niedersachsenmeister vor zwei Jahren die Nominierung für die Junioren-Weltmeisterschaften in Ungarn noch hauchdünn verpasst, wurde er in diesem Jahr in der offenen Männerklasse für die Kunstturn-WM im Land der aufgehenden Sonne nominiert.
Nominierung im Juni, danach bis zu 30 Stunden Training pro Woche
Im Juni 2021 präsentierte sich Pablo Broszio erstmals auf großer internationaler Bühne. Er startete bei den Panamerikanischen Meisterschaften in der Olympiastadt von 2016, Rio de Janeiro. Schon um den Jahreswechsel herum hatte ihn der Turn-Verband Panamas für die WM nominiert. So blieben viele Monate Zeit für die zielgerichtete Vorbereitung. „Unser Bundesliga-Ass hatte sich akribisch auf die Welttitelkämpfe im Kunstturnen vorbereitet und das wöchentliche Trainingspensum auf nahezu 30 Stunden erhöht“, sagte Trainer Bernward Bade vom TSV Buchholz 08. Der Aufwand sollte mit einer sehr ordentlichen Platzierung belohnt werden. Bei seiner WM-Premiere belegte Pablo Broszio den 52. Platz im Sechskampf der Männer.
Persönlich wichtig: Der 19-Jährige konnte seine Mehrkampf-Punktzahl von den Titelkämpfen in Rio verbessern. Im Juni hatte Broszio 60,500 Punkte gesammelt, jetzt in Japan kam er als einer der jüngsten Teilnehmer auf 61,431 Punkte. Die höchsten Einzelbewertungen bekam der aus Bremen stammende Pablo Broszio an seinen Lieblings- und Spezialgeräten zugesprochen. An den Ringen turnte er 11,133 Punkte und am Barren sogar 11,533 Punkte. Die meisten Punkte bekam der 08-Turner für einen gestreckten Kasamatsu mit 12,633 Zählern schließlich am Sprung. An den drei weiteren Geräten kamen 9,933 (Boden), 9,333 (Reck) und 6,866 (Seitpferd) hinzu.
Wichtige Erfahrung auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2024
In einem dramatischen Duell kämpften zwei Turner um den Weltmeistertitel im Mehrkampf. Dabei unterlag der 20 Jahre alte Daiki Hashimoto aus Japan – er war in Tokio jüngster Mehrkampf-Olympiasieger der Geschichte geworden – dem ein Jahr älteren Boheng Zhang aus China um die Winzigkeit von 0,017 Punkten. Illia Kovtun aus der Ukraine gewann als bester Europäer WM-Bronze. Bester deutscher Mehrkämpfer war Carlo Hörr (TSV Schmiden) auf Platz 31.
„Ich konnte unbeschreibliche Erfahrungen in einer einzigartigen Atmosphäre gemeinsam mit den weltbesten Athleten sammeln. Das WM-Abenteuer war mit dem Blick auf die Spiele in Paris absolut wichtig für meine Entwicklung und Motivation“, zog Pablo Broszio emotional berührt ein positives Resümee.
Im November noch Südamerika-Meisterschaften in Argentinien
Damit hat er seine internationalen Top-Veranstaltungen für das Jahr 2021 allerdings noch nicht abgearbeitet. Nach den Auftritten in Brasilien und in Japan fliegt der 19-Jährige aus der Nordheide im November noch nach Argentinien. Dort startet Pablo Broszio als Vertreter Panamas bei den Südamerika-Meisterschaften. Eine weitere erlebnisorientierte Herausforderung auf dem Weg zum sportlichen Lebenstraum: den Olympischen Spielen 2024 in Frankreich.