Buchholz. Das wohnortnahe Training der Kinderperspektivteams wird auf vier weitere Jahrgänge ausgeweitet. Welche Idee die Vereine grundsätzlich verfolgen.
Im Juni vor zwei Jahren unterschrieben Vertreter des Buchholzer FC und aus dem Nachwuchsleistungszentrum des Hamburger SV eine Kooperationsvereinbarung. Zu diesem Zeitpunkt hatte Corona die Welt schon fest im Griff und niemand wusste, wann es den ersten Young Talents Day auf der Sportanlage am Holzweg geben würde. Diese spezielle Sichtungsmaßnahme veranstaltet der HSV normalerweise einmal pro Jahr mit all seinen Kooperationsvereinen. Dass es noch ganze zwei Jahre bis zur Premiere in der Nordheide dauern würde, vermutete im Sommer 2020 wohl niemand.
Umso größer war nun die Freude beim ersten Young Talents Day des HSV in Buchholz. Bei herrlichem Wetter stellten Jungen und Mädchen der Jahrgänge 2011 bis 2014 ihr Können vor den Augen der HSV-Talentscouts unter Beweis. Etwa 160 Kinder waren aus einem Umkreis von bis zu 100 Kilometern angereist. In sechs gemischten Mannschaften der Jahrgänge 2011/2012 beziehungsweise 2013/2014 absolvierten sie Turnierspiele und wurden allesamt mit Urkunden belohnt.
Zwei Jahre nach Vertragsunterschrift der erste Young Talents Day
Darüber erhielten die die talentiertesten Spieler Einladungen zu weiteren Sichtungsmaßnahmen des HSV. Die Premiere ist gelungen. Schon jetzt freuen sich die Verantwortlichen beider Fußballvereine auf den nächsten Young Talents Day – und der lässt hoffentlich nicht wieder zwei Jahre auf sich warten.
Unterdessen haben sich der Hamburger SV und Buchholzer FC darauf verständigt, die erfolgreiche Zusammenarbeit auszuweiten und damit die Jugendförderung im Süden Hamburgs zu intensivieren. Im Zuge der inhaltlichen Neugestaltung haben sich die Verantwortlichen ganz bewusst dafür entschieden, das Kinderperspektivteam (KPT) zu erweitern und dieses Konstrukt noch stärker zu leben. Kern der Neuausrichtung ist eine Ausweitung auf ältere Altersklassen, als das bislang der Fall gewesen ist.
Kinder können im Heimatverein bleiben, werden aber vom HSV gefördert
„Das Kinderperspektivteam für Spieler der Altersklassen U9 bis U11 war bisher das Herzstück unserer Zusammenarbeit. Damit bieten wir den besten Spielern der Region über ihr Mannschaftstraining hinaus ein zusätzliches Training an, das von HSV-Trainern geführt wird“, sagt Sportvorstand Christian Rohrer vom Buchholzer FC. „So erhalten Kinder frühzeitig eine Förderung durch den HSV, können aber in ihren Heimatvereinen bleiben und werden nicht aus ihrem sozialen Umfeld herausgerissen.“
Die Förderung vor Ort ist für den HSV der zentrale Grund, warum Kinderperspektivteams angeboten werden. „Es bringt uns nichts, wenn junge Talente im Alter von zehn oder elf Jahren schon viel Zeit im Auto verbringen müssen, um zum Training nach Norderstedt zu kommen. Dadurch verbrennt man Kinder“, so Sebastian Schmidt, Sportlicher Leiter im Grundlagen- und Aufbaubereich des HSV.
Buchholz einziger HSV-Standort mit Kinderperspektivteam im Süden Hamburgs
„Deshalb haben wir uns entschieden, rund um Hamburg verschiedene Standorte aufzubauen, an denen wir die Trainings anbieten. Wir kommen zu den Kids statt andersherum.“ Mittlerweile ist Buchholz der einzige HSV-Standort mit einem Kinderperspektivteam im Süden Hamburgs. Trainingseinheiten finden alle zwei Wochen auf der BFC-Anlage statt und werden von HSV-Coaches durchgeführt. Trainerinnen und Trainer des Heimatvereins haben die Chance, zu hospitieren.
Bislang endete die Zugehörigkeit zu den Perspektivteams mit Abschluss der Altersklasse U11. Deshalb waren die ältesten Teilnehmer beim Young Talents Day auch 2011 geboren. „Wir möchten unbedingt vermeiden, dass die Förderung dann ebenfalls endet und eventuell verpufft. Nach diesem Alter kann so viel passieren. Kinder kommen in die Pubertät und nehmen Entwicklungsschritte, die vorher vielleicht nicht absehbar waren“, erklärt Christian Rohrer die Idee. Um zu vermeiden, dass Talente nicht entdeckt werden, werde das Konzept des KPT-Trainings auf die Altersklassen U12, U13, U14 und U15 – also auf vier weitere Jahrgänge – ausgeweitet, teilten die Vereine gemeinsam mit.
Im Idealfall landen Talente in der U17- oder U19-Bundesliga beim HSV
„In Zukunft werden auch diese Jahrgänge von unseren Trainern, allen voran Jan Zenner, betreut. Seine Aufgabe wird es sein, das Training regelmäßig zu begleiten und sowohl Spielern als auch den Trainern weitere Tipps zu geben“, so HSV-Vertreter Sebastian Schmidt. Grundsätzlich gehe es unverändert darum, Kinder aus der Region bestmöglich vor Ort zu betreuen. „Im Idealfall bereiten wir sie so vor, dass sie in den höheren Altersklassen in der U17- oder U19-Bundesliga beim HSV bestehen können. Auf dieses Niveau möchten wir sie bringen. Deshalb ist es für uns wichtig, sie langfristig zu begleiten“, erklärt Christian Rohrer für den Buchholzer FC.
Sebastian Schmidt für den HSV: „Für uns kommen zwei Dinge zum Tragen: Zum einen können wir Spieler, die wir langfristig fördern, besser mit unseren HSV-Spielern vergleichen und einschätzen, ob oder wann ein Junge bereit ist, in das Nachwuchsleistungszentrum integriert zu werden.“ Zum anderen sei es natürlich ein wichtiger Ansatz, talentierte Spieler früh mit dem HSV in Verbindung zu bringen und gegenseitig Vertrauen zu entwickeln. Umso eher entscheidet sich ein Spieler irgendwann, das Trikot mit der Raute tragen zu wollen.