Lüneburg. Volleyballer verlieren auch zweites Play-off-Halbfinale 2:3 gegen Friedrichshafen und scheiden aus. Qualifikation für Europapokal geschafft.
Die Traurigkeit über das Ausscheiden hielt nicht lange an. Kurz saßen die Volleyballer der SVG Lüneburg mit leerem Blick auf der Bank und dachten über verpasste Chancen nach. Viele werden ihnen nicht eingefallen sein. Nach einem erneut spektakulären Kampf über die volle Distanz von fünf Sätzen unterlagen die LüneHünen dem VfB Friedrichshafen mit 2:3 (20:25, 26:24, 20:25, 25:18, 11:15). Weil der deutsche Rekordmeister auch das erste Play-off-Halbfinale mit 3:2 gewonnen hatte, steht Friedrichshafen in der Finalserie um die deutsche Meisterschaft. Für die SVG Lüneburg endet die Bundesligasaison auf dem sehr guten dritten Platz.
Wegen Corona: Selbst ist der Mann bei der Siegerehrung
Diese herausragende Platzierung ist der Grund dafür, dass die Spieler schnell wieder gute Laune bekamen. Nach Spielschluss erfolgte die Verleihung der Bronzemedaillen. In Corona-Zeiten müssen das die Akteure selbst in die Hand nehmen. So hängten Kapitän Michel Schlien und Co-Kapitän Tyler Koslowsky, die ihre Verträge jeweils um ein Jahr verlängerten, Mitspielern, Trainern und dem gesamten Funktionsteam eine Medaille um – Umarmungen inklusive. Beim anschließenden Gruppenbild für die Geschichtsbücher, als Konfettiregen niederging und ein Schild mit der Aufschrift „Bronze ist unser Gold“ im Vordergrund stand, hatten endgültig die strahlenden Gesichter die Oberhand gewonnen.
„Ich bin stolz auf diese Medaille, ich bin stolz auf dieses Team, ich bin einfach nur stolz“, sagte Trainer Stefan Hübner. „Wir haben Friedrichshafen in beiden Spielen einen riesen Fight geliefert, hatten das Gefühl, dass wir nah dran sind und können uns absolut nichts vorwerfen.“ Die SVG Lüneburg benötigte beim letzten Spiel in der Gellersenhalle in Reppenstedt eineinhalb Sätze, um im Spiel anzukommen. Im ersten Satz machte Friedrichshafens Diagonalangreifer Linus Weber die wichtigen Punkte, auch der zweite Satz schien aus Sicht der Gastgeber früh verloren (8:13). Dann aber spielte sich mit William Craft ein Akteur in den Mittelpunkt, der meistens auf der Bank sitzt. Weil Jordan Ewert nicht seinen besten Tag erwischte hatte, brachte Trainer Hübner den US-Amerikaner, der die SVG zum Satzausgleich führte. „Es gibt keinen besseren Bankspieler als Will“, sagte Hübner später.
Trainer Hübner lobt den „besten Bankspieler“ William Craft
Knackpunkt im dritten Satz war eine erfolgreiche Video-Challenge der Gäste. Statt 18:16 für Lüneburg stand es danach 17:17. Die SVG kam aus dem Tritt und verlor den Durchgang 20:25. „Wir wollten jeden Satz möglichst lange möglichst eng halten“, sagte Hübner. Das gelang den Lüneburgern im vierten Satz nicht, sie spielten sich in einen Rausch, setzten sich früh ab und stellten mit dem 25:18 den 2:2-Satzausgleich her. Im Tiebreak zogen sie wie im ersten Halbfinale jedoch den Kürzeren.
In der entscheidenden Phase agierte der 21 Jahre alte Nationalspieler Linus Weber (29 Punkte) wieder überragend und tütete den Sieg für die Gäste ein. Letztlich setzte sich der mit Nationalspielern vieler Länder besser besetzte Kader durch. Friedrichshafen konnte auf den Positionen Zuspiel, Mittelblock und Außenangriff permanent ohne Qualitätsverlust rotieren. Für die SVG kamen MVP Jannik Pörner und Viktor Lindberg auf jeweils 17 Punkte.
Gerüst der Mannschaft bleibt in der neuen Saison zusammen
„Vor der Saison hat sich die Mannschaft intern eine Medaille zum Ziel gesetzt“, verriet Stefan Hübner. „Das war ein hohes Ziel, aber wir haben es erreicht.“ Gerade nach der holprigen Hinrunde (9. Platz) alles andere als selbstverständlich. „Im neuen Jahr haben wir die Kurve gekriegt und mit einer unglaublichen Gruppe Unglaubliches geleistet. Viele haben am Limit gespielt“, so Hübner, der 2021 lediglich zehn Spieler einsetzen konnte. Für die kommende Bundesligasaison, die voraussichtlich Mitte Oktober beginnen wird, bleibt das Gerüst der Mannschaft zusammen. Einige Spieler werden gehen, einige neu dazukommen. Trainer Hübner hat noch einen Vertrag bis 2023.
Für die neue Spielzeit steht nicht nur der Wechsel in die neue Arena Lüneburger Land an, möglicherweise tritt die SVG Lüneburg erstmals im Europapokal, dem Challenge-Cup, an. „Als Dritter haben wir uns sportlich qualifiziert. Jetzt müssen wir mit unseren Partnern sprechen, ob das Projekt zu finanzieren ist“, blickte Stefan Hübner voraus.