Winsen. TSV Winsen verfehlt die angestrebten 750 Teilnehmer um ein Drittel. Das hat Gründe und ist nichts Ungewöhnliches in diesem Frühjahr.

Die Volkslaufserie im Landkreis Harburg ist zurück. Nach zwei Jahren mit allerlei Absagen, einigen alternativen Austragungsformen und nur wenigen Volksläufen in bekannter Form konnte der Startschuss für die Saison 2022 nun wieder wie gewohnt am 1. Mai in Winsen fallen. Pünktlich um 9 Uhr begaben sich die ersten 55 Läuferinnen und Läufer vom Schlossplatz auf ihre 21,0975 Kilometer lange Reise über den Stöckter Deich, entlang von Luhe, Ilmenau und Elbe und zurück in die Winsener Innenstadt.

Diese längste Strecke, der Halbmarathon, wird immer zuerst gestartet. Es folgten fünf weitere Disziplinen, die Hauptorganisator Klaus Heinsohn jeweils gemeinsam mit den Teilnehmern mit einem Countdown einleitete. Als Heinsohn am Ende eines auch für ihn anstrengenden Wettkampftages einen Strich zog, hatte er exakt 499 Teilnehmer auf dem Zettel.

Ex-Organisator Klaus Fischer springt kurzfristig als Helfer ein

„Wir sind realistisch genug, um das einschätzen zu können“, sagte der Mann, der normalerweise zusammen mit Maren Schiewe an der Spitze des etwa 40-köpfigen Helferteams des TSV Winsen steht. Schiewe musste bei der 38. Auflage des Stadt- und Deichlaufs aber krankheitsbedingt passen. Dafür sprang spontan ein Helfer mit jeder Menge Erfahrung ein. Klaus Fischer hatte das Event bis 2015 selbst federführend begleitet, nun übernahm er auf dem Schlossplatz und in der Bürgerhalle des Rathauses die eine oder andere Aufgabe.

Ursprünglich war das Ziel gewesen, etwa 750 Teilnehmer für den Stadt- und Deichlauf zu begeistern. Diese Marke wurde um ein Drittel verpasst. Keine Ausnahme in Zeiten wie diesen, erfuhr Heinsohn. Das Unternehmen, das fast jedes Wochenende eine andere Laufveranstaltung in Norddeutschland mit dem Chip am Schuh begleitet, berichtete ihm von Läufen im April, dass einige Veranstalter noch höhere Abschläge im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten zu verzeichnen hätten.

621 Voranmeldungen, aber keine Nachmeldungen zulässig

Einen anderen limitierenden Faktor hatte sich der TSV Winsen selbst ins Haus geholt. 621 Anmeldungen bis zum Meldeschluss eine Woche vor der Veranstaltung hätten in normalen Jahren locker auf ein Gesamtergebnis von 750 hingedeutet. „Insofern waren wir sehr nah dran an dem, was wir vor drei Jahren hatten.“ Allerdings waren diesmal keine Nachmeldungen zugelassen. Der Grund: ein zu großer Menschenauflauf in der Bürgerhalle, in er auch Voranmelder ihre Unterlagen abholen, sollte vermieden werden.

„Einerseits hat uns das Teilnehmer und Einnahmen gekostet. Andererseits sind Nachmeldungen mit einem hohen organisatorischen Aufwand verbunden, zum Beispiel für die Mitarbeiter der Zeitmessung, die die Daten schnell erfassen müssen. Da hätten wir wohl fünf Helfer mehr benötigt“, sagte Klaus Heinsohn. Beschwerden über diese erstmal angewendete Praxis habe es nur wenige gegeben.

Insgesamt hab er viele positive Rückmeldungen von Läuferinnen und Läufern erhalte. Einige monierten, dass der Untergrund auf der Krone des Stöckter Deichs diesmal besonders sandig und staubig gewesen sei. Das lasse sich nach einer längeren Phase ohne Regen aber nicht vermeiden.

Harburger Paul Jürß hat über zehn Kilometer fünf Minuten Vorsprung

Sportlich betrachtet, setzte sich in der teilnehmerstärksten Disziplin, dem Zehn-Kilometer-Lauf der Sparkasse Harburg-Buxtehude, schon kurz nach dem Start ein Läufer von den 148 Konkurrenten ab. Nach 37:08 Minuten für die 10,7 Kilometer hatte Paul Jürß aus Harburg das Ziel auf dem Schlossplatz erreicht – mit fünfeinhalb Minuten Vorsprung. „Ich bin das erste Mal in Winsen. Ein schneller Zehner passte gut in meinen Trainingsplan“, sagte der 23-Jährige mit neuen Schuhen an den Füßen.

Mit einem Vorsprung von mehr als fünf Minuten gewann Paul Jürß aus Harburg den Zehn-Kilometer-Lauf der Sparkasse Harburg-Buxtehude.
Mit einem Vorsprung von mehr als fünf Minuten gewann Paul Jürß aus Harburg den Zehn-Kilometer-Lauf der Sparkasse Harburg-Buxtehude. © HA | Markus Steinbrück

Die machten ihm ebenso wie die Konkurrenz keine Probleme. Normalerweise kommt der Duale Werkstudent vom Triathlon. Schwimmtraining war in Corona-Zeiten nur eingeschränkt möglich, also setzte Jürß verstärkt auf die Karte Laufen. Für die kommenden Wochen hat sich der Winsen-Sieger einen schnellen 10-km-Straßenlauf vorgenommen, gern deutlich unter 35 Minuten.

Brian Bo Lakämper: Deichlauf-Sieger, Abitur, Studium in Cambridge

Andere Pläne hat Brian Bo Lakämper aus dem Winsener Ortsteil Luhdorf. Obwohl er erst 17 Jahre alt ist, war der Läufer des HSV Stöckte Schnellster im Stadtwerke-Familienlauf über fünf Kilometer (20:38 min.). Derzeit „baut“ er sein Abitur am Luhe-Gymnasium. „Ich brauche noch ein paar Punkte für eine möglichst gute Note“, erzählt er nach dem Zieldurchlauf. „Im Herbst will ich zum Studium nach Cambridge.“

Dem Fach „Classics“ – einer Kombination aus den Sprachen Latein und Altgriechisch mit antiker Geschichte gilt Lakämpers Leidenschaft. „Das Fach ist in etwa vergleichbar mit klassischer Philologie in Deutschland. In England verfolgt man aber einen interdisziplinären Ansatz.“ Was ihm gut gefalle. Sportlich ist Brian Lakämper auch Fußball-Torwart im U19-Junioren-Kader des JFV Ahlerstedt/Ottendorf/Bargstedt/Harsefeld/Heeslingen, der als Tabellenführer der Niedersachsenliga das Aufstiegsspiel zur Regionalliga Nord vor Augen hat.

Hanseschule Winsen stellt die mit Abstand größte Gruppe

Pokale für die größten vorangemeldeten Gruppen gab es in drei Kategorien. Diese gingen bei den Schulen an die Hanseschule Winsen für 105 Teilnehmer, bei den Vereinen an den HSV Stöckte (45) und bei den Unternehmen an die Filiale der Hamburger Sparkasse in Winsen (21).

Weil der Wald- und Wiesenlauf des MTV Salzhausen nicht stattfindet (wir berichteten), geht es im Sparkassen-Heidjer-Cup, so der Name der Volkslaufserie, weiter am Sonnabend, 21. Mai, mit dem 24. HIT-felder Volkslauf des TSV Eintracht Hittfeld. Er bildet den Auftakt zu Aktionswochen „SeeVital 2022“, dem sportlichen Jubiläumsprogramm zum 50-jährigen Bestehen der Gemeinde Seevetal.

Nächster Volkslauf am Sonnabend, 21. Mai, in Hittfeld

Das Organisationsteam um Heiner Steeneck erwartet die Sportlerinnen und Sportler auf der Sportanlage Peperdieksberg, von dort geht es in den Staatsforst Sunder. Nach der Eröffnung erfolgt der erste Start um 13.30 Uhr für den 600-Meter-Kinderlauf. Es folgen weitere Kinder- und Jugendläufe, bevor von 14.30 Uhr an Läufe über 20,5 km, 10,6 km sowie Walking und Nordic-Walking gestartet werden. Den Abschluss bildet der beliebte Familienlauf über 4,5 km mit Mannschaftswertung.

Online-Anmeldungen sind möglich bis zum 12. Mai unter www.stgk.de.